Burgenland: Mit Öffnung beginnt das große Testen
Das Burgenland sperrt am Montag wieder auf und lässt sich dabei von Umweltmediziner Hans-Peter Hutter begleiten. In der Testregion Neusiedl am See und Parndorf sollen 60 bis 80 Prozent der Bevölkerung regelmäßig getestet werden, um beurteilen zu können, was Öffnungsschritte bewirken.
Die Vorerhebungen dazu haben Donnerstagmittag begonnen. Das Vorhaben sei organisatorisch zwar schwierig, aber "einzigartig", betonte Hutter im APA-Gespräch.
Eine Modellregion und die dafür nötige Infrastruktur in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen, erfordere viel Energie, sagte Hutter. Einen Tag nach der Ankündigung am Mittwoch wurde mit den Coronatests in Neusiedl und Parndorf begonnen, hieß es aus dem Büro von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Die Vorerhebungen müssten immerhin noch während des Lockdowns durchgeführt werden, um Vergleichswerte vor den Öffnungsschritten zu haben.
Man hofft, dass sich in den beiden Städten tatsächlich 60 bis 80 Prozent testen lassen werden. "Ziel ist eine Vollerhebung. Das ist die einzige Möglichkeit, valide Daten zu bekommen", sagte Hutter. "Wir müssen uns nach der Decke strecken, schauen, was geht, und dann das Beste daraus machen." Eine repräsentative Studie für das gesamte Burgenland sei nicht möglich, dafür fehle die Zeit. "Das würde wochenlanges Telefonieren erfordern", betonte Hutter.
Er werde nun laufend Daten erhalten, diese auswerten und sich anschauen, "wie es sich entwickelt oder eben nicht", sagte der Umweltmediziner. In den ersten drei Tagen werde sich wohl noch nichts zeigen, zumal man auch die Inkubationszeit berücksichtigen müsse.
Parndorf und Neusiedl als Testregion habe das Land ausgewählt. Er habe lediglich angeregt, dass es sich um größere Städte handeln müsse, "wo die Öffnungsschritte auch wahrgenommen werden". Ein kleines Dorf mit nur einem Gastronomiebetrieb und Geschäft sei dafür eher nicht geeignet. Außerdem könne man sich in den beiden Städten in Zukunft auch die Öffnung der Hotels anschauen, sollte das Vorhaben erfolgreich sein.
Hutter betonte zudem, dass das Ende des Lockdowns eine Entscheidung des Landes Burgenland sei, auf die er keinen Einfluss gehabt habe. Er begleite lediglich "eine Entscheidung, die auf politischer Ebene gefallen ist".
Überrascht von der Aktion wurde der Parndorfer Bürgermeister Wolfgang Kovacs (Liste Parndorf), zumal es in der 5.100-Einwohner zählenden Gemeinde zuletzt einen Anstieg bei den Fallzahlen gegeben habe.
Den nun gesetzten Schritt seitens der Landesregierung unterstützt Kovacs, in kürzester Zeit wurde eine Teststraße aufgesetzt. An dieser können fünf Personen gleichzeitig Spucktests absolvieren. Die erste öffnete noch vor dem Wochenende, drei sollen es schlussendlich sein, wobei das Personal vom Land gestellt wird, erklärte Kovacs im Gespräch mit der APA. Die von Landeshauptmann Doskozil genannte Teilnehmerquote von 60 bis 80 Prozent sei "unheimlich hoch gelegt", er appelliert aber an die Bevölkerung, an der Aktion teilzunehmen: "Wir haben Flugblätter an alle Haushalte verteilt und informieren auf der Homepage."
Kovacs verwies auf die Betriebe und Schulen: "Wir fangen nicht bei Null an, viele müssen ohnehin schon testen. Wir machen mit, wir leiden ja alle unter dieser Situation und dürfen nichts unversucht lassen." Die neue Teststraße steht den Einwohnern Parndorfs - inklusive Nebenwohnsitzlern sind es 5.700 - zur Verfügung. Die Gemeinde zählt außerdem über 5.000 Arbeitsplätze, wobei diese Personen in den Betrieben oder von mobilen Teams getestet werden sollen, so der Bürgermeister.
In Neusiedl am See wurde die ebenfalls täglich geöffnete Teststraße in der Veranstaltungshalle errichtet. Getestet wird direkt in der Teststraße oder zuhause, denn die Spucktests können auch abgeholt und selbstständig durchgeführt werden. Als Eintrittstest gilt allerdings weiterhin nur ein in der Teststraße durchgeführter Test. "Wir in Neusiedl am See wollen hier maßgeblich ein Zeichen setzen und die Bürgerinnen und Bürger dazu bewegen, sich zweimal wöchentlich testen zu lassen, um ein klares Bild über die aktuelle Lage zeichnen zu können", erklärte Bürgermeisterin Elisabeth Böhm (SPÖ). Damit soll der Weg zurück zur Normalität gelingen.