Wissen/Wissenschaft

Zoo von San Diego: Menschenaffen mit Coronavirus infiziert

Als sich die ersten Großkatzen mit dem Coronavirus ansteckten, war die Aufregung groß. Wissenschafter beruhigten angesichts neuer Übertragungswege, allerdings warnten Tierschützer vor einem Übergreifen auf Wildpopulationen.

Wie jetzt bekannt wurde, steckten sich vor einigen Wochen zwei Gorillas im Zoo von San Diego mit dem Coroanvirus an. Am 6. Jänner 2021 husteten sie auffällig: Als dann auch andere Tiere der Gruppe leichte Erkältungssymptome zeigten, wurden Kotproben getestet und so die Infektion mit SARS-CoV-2 nachgewiesen.

Ergänzende Tests haben das Ergebnis bestätigt, damit handelt es sich um die ersten dokumentierten Fälle von infizierten und erkrankten Menschenaffen. Ob sich alle Gorillas der Gruppe angesteckt haben, wird noch überprüft. Die Tiere befinden sich in Quarantäne.

"Dies zeigt uns einmal mehr, wie eng der Mensch mit der gesamten Natur verbunden ist und der Transfer von Zoonosen in beide Richtungen erfolgt", sagte die weltbekannte Tierschützerin Jane Goodall in einer ersten Reaktion auf die Meldungen aus San Diego.

"Für Menschenaffen, die genetisch so nah am Menschen und daher besonders anfällig für menschliche Krankheiten sind, ist die Bedrohung durch Covid-19 genauso real wie für uns."

Wie geht es den Affen jetzt?

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Aufgrund der Ähnlichkeit der DNA von Mensch und Menschenaffe – jene der Schimpansen etwa ist zu 98,8 Prozent mit unserer ident – sind Menschenaffen ebenso anfällig für Atemwegserkrankungen wie Menschen.

Im Fall des Corona-Virus ist die Proteinsäure-Sequenz des ACE2 Rezeptors entscheidend. ACE2 ist der Rezeptor, über den SARS-CoV-2 in die Zelle gelangt. Alle Menschenaffen, ob afrikanische oder asiatischen Primatenarten, besitzen dieselben 12 Aminosäurereste wie der Mensch, an die das Virus andockt. Daher geht die Jane Godall-Stiftung davon aus, dass Menschenaffen sehr anfällig für SARS-CoV-2 und dessen Auswirkungen sind.

Der Zoo reagierte in einer Stellungnahme noch abwartend.

Die Bedeutung für Wildpopulationen

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Das Fallenentfernungsprogramm im Kibale Nationalpark sowie die Schutzstationen für verwaiste und gefangen genommene Schimpansen des Jane Goodall-Instituts in Afrika haben bereits seit Februar 2020 strenge Quarantäne- und Sicherheitsmaßnahmen eingeführt, um eine Übertragung zu verhindern.

Dennoch könne man eine Erkrankung nicht ausschließen: Zwar sind viele Nationalparks in Afrika zum Schutz der Tiere geschlossen, allerdings halten sich Tiere nicht an Grenzen der Parks, sodass der Kontakt mit Menschen in anliegenden Gebieten nicht ausgeschlossen werden kann. Eine weitere potentielle Gefahr sind Wilderer, die trotz Verbot auf Märkten die Tiere als "Bushmeat" verkaufen.

"Wenn wir nicht rasch lernen, achtsam mit anderen Lebewesen und Ökosystemen umzugehen, waren weltweit hunderttausende Tote, zerstörte Existenzen und Milliardenrettungspakete erst der Anfang", so Diana Leizinger, Geschäftsführerin des Jane Goodall-Instituts.

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