Burgenland statt EU: ÖVP-Chef Sagartz kehrt im Sommer 2024 heim
Von Thomas Orovits
Es war kein Parteitag, zu dem die ÖVP Burgenland am Samstagvormittag ins Kulturzentrum Mattersburg geladen hatte, aber die 300 Gäste bekamen von Parteiobmann Christian Sagartz doch so etwas wie eine Parteitagsrede zu hören. Der nach der Landtagswahl 2020 ans Ruder gekommene Chef der größten Oppositionspartei schwor seine Funktionäre auf die kommende Landtagswahl ein, die spätestens im Jänner 2025 stattfindet.
Der 42-jährige Sagartz, der in der ÖVP vom JVP-Chef bis zum Obmann der Gesamtpartei schon viele Stationen durchlaufen hat, versuchte in seiner rund 50-minütigen Rede einen "Gegen-Entwurf, als echte Alternative zur SPÖ Alleinherrschaft" zu skizzieren.
Sagartz arbeitete sich an SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil ab, der mit absoluter Mehrheit regiert, und dem der ÖVP-Chef Spaltung, Zentralisierung und Gängelung der Bevölkerung vorwarf. Die ÖVP stehe demgegenüber für "Miteinander, Regionalität und Freiheit", rief Sagartz den Gästen zu, denn das sei "die DNA der Volkspartei".
Inhaltlich variierte Sagartz, der betont umgangssprachlich statt hochdeutsch redete, die bekannte Kritik an der SPÖ - von der "Verstaatlichung" der Pflege, des öffentlichen Verkehrs oder des sozialen Wohnbaus bis zur "fehlenden Wertschätzung" für die Mitarbeiter des Landes und der Gemeinden.
Doskozil warf er vor, marxistische Politik zu machen, die Modell für seine österreichweite Karriere sein sollte. Doskozils "Lebenstraum", die Bundes-SPÖ zu führen, sei zwar geplatzt, aber der rote Landeschef habe dabei auch gezeigt, dass das Burgenland für ihn nachrangig sei. Sagartz`Fazit: "Es ist höchste Zeit, dass Doskozil die Führung des Landes abgibt und Platz macht für jemanden, der wirklich an der Spitze des Landes stehen will".
Dass er - Sagartz selbst - dieser Jemand sei, sagte der ÖVP-Obmann aber nicht.
Was er aber ankündigte, war seine Rückkehr ins Burgenland. Sagartz, der Anfang 2020 vom Landtag ins EU-Parlament wechselte, will die laufende Periode des EU-Parlaments durchdienen und bei der kommenden EU-Wahl in einem Jahr nicht mehr kandidieren.
Das genaue Prozedere ließ er noch offen, aber Sagartz hat 2020 auf sein Vorzugsstimmenmandat im Bezirk Mattersburg zugunsten von Julia Wagentristl verzichtet.
Ab sofort will der ÖVP-Chef aber seine Tour durchs Burgenland starten, um die Bevölkerung beim angepeilten Richtungswechsel in der Landespolitik einzubinden. "Während andere über alle drüberfahren, fahre ich in jede Gemeinde", kündigte Sagartz eine persönliche Einladung an alle Burgenländerinnen und Burgenländer zu den "Burgenland-Gesprächen" an. Er sei überzeugt, "dass wir reden müssen".
Sagartz schloss mit den Worten: "Es wartet viel Arbeit auf uns".
In Zahlen: Bei der Landtagswahl 2020 kam die "Liste Doskozil - SPÖ Burgenland" auf fast 50 Prozent der Stimmen, die ÖVP erreichte unter Sagartz`Vorgänger Thomas Steiner 30,6 Prozent.