Der Wein soll den burgenländischen Tourismus auf Touren bringen
Von Stefan Jedlicka
Jeder fünfte Urlauber im Burgenland nannte im vergangenen Jahr den Wein als Grund für seinen Besuch. Da geht noch mehr, meint Herbert Oschep, Obmann des Weintourismus Burgenland. Auch wenn der Wert seit 2018 bereits beachtlich – nämlich von damals gerade einmal sechs Prozent – gestiegen ist, soll der Wein in Zukunft einen noch größeren Teil zum touristischen Erfolg und zur Wertschöpfung beitragen.
Dazu gründet das Land Burgenland gemeinsam mit dem Weinbauverband einen neuen Verein, der sich ausschließlich auf die touristische Vermarktung des Weinbaus und seiner Erzeugnisse konzentriert. Denn auch die Tradition rund um Heurige und Buschenschanken soll künftig stärker aufgearbeitet werden. „Wir wollen die Gäste unterhalten und Geschichten erzählen“, sagt Andreas Liegenfeld, Präsident des Weinbauverbandes.
„Emotionales Erlebnis“
Dazu soll unter anderem ein „House of Wines“ beitragen, zu dem die derzeitige Genussakademie in Donnerskirchen (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) umgestaltet wird. „Als erste Anlaufstelle für Weinliebhaber. Kein verstaubtes Museum, sondern ein interaktives Angebot, wo sich Gäste zum Beispiel ihre eigene Cuvée aus ihren Lieblingsweinen mischen können“, sagt Oschep. „Es geht dabei um ein emotionales Erlebnis.“
Neben Donnerskirchen sind weitere Standorte im Land geplant – beispielsweise in Gols und Deutsch Schützen. Details seien aber erst in Ausarbeitung, betont Oschep, der zur Mitarbeit einlädt: „Es soll hier nichts von oben verordnet werden, sondern jeder kann sich in den Prozess einbringen.“ Der Start ist bereits für 2022 geplant. Gesucht wird noch ein Geschäftsführer für den neuen Verein und die „Houses of Wines“.
Wein-Taxis für Besucher
„Wir verkaufen Millionen Flaschen Wein in die ganze Welt, bemühen uns gerade, die Märkte Skandinavien und USA weiter auszubauen. Die Voraussetzungen sind also sehr gut“, zeigt sich Liegenfeld überzeugt vom Erfolg der neuen Initiative. „Wir haben eine tolle Marke und enormes Potenzial.“
Begleitend sollen ein Ausbau der Radwege und Wein-Taxis oder andere Shuttle-Dienste für Weintouristen das Erlebnis vervollständigen. Gut besuchte Veranstaltungen, wie das Martiniloben, könnten mehrmals jährlich angeboten werden.
Chefsache
Welch hohen Stellenwert Wein und Tourismus im Burgenland genießen, sei seitens der Landespolitik bereits dadurch betont worden, dass beide Agenden direkt von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) betreut werden, betont Oschep. „Das ist einzigartig in Österreich.“ Und er wehrt sich gegen den Vorwurf, die neue Vereinsstruktur sei „eine Spielwiese für Funktionäre“. Denn: „Die Ergebnisse sind da, der Wein steht bei allen Marketingaktivitäten im Tourismus an erster Stelle. Das wurde in den vergangenen Jahren versäumt, aber jetzt ändert es sich.“