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Yogamatten bis Trinkflaschen: So viel Gift ist in Sportartikeln

Da können einem die gut gemeinten Neujahrsvorsätze schnell wieder vergehen: Ob Trainingsbälle, Yogamatten, Gymnastikschuhe oder Trinkflaschen - ein groß angelegter Tests von Sportartikeln brachte besorgniserregende Ergebnisse, ein Teil der Produkte hätte gar nicht verkauft werden dürfen.

Während Fitnesscenter und Sportstätten weiter Covid-bedingt geschlossen bleiben müssen, bemühen sich viele, mit Heimtraining den Lockdown-Kilos den Kampf anzusagen. Die Umweltschutzorganisation Global 2000 ließ daher beliebte Sportartikel für den Heimgebrauch auf Schadstoffe testen. Deren Chemikalien-Expertin Waltraud Novak berichtet von wenig erfreulichen Ergebnissen: „Es ist erschreckend, dass Sportartikel wie Hanteln, Gymnastikbälle oder Springseile mit gesundheitsschädlichen Chemikalien belastet sein können.“

Verbotene Stoffe enthalten

82 Proben aus 13 verschiedenen europäischen Ländern wurden in einem externen Labor auf sogenannte „besonders besorgniserregende Substanzen“ (auch bekannt als SVHC = Substances of Very High Concern) untersucht. Darunter fallen Weichmacher, Flammschutzmittel, Schwermetalle oder Alkylphenole. Getestet wurden Produkte wie Gymnastikbälle, Yogamatten, Hanteln, Springseile, Schwimmutensilien, Wasserflaschen oder Gymnastikschuhe. 

Sieben Produkte enthielten die Weichmacher DEHP oder DIBP, die in der EU verboten sind. Produkte, die diese Stoffe in Konzentrationen über 0,1% enthalten, dürfen ab Juli 2020 nicht mehr in Verkehr gebracht werden. DIBP wurde jedoch in einer Konzentrationen von 41 % in einem Pilates-Ball und 35 % in einem Trainings-Ball gefunden. „Weichmacher können aus Artikeln ausdünsten, und der Mensch ist über Haut und Atmung diesen Stoffen ausgesetzt“, erklärt die Expertin. „Dass wir sie nun in Fitness-Artikeln gefunden haben, die die Gesundheit fördern sollen, ist umso erschreckender.“

Hormonell wirksam 

Viele Weichmacher - sogenannte Phthalate - haben endokrine Wirkungen. Das heißt, diese Substanzen können die Hormone im Körper stören, die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und ungeborene Kinder schädigen, indem sie z.B. die sexuelle Reifung behindern. Einige Phthalate zeigen antiandrogene Wirkungen, wie eine verringerte Testosteronproduktion, und können die Hodenfunktion schädigen. Novak weiter: „Unser Test zeigt ein generelles Problem auf: Besorgniserregende Substanzen haben in Alltagsgegenständen nichts verloren.“

GLOBAL 2000 fordert den raschen Ersatz von giftigen Chemikalien durch sichere Alternativen. Firmen müssen ihre Lieferketten besser unter Kontrolle haben und der Gesetzgeber ist gefordert, Unternehmen in ihren Bemühungen um Ersatz durch Förderung der Forschung zu unterstützen. Gleichzeitig sind aber eindeutig auch strengere und durchgängige Kontrollen nötig.

Tipps für Konsumenten

Die Umweltschutzorganisation hat eine Reihe von Tipps zusammengestellt, an denen sich Konsumenten beim Kauf orientieren können:

  • Wenn möglich, Alternativen zum Kunststoff-Artikel aus anderen, verträglicheren Materialien verwenden
  • Vermeiden Sie allzu billige Kunststoff-Artikel, insbesondere aus Weich-PVC oder dunklem Hartplastik
  • Achten Sie auf den Geruch des Artikels. Riecht der Gegenstand stark und undefinierbar, quasi „chemisch“, kaufen Sie den Gegenstand nicht
  • Achten Sie auf Umweltzeichen, wie das Österreichische Umweltzeichen, das EU-Eco-Label oder den Blauen Engel
  • Scannen Sie Produkte, die Sie kaufen möchten, mit der „Scan4Chem“-App und senden Sie eine SVHC-Anfrage an den Verkäufer oder Hersteller des Artikels. Scannen Sie so viele Produkte wie möglich mit der „Scan4Chem“-App, um den Unternehmen zu zeigen, dass die VerbraucherInnen sichere Produkte wollen.

 

Den Link zum gesamten Test finden Sie hier.