Experten: Was im Punsch wirklich steckt
Punschtrinker wissen nicht, was sie tun. Michael Musalek, Ärztlicher Leiter des Anton Proksch Instituts und Präsident des Vereins „Alkohol ohne Schatten“, warnt: „Wer Punsch trinkt, greift zu einer Blackbox.“ Dabei bleibt unbekannt, welchen und wie viel Alkohol man zu sich nimmt, auch die Menge des Zuckers ist offen.
Der Diabetologe Bernhard Ludvik (MedUni Wien) kämpft sich „täglich durch den Rathausplatz“: „Ich rieche den Punsch und das, was dazu gegessen wird – etwa Langos.“ Das sei genau die Kombination, vor der er als Diabetologe am meisten warne: „Der Zucker führt zu einem überschießenden Insulinanstieg. Und wenn Sie gleichzeitig etwas Fettes essen, wird das Fett sofort in Muskel- und Leberzellen eingebaut.“ Beide Experten fordern die Kennzeichnung des Alkohol-, Kalorien- und Zuckergehalts. Ludvik: „Wir haben 600.000 Diabetiker in Österreich. Für sie sind diese Angaben besonders wichtig.“
Zum Kind mutiert
Der Suchtexperte kritisiert auch den Begriff „Kinderpunsch“. „Man mutiert vom Erwachsenen zum Kind, wenn man keinen Alkohol zu sich nimmt. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.“
Allgemeinmedizinerin Barbara Degn (Gesellschaft für Allgemeinmedizin): „In der Vorweihnachtszeit akzeptieren viele Menschen mit einem Lächeln schlechtere Blutzucker- und Blutfettwerte.“ Der soziale Druck sei enorm: „Es ist eine teuflische Allianz: Man trinkt für einen guten Zweck oft mehr als man eigentlich möchte. “ Es sei wie ein Ablass: Die Sünden, die begangen werden, versuche man mit Spenden wieder gutzumachen. Auch Musaleks Wohnung ist von Punschständen umgeben: „Wäre ich alkoholkrank, dürfte ich derzeit nicht außer Haus gehen. Für abstinent lebende Menschen ist das ein Spießrutenlauf.“ Und möglicherweise auch ein Grund dafür, dass im Spätherbst und rund um Weihnachten die Rückfallsrate bei alkoholkranken Menschen höher ist als sonst.
Spaßgesellschaft
„Wir leben leider nicht in einer Genuss-, sondern in einer Spaßgesellschaft“, sagt Musalek. „Das rasche Vergnügen steht im Vordergrund. Aber ein rasches Hochgefühl fällt auch schnell wieder ab. Um mich wohl zu fühlen, will ich immer mehr von diesem raschen Gefühl – das ist der klassische Suchtmechanismus.“
„Alkohol steht auch mit Ihrem Abnehmvorhaben auf Kriegsfuß“, sagt Rosa Aspalter, ärztliche Leiterin der Internet-Abnehmplattform www.kilocoach.com. „Er regt den Appetit an und liefert viele leere Kalorien. Ein Gramm Alkohol hat mit 7,1 kcal fast ebenso viele Kalorien wie ein Gramm Fett mit 9,3 kcal.“ Alkohol hemme die Fettverbrennung und werde auch von allen Energielieferanten als Erstes aufgenommen. Ihr Tipp: „Gönnen Sie sich das Gläschen Ihres Lieblingsgetränks auch beim Abnehmen, aber eben nur zu besonderen Anlässen.“
Der sozialökonomische Betrieb „Michl’s Café Restaurant“ in der Wiener Reichsratsstraße hat mehrere Rezepte für alkoholfreie Alternativen zu Punsch und Glühwein kreiert. Zu finden im Online-Adventkalender des KURIER.
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