Wissen/Wissenschaft

Studie mit ätherischen Ölen: Wie Düfte unsere Erinnerung stärken

Ein Aroma-Diffusor und sieben Duftkartuschen gefüllt mit diversen ätherischen Ölen: Was nach Wohlfühl-Accessoires klingt, bildet das Herzstück einer kürzlich veröffentlichten Studie.

Das Ziel der dahinterstehenden neurobiologischen Forschungsgruppe: Zu ergründen, wie Düfte auf das menschliche Erinnerungsvermögen wirken. Ihre Erkenntnisse sind bedeutsam – und könnten die Rutsche für neue Behandlungsansätze bei Demenz legen.

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Aber zunächst kurz zur wissenschaftlichen Ausgangslage: Viele Erinnerungen sind in unserem Gehirn mit Gerüchen verknüpft. Anatomisch besteht eine enge Verbindung zwischen dem Geruchssystem und Hirnregionen, die mit dem Gedächtnis assoziiert sind. Das erklärt, weshalb Düfte oft lebhafte Erinnerungen wecken.

Nachts das Riechorgan stimulieren

Für ihre Untersuchungen wiesen die US-Forschenden der University of California, Irvine, die Teilnehmenden an, jeden Abend vor dem Zubettgehen eine andere Kartusche in ihren Diffusor zu legen. Während sie schliefen, wehte infolge zwei Stunden lang ein bestimmter Duft durchs Zimmer. Sechs Monate lang. Was die Probandinnen und Probanden nicht wussten: Eine Hälfte erhielt kräftig aromatisierte Duftfläschchen, die andere lediglich winzige Duftstoffmengen in ihren Kartuschen.

In der Analyse der Daten, die nun im Fachblatt Frontiers in Neuroscience erschienen ist, offenbarte sich Beeindruckendes: In der Duft-Gruppe wurde eine über 200-prozentige kognitive Leistungssteigerung verzeichnet. Zur Messung der Lern- und Merkfähigkeit wurden Wortlisten-Lerntests eingesetzt.

Bildgebende Verfahren zeigten zudem eine verbesserte Funktionsweise einer wichtigen Hirnbahn, die bei der Sprachverarbeitung und dem Abruf von Gedächtnisinhalten relevant ist – und mit zunehmendem Alter instabiler wird. Netter Nebeneffekt: Die Teilnehmenden gaben auch an, besser zu schlafen.

Demenzerkrankungen mit Düften behandeln

Wie wichtig die olfaktorische Stimulation ist, ist inzwischen erwiesen: So konnte etwa gezeigt werden, dass der Verlust des Geruchssinns oft der Entstehung von neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen vorangeht. Etwa bei Demenzerkrankungen, Parkinson, Schizophrenie oder Alkoholismus.

In der Vergangenheit konnten Forschende zudem bereits zeigen, dass sich bei Menschen mit mittelschwerer Demenz, die über einen bestimmten Zeitraum zweimal täglich bis zu 40 verschiedenen Gerüchen ausgesetzt waren, Gedächtnis und Sprachfähigkeiten verbesserten, Depressionen gelindert und olfaktorische Fähigkeiten verbessert wurden.

Die Autorinnen und Autoren der aktuellen Studie sehen in ihrer schlafbegleitenden Duft-Methode einen simplen und gleichsam potenten Behandlungsansatz bei Erkrankungen des Gehirns.

Als Nächstes möchte das Team die Auswirkungen ihrer Technik auf Menschen mit diagnostiziertem Gedächtnisverlust untersuchen.