Energische Weichenstellungen im Landtag und am Dach
Von Michael Pekovics
Energie ist derzeit das bestimmende Thema. Da macht auch das Burgenland keine Ausnahme, am Donnerstag wird das unlängst von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) angekündigte Energie-Unabhängigkeitspaket im Landtag beschlossen – dazu später mehr.
Überraschender war die am Dienstag von Energie Burgenland (EB) und den Grünen einberufene Pressekonferenz mit dem Titel „Wir bauen die Energiezukunft“. Gemeinsam mit der Grünen Landessprecherin Regina Petrik, aber ohne Vertreter der SPÖ, kündigten Vorstandsvorsitzender Stephan Sharma und Netz Burgenland-Geschäftsführer Wolfgang Trimmel nämlich das Aus für die bisher geltende Einspeisegrenze von 20 KWp für Fotovoltaik-Anlagen (PV) an.
„Teil der Energiewende“
Diese hatte in den vergangenen Monaten zu zahlreichen Beschwerden von Gewerbe- und Landwirtschaftsbetrieben geführt, auch die Regulierungsbehörde e-Control war damit befasst. „Jetzt können auch sie Teil der Energiewende werden“, freute sich Petrik über die neue Möglichkeit, überschüssigen Strom ins Netz einspeisen zu können.
Möglich sei das, weil die Kapazität in den vergangenen Jahren um 300 Prozent gesteigert wurde, betonte Trimmel. Sharma kündigte an, bis 2030 weitere 630 Millionen Euro in den Netzausbau zu investieren. Dazu gehöre die Verstärkung bestehender sowie der Bau neuer Umspannwerke und die Errichtung von Hochspannungsleitungen. „Das System wird komplexer, der Verbraucher wird zum Erzeuger“, so Sharma.
Wie viel Energie braucht das Burgenland und woher kommt sie?
Im ganzen Land werden derzeit jährlich rund 14 Terrawattstunden (TWh) Energie verbraucht. Die Hälfte davon kommt laut Energie Burgenland aus erneuerbaren Quellen, die andere Hälfte wird importiert – zum überwiegenden Teil Gas, Öl und Atomstrom aus Osteuropa. Laut dem burgenländischen Energieversorger könnte der Großteil der Importe auch hierzulande produziert werden. Dazu bräuchte es allerdings 350 neue Windräder (1.800 Megawattstunden; MWh) sowie jede Menge PV-Anlagen in der freien Fläche. Denn das PV-Potenzial auf Dächern oder anderen versiegelten Flächen beläuft sich laut Energie Burgenland nur auf 500 MWh, die noch zu bauenden Anlagen in der Fläche würden zusätzliche 2.700 MWh bringen.
Wo entstehen die ersten Fotovoltaik-Projekte?
Die erste neue Anlage der EB geht demnächst in Punitz (sechs Hektar) in Betrieb. Dann sollen Schattendorf (17 ha), Nickelsdorf (170 ha) und Güssing (127 ha) folgen.
Was wird am Donnerstag im Landtag beschlossen?
Mit dem Energie-Unabhängigkeitspaket will die Landesregierung den schnelleren Ausbau von Wind- und Fotovoltaikanlagen ermöglichen, um damit die Unabhängigkeit von fossiler Energie rascher voranzutreiben. Bis zu einer Größe von zehn Hektar werden künftig Gemeinden für die Umwidmung von PV-Flächen zuständig sein, bei größeren Projekten von überregionaler Bedeutung entscheidet das Land mittels Verordnung. Weitere Neuerungen: Gemeinden erhalten künftig 700 Euro pro Hektar PV-Fläche (früher 350) und Anlagen mit einer Größe von bis zu 200 Quadratmeter sind künftig ohne Zonierung möglich(früher 100). Zudem werden PV-Anlagen bis 20 KWp bewilligungsfrei (früher 10).
Wie steht die Opposition zu den Plänen der SPÖ?
ÖVP und FPÖ sind strikt gegen das Vorhaben und bezeichnen es als „Politik mit der Brechstange“ und fordern „konstruktive Zusammenarbeit“. Auch die Grünen haben bereits das „Drüberfahren des Landes“ über die Gemeinden kritisiert, man müsse die Sorgen einzelner Kommunen ernst nehmen.
Die Landtagssitzung findet am Donnerstag statt, Beginn ist um 10 Uhr.