Chronik/Burgenland

Das Burgenland erinnert sich seiner jüdischen Geschichte

2014 hat sich das Burgenland erstmals am Europäischen Tag der jüdischen Kultur beteiligt. Bei den Veranstaltungen steht quer durch den Kontinent der jüdische Beitrag an der Europäischen Kultur im Mittelpunkt. In elf Gemeinden des Burgenlandes wird am 4. September das Schlaglicht auf die Geschichte, Traditionen und Bräuche der ehemaligen jüdischen Gemeinden und ihrer Bewohnerinnen und Bewohnern geworfen.

„Erneuerung“ lautet das Motto dieses Jahr. So erwartet die Besucher nicht nur spannende Führungen – in den beiden „erneuerten“ Synagogen in Kobersdorf und Stadtschlaining. Erwartet werden auch Zeitzeugen mit Bezug zum Burgenland.

Alfred Lang von der Burgenländischen Forschungsgesellschaft, die den Tag organisiert, spricht von regem Interesse. „Es kommen auch Besucher aus anderen Bundesländern, aber vor allem nehmen auch immer viele Einheimische daran teil.“

Originale aus 1670

In der Landeshauptstadt etwa findet im Schloss eine Kuratorenführung durch die Ausstellung „Shewa Kehillot – Die jüdischen Sieben Gemeinden unter den Fürsten Esterházy“ mit Historiker Felix Tobler statt.

„Die Ausstellung ist nicht nur die bisher umfangreichste und fundierteste zu dieser Periode der Geschichte der Burgenland-Juden, sondern auch eine einmalige Gelegenheit, historische Dokumente wie die berühmten ‘Schutzbriefe‘ einmal im Original zu sehen“, erklärt Lang.

Neue Erkenntnisse

Zudem gibt es neue Erkenntnisse bis in das 17. Jahrhundert: So konnte Tobler nachweisen, dass die Ausweisung der Juden 1670 im westungarischen Herrschaftsbereich der Esterházy auf Anordnung von Fürst Paul geschehen ist: Die Juden von Eisenstadt, Mattersdorf und Lackenbach mussten ihre Häuser verlassen. 1676 wurde die Ansiedelung wieder gestattet, sagt Lang.

Alle Inhalte anzeigen

Prominente Gäste

Ein Schwerpunkt liegt heuer in Kobersdorf. In der frisch renovierten ehemaligen Synagoge wird „Zeitgeschichte erlebt und erlebbar“. Zeitzeuge und Historiker Johann Hagenhofer wird über jüdische Schicksale erzählen. Zudem ist eine Liveschaltung zu einem Nachkommen der jüdischen Familie Winkler aus Kobersdorf, Uri Winkler, nach Tel Aviv geplant.

Ein Highlight werden auch die Lesungen von Mitgliedern des Ensembles der Schlossspiele Kobersdorf sein. So werden Maria
Hofstätter, Wolf Bachofner, Markus Freistätter und Zeitzeugin Theresia Ungersbäck am Sonntag in Kobersdorf erwartet.

Moderiert wird der Nachmittag (das Programm startet um 15 Uhr) von Orf-Kulturredakteurin Bettina Treiber.

In Stadtschlaining

Eine Führung durch die Jubiläumsausstellung "Wir sind 100. Burgenland schreibt Geschichte" und ein Besuch in der renovieretn ehemaligen Synagoge stehen auf Burg Schlaining am Programm.

Alle Inhalte anzeigen

Von Prinz Charles geehrt

Seinen Besuch im Burgenland hat überraschend auch Ernest Simon angekündigt. Simon kam 1930 in Eisenstadt zur Welt, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten mussten er und seien Familie fliehen. 2011 wurde Simon als Vorsitzender des Bereichs „Kommunikation“ in das Exekutivkomitee der jüdischen Organisation B'nai B'rith gewählt. Prinz Charles verlieh ihm im Vorjahr die British Empire Medal (BEM) für seine Verdienste um „Holocaust Education and Remembrance“.

Am Grab der Urgroßeltern

Einen Besuch hat vor Kurzem Liselotte Kastner der Heimatgemeinde ihrer Vorfahren abgestattet. Die Mutter der Medizinerin, die Cehmikerin Regine Kapeller-Adler, hatte 1933 einen neuen Schwangerschaftstest präsentiert – das Neue Wiener Journal berichtete  von einer „sensationellen Entdeckung", schildert Lang. Ihre Tochter hat nun die Gräber ihrer Urgroßeltern am Jüdischen Friedhof in Kobersdorf besucht.

Details zum Programm finden Sie unter www.forschungsgesellschaft.at

Die Eintritte sind frei. Bei den Führungen in Eisenstadt und Stadtschlaining gibt es eine begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldungen werden erbeten unter www.forschungsgesllschaft/edjc oder unter 0677/614 048 54