Wissen/Wissenschaft

Hengstschläger neuer Präsident der Gesellschaft für Stammzellforschung

Markus Hengstschläger, Leiter des Zentrums für Pathobiochemie und Genetik an der Medizinischen Universität Wien, ist neuer Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Stammzellforschung (ASSCR, Austrian Society for Stem Cell Research).

Embryoide bis Organoide: Stammzellforschung liefert laufend neue Erkenntnisse 

Wissenschaftlich war das vergangene Jahr 2023 von einer Reihe neuer Erkenntnisse aus dem Bereich der Stammzellforschung geprägt. Fortschritte bei der Entwicklung von Embryoiden (Embryo-ähnlichen Strukturen) aus Stammzellen ermöglichen völlig neue Einblicke in die menschliche Embryonalentwicklung. Das ist relevant dafür, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, welchen Einfluss die Gene darauf haben, dass bestimmte Erkrankungen schon in einer Frühphase der menschlichen Entwicklung entstehen. Auch die Gründe, warum viele Embryonen keine Schwangerschaft auslösen oder zu Fehlgeburten führen, werden noch nicht ausreichend verstanden.

Zu den bereits etablierten Organoiden (aus Stammzellen entwickelte Mini-Modelle für Organe) für das Gehirn, die Haut, die Leber oder den Darm etwa, sind im Vorjahr neue Modelle für das Herz dazugekommen, die alle dafür eingesetzt werden können, um die Entstehung entsprechender Krankheiten besser zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln. 

Eizellen und Spermien, hergestellt aus wandlungsfähigen Stammzellen, die wiederum aus Hautzellen kreiert wurden, könnten eines Tages Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch neue Hoffnung geben. Und auch die im Jahr 2023 zugelassenen ersten Gentherapien auf Basis der Genschere CRISPR/Cas9 wären ohne vorausgegangene jahrelange Grundlagenwissenschaft im Bereich der Stammzellforschung undenkbar.

Forschungszweig in Österreich weiter stärken 

"In Österreich gibt es Wissenschafterinnen und Wissenschafter, die in verschiedenen Bereichen der Stammzellforschung höchst erfolgreich arbeiten", sagt Hengstschläger. Als Präsident der 2018 gegründeten Gesellschaft für Stammzellforschung wird es künftig seine Aufgabe sein, diesen Forschungszweig weiter zu stärken und die darin tätigen Forschenden besser zu vernetzen. 

Erklärte Ziele der Gesellschaft sind auch die Förderung junger Wissenschafterinnen und Wissenschafter, die Vermittlung der Bedeutung dieses Forschungsgebietes für die Medizin und die Einordnung neuer Erkenntnisse im Rahmen eines ethischen Diskurses.

Markus Hengstschläger ist Leiter des Instituts für Medizinische Genetik und Organisationseinheitsleiter des Zentrums für Pathobiochemie und Genetik an der Medizinischen Universität Wien. Er ist unter anderem stellvertretender Vorsitzender der österreichischen Bioethikkommission, Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich, Kuratoriumsmitglied des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds und Gründer und Leiter des Symposiums "Impact Lech".