Wissen/Wissenschaft

Hart im Nehmen: Spechte klopfen auf Holz, ohne Kopfweh zu bekommen

Spechte sind von Natur aus unerschütterliche Kraftlackel. Trotz ihrer Leichtbauweise, die sie zu versierten Überfliegern macht, hämmern sie tagein tagaus auf hartes Holz. Sie bohren Löcher, um ein Zuhause für ihren Nachwuchs und Nachmieter zu bauen, auf diese Weise beschaffen sie Nahrung und sie grenzen damit lautstark ihr Revier ab.

Jetzt hat ein internationales Forschungsteam herausgefunden, dass die Vögel ohne Stoßdämpfer im Schnabel arbeiten – und trotzdem kein Kopfweh bekommen.

Wie der Hammer auf den Nagel

Bisher gingen Experten davon aus, dass das unermüdliche Klopfen durch ein Verbindungsstück zwischen Schnabel und Hirnschädel abgefedert wird. Nun schreibt Sam Van Wassenberg von Universität Antwerpen im Fachmagazin „Current Biology“: „Die Köpfe der Spechte fungieren beim Picken im Grunde als steife, massive Hämmer.“ Ein abgeschwächter Einsatz des Mundwerkzeugs wäre kontraproduktiv. Schließlich will der gefiederte Schwerarbeiter möglichst effizient Löcher bohren; ein Nagel geht auch besser mit ungebremstem Schlag in die Wand.

Drei Spechtarten aus vier Zoos beobachtet

„Wir haben Helm-, Bunt- und Schwarzspechte in vier Zoos aufgenommen und mehr als 100 High-Speed-Videos ausgewertet“, schildert Studien-Co-Autorin Christine Böhmer von der Uni Kiel. Außerdem untersuchten die Biologen die Knochen und Weichteile von Tieren, die eines natürlichen Todes gestorben waren, mittels Tomografen. Die 3-D-Bilder nutzten sie dann, um in Computersimulationen mehr über die Anatomie des Federviehs herauszufinden.

Ganz ohne Gehirnerschütterung

„Es gibt keine Schockabsorption; die Kraft geht direkt auf den Stamm“, fasst Böhmer zusammen. Dabei konnten selbst die stärksten Stöße dem Spechtgehirn keinen Schaden zufügen. Eine evolutionäre Anpassung der Extraklasse. Böhmer: „Wirken vergleichbare Schockwellen auf das menschliche Gehirn, wie bei Rugbyspielern, führt das langfristig zu gesundheitlichen Problemen.“