Fertörakos: Sand im Getriebe des Tourismusprojekts
Von Michael Pekovics
Es ist weiter still bei Fertörákos am ungarischen Ufer des Neusiedler Sees. Wie berichtet ist dort ein rund 75 Millionen Euro teures Tourismusprojekt geplant. Ein Hotel mit 100 Zimmern, Hafen, Wasserpark und Sportstätten sollen den Uferbereich, der bis zum Fall des Eisernen Vorhangs der ungarischen Oberklasse vorbehalten war, zur Tourismusdestination machen.
Nach wie vor steht ein Schild bei der Zufahrt, dass der Bereich für Besucher und Badegäste gesperrt ist, weil hier Bautätigkeiten stattfinden. Bis auf das Fällen von Bäumen ist aber weiter nichts geschehen.
Wie die liberale, also oppositionelle Wochenzeitung HGV360° schreibt, hat das damit zu tun, dass das öffentliche Ausschreibungsverfahren für die zweite Bauphase seit März dieses Jahres mehrmals geändert worden sei, zuletzt erst Ende Juni. Auf der außerordentlichen Hauptversammlung der Soproner Stadtverwaltung meinte der für das Projekt zuständige Béla Kárpáti, Vizepräsident der Sopron Fertö Tourismusgesellschaft, dass sich bereits zehn Unternehmen für das Projekt beworben hätten. Wer diese sind, wurde allerdings nicht bekannt gegeben.
"Wettbewerbsnachteil"
Bei dieser Versammlung sickerte auch durch, dass die Umsetzung des Hotelprojekts noch einige Jahren dauern könnte, weil es nicht im Wirtschaftsprogramm der lokalen Regierung aufscheint. Laut HGV360° wurde dabei auch ein Bericht besprochen, in dem es sinngemäß heißt, dass „das Projekt durch die koordinierten Entwicklungen von Tourismusprojekten auf österreichischer Seite einem ernsthaften Wettbewerbsnachteil ausgesetzt ist“. Dazu passt auch, dass sich der Bau des noch vor der Corona-Krise geplanten Ökozentrums mit Vogelhaus und Aussichtsturm weiter verzögert.
Anträge wurden zurückgezogen
Zwar wurde bereits im Dezember 2019 der Antrag auf Baubewilligung gestellt, dieser dann aber wieder zurückgezogen. Vom Tisch dürfte das Projekt aber nicht sein, denn per Regierungsdekret wurde beschlossen, dass die Umsetzung des Projekts volkswirtschaftlich von größter Bedeutung sei. Indes wird das Projekt auch auf europäischer Ebene geprüft, und zwar von der Unesco und der EU-Kommission.
Wie eine Anfrage von zwei ungarischen EU-Abgeordneten ergab, sind die Dokumente Anfang des Jahres in der Kommission eingelangt. Ungarische Bürger und Umweltschutzinitiativen fordern außerdem eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung gemeinsam mit Österreich. Ein Appell, der auch von österreichischen Naturschützern immer wieder zu hören ist.