Familienbetrieb: Kerzen aus Meisterhand
Aus mehr als 60 verschiedenen Farben können Kunden wählen, wenn sie bei der Kerzen- und Lebkuchenmanufaktur Nagy in Salzburg Weihnachtskerzen kaufen. Die speziellen Wünsche können dank der Taucherei vor Ort in wenigen Minuten erfüllt werden.
Allerdings gibt es am Christbaum keine großen Trends. „Dunkelrot und Champagner sind jedes Jahr bei Weitem die gefragtesten Farben“, sagt Nagy-Miteigentümerin Elisabeth Maislinger.
Gemeinsam mit ihren Geschwistern Gabriela Adlmanseder und Wolfgang Svoboda führt sie das Unternehmen mit rund zwanzig Mitarbeitern in der fünften Generation. 1879 wurde Nagy als Lebzelter & Wachszieher gegründet.
Heute produziert es neben Lebkuchen Kerzen in verschiedenen Formen und Farben – und für verschiedene Anlässe von kirchlichen Andachtskerzen über Taufkerzen bis hin zu Fackeln. Die Produktion und der Hauptverkauf befinden sich in der Salzburger Sterneckstraße.
„Zu Weihnachten sind wir außerdem am Markt am Domplatz vertreten“, sagt Elisabeth Maislinger. Die Kerzenmanufaktur Nagy ist einer der letzten Handwerksbetriebe dieser Art. In ganz Österreich gibt es nur mehr drei andere Unternehmen, die das Wachsziehen in Handarbeit machen.
Lebzelterei und Wachszieherei wurden traditionell gemeinsam ausgeübt, weil der selbe Rohstoff-Lieferant benötigt wurde: die Bienen – Honig für den Lebkuchen, Wachs für die Kerzen. Ursprünglich war es auch ein Lehrberuf, nun gilt die Kerzenproduktion als freies Gewerbe.
Ziehen, Gießen, Tauchen
In der Produktion bei Nagy werden drei Verfahren angewendet: Ziehen, Gießen und Tauchen. Ganz allgemein bedeutet Wachsziehen, dass der Docht aus dem Wachs herausgezogen wird.
Diese Arbeit erledigen Zugmaschinen. An diesen werden meterlange Dochte aufgespannt und mehrmals durch eine Tonne mit Wachs gezogen. Pro Durchgang werden so rund 150 Meter hergestellt. Später werden die langen Kerzen zurechtgeschnitten.
In der hauseigenen Verziererei, wo fünf Mitarbeiter tätig sind, werden Hochzeits-, Trauer- und Taufkerzen nach individuellen Wünschen veredelt. Dieser Bereich ist sehr aufwendig: Schriften werden anhand einer Folie vorgezeichnet und von Hand mit einer feinen Nadel in das Wachs eingraviert. Auch die Bemalung von ganzen Reliefmotiven, die an der Kerze angebracht werden, sind arbeitsintensiv.
Im Familienbesitz sind außerdem rund 800 Modeln, vorwiegend mit religiösen Motiven. Diese dienen als Formen, um Wachs von oben hineinzugießen. Allerdings geschieht das heute nur noch selten. Viel häufiger produziert Nagy individuelle Kerzen im Glas, die von der Gastronomie geordert werden.
Ob Nagy von der sechsten Familiengeneration weitergeführt wird, ist derzeit noch offen. „Wir sind auf der Suche nach Nachfolgern“, sagt Elisabeth Maislinger.