Geometrische Sichtweisen prägen Christian Eders Kunst
Von Paul Haider
Geometrische Formen sind sein tägliches Brot. Was Christian Eder in seinem Atelier in Illmitz erschafft, hat immer mit geraden Linien, Dreiecken, Kreisen oder Ovalen zu tun.
Der 57-jährige Künstler hat sich einem abstrakt-geometrischen Stil verschrieben und ist damit seit über 20 Jahren erfolgreich. Seine Werke sind in den letzten zwei Jahrzehnten um die Welt gegangen, wurden in Athen, Italien, Polen und Deutschland bewundert. Die in Öl oder Acryl gemalten Bilder können auf den ersten Blick minimalistisch wirken, um beim näheren Betrachten eine vielschichtige Komplexität preiszugeben.
„Mich fasziniert das Wechselspiel zwischen Ordnung, Geometrie und Wahrnehmung. Immer wieder kommt die Frage auf, wie funktioniert Wahrnehmung? Und: Wie ist die Gegenwart konstruiert?“, erläutert Christian Eder seinen Zugang zur Kunst bei einem Rundgang durch sein Atelier, einem alten Illmitzer Lagerhaus.
Eders Kunst erweckt den Anschein, akribisch berechnet zu sein, doch der Schein trügt: Beim Malen legt er Jazz oder Blues auf, meist hat er am Anfang keine Vorstellung davon, wie das fertige Bild aussehen wird: „Es ist ein Abbilden des Prozesses selbst, der da passiert. Es schaut zwar nicht so aus, aber der Zufall spielt eine große Rolle. Es kann schon passieren, dass während der Arbeit Erkenntnisse auftauchen, die völlig neu sind, und dann eingebaut werden“, gibt Eder einen Einblick in seine spontane Methodik.
„Ich habe schon in der Kindheit gezeichnet. Ich war ein unruhiger Geist, das Zeichnen war eine Möglichkeit, sich mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen“, erzählt Christian Eder von seinen künstlerischen Anfängen. In Jugendtagen malt er vor allem Naturimpressionen seiner Heimat.
Nach Jahren bei der Bergrettung und dem Studium in Innsbruck zieht es den Westösterreicher in den Neunzigern nach Wien, wo seine Karriere Fahrt aufnimmt. Er bekommt einen Job in der Österreichischen Galerie im Belvedere, wo er für die Vermittlung von mittelalterlichen Gemälden zuständig ist.
Geometrie der Tafelmalerei als Inspiration
In dieser Tätigkeit erfährt er auch die Initialzündung für seinen heutigen Stil: „Das war bei mir die Auseinandersetzung mit der spätgotischen Tafelmalerei. Da sind immer geometrische Grundkonstanten drin. Wenn man eine Folie über die Bilder hängt, dann sieht man gleichschenkelige Dreiecke und dergleichen, die stimmen haargenau. Das hat mich unglaublich fasziniert und dadurch habe ich darüber nachgedacht, was ein Bild eigentlich zum Bild macht.“
Als sich erste große Erfolge mit seinen geometrischen Werken einstellen, entschließt sich Christian Eder zur Jahrtausendwende schließlich, die Kunst zu seinem Hauptberuf zu machen.
Einige Jahre später zieht es Eder noch weiter in den Osten. „In Wien habe ich gemerkt, dass mir der Bodensee fehlt. Eines Tages hat dann ein alter Freund zu mir gesagt: ,Fahr doch mal nach Illmitz, ich könnte mir vorstellen, dass du dich da wohlfühlst.‘“
Und so war es dann auch: Seit 2015 lebt Christian Eder mit seiner Familie in Illmitz. Das pannonische Klima sei seiner Kunst ebenso zuträglich wie das burgenländische Lebensgefühl: „Das Wetter ist viel milder als in Vorarlberg. Die Wärme und das Licht helfen mir als Maler sehr. Uns taugt auch die Offenheit, die Leute sind sehr aufgeschlossen“, schwärmt Eder. Auch die Weine von den Illmitzer Weltmeisterböden würden die Kunst fördern, schwört der gebürtige Bregenzer schmunzelnd: „Kunstinteressierte sind oft auch Weingenießer – das lässt sich in Illmitz super kombinieren“.
Christian Eder wurde 1964 in Bregenz geboren. Er hat in Innsbruck und Wien Pädagogik, Psychologie und Kunstgeschichte studiert und blickt auf Studienaufenthalte in Mexiko, Guatemala und London zurück
Eders Werke befinden sich in öffentlichen Sammlungen in Wien, Innsbruck, Steyr und Feldkirch. Mehr Infos zum Künstler und zu den nächsten Ausstellungen unter:
christianeder.com
Der heiße Sommer 2021 ist für den Geometrie-Maler wieder ein sehr arbeitsreicher, während er sich auf die nächsten Ausstellungen vorbereitet: „Im Sommer bin ich immer ein bisschen aufgekratzt, weil ich nur ein paar Monate habe, um alles auf die Leinwand zu bringen. Bei mir gibt es einen Winter- und einen Sommerzyklus. Im Sommer arbeite ich mit Öl, im Winter steige ich auf Acryl um. Denn im Winter wird die Ölfarbe so hart, dass ich sie nicht mehr gut bearbeiten kann“, gibt Eder einen weiteren interessanten Einblick in sein künstlerisches Schaffen.