Wie Wölfe und Schafe zusammenleben können
Die Almsaison ist eröffnet und damit die Diskussion um die Rückkehr der Wölfe in ihre alte Heimat. Nach Angaben des WWF leben derzeit etwa 45 Wölfe in Österreich. Neben drei bestätigten Rudeln wurden 2021 zusätzlich 36 Individuen nachgewiesen. Dabei handelt es sich vor allem um junge Wölfe aus den Nachbarländern, die auf der Suche nach neuen Territorien durch Österreich streifen.
Herdenschutz und Hirtenwesen fördern
"Menschen sind an den Anblick von Rehen, Hirschen und Wildschweinen gewöhnt, aber nicht an den Anblick von Wölfen", sagte WWF-Wolfsexperte Christian Pichler. Trotzdem sei das nicht Grund genug für den Abschuss. Die Naturschutzorganisation fordert daher mehr Unterstützung im Aufbau von Herdenschutz und eine Wiederbelebung des Hirtenwesens nach Vorbild der Schweiz.
Maßnahmen nach Schweizer Vorbild
"Ohne Herdenschutz geht es nicht. Das ist nach Jahren hitziger Diskussionen auch in Wolfs-kritischen Kreisen der Schweiz Konsens", sagt Daniel Mettler von der Schweizer landwirtschaftlichen Beratungsstelle AGRIDEA. Für ihn sind Abschüsse ein Bestandteil des Managements, aber nicht das erste Mittel der Wahl. „Insbesondere Behirtung und Schutzhunde halten im alpinen Raum effektiv Wölfe ab. Zugleich ermöglicht eine konsequente Herdenführung ein besseres Weidemanagement und vermindert andere Todesursachen wie Stein- und Blitzschlag oder Krankheiten”, sagt Mettler.
Wertvolle Rolle von Wölfen in der Natur
Experten betonen seit langem die wichtige Rolle von Wölfen für die Natur: „Wölfe dämmen die Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen ein, indem sie kranke und schwache Wildtiere erbeuten. Außerdem helfen Sie den Jägerinnen und Jägern beim Dezimieren des hohen Schalenwildbestands und reduzieren damit große Schäden am Jungwald.“ Die viel zu hohe Anzahl an Hirschen oder Wildschweinen verursache jährlich Verbissschäden in Millionenhöhe, betont Pichler.
Zugleich würden aber kaum Mittel fließen, um ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben mit Wölfen zu ermöglichen. „Der Wolf ist aus gutem Grund europaweit streng geschützt. Schafe derzeit leider noch viel zu wenig“, sagt Pichler. Er plädiert für ein besseres Management. In der Schweiz dagegen halten die geregelte Behirtung und der Einsatz von Schutzhunden Wölfe effektiv ab.
Erfolge in Tirol
„Erste Erfolge bei Herdenschutz-Pilotprojekten sieht man in Tirol. Auch bei Förderung und Information gibt es hier Fortschritte. Doch es bleibt viel zu tun. Andere Bundesländer hinken noch weit hinterher. Das Land Kärnten etwa lässt Landwirte noch vollkommen im Stich. Es fehlt an sachlicher Information und am politischen Willen, Nutztiere besser zu schützen“, zeigt Pichler Verständnis für die Verunsicherung von Betroffenen.