"Amsel-Virus" in Blutspenden
Zwölf Jahre lang dauerte die Pause. Von 2001 bis 2005 sorgte das Usutu-Virus für ein Amselsterben in Österreich. "Dann konnten wir bis 2016 das Virus nicht nachweisen", sagt der Virologe Norbert Nowotny von der Vetmeduni Wien. "Umso überraschter waren wir, als wir im Vorjahr zwei tote, infizierte Amseln gefunden haben und heuer bereits 16. Einige weitere Vögel untersuchen wir gerade. Wir müssen aber von einer sehr hohen Dunkelziffer an infizierten, aber nicht untersuchten Vögeln ausgehen." Auch aus Ungarn und Deutschland berichten Virologen, dass der Erreger wieder sehr aktiv ist – der Deutschen Naturschutzbund (NABU) weiß von zumindest 650 verendeten Tieren.
Eine Gefahr für Empfänger von Blutspenden besteht in Österreich nicht, betont Medizinerin Ursula Kreil, Leiterin der Blutabnahme beim Roten Kreuz in Wien: "Der Test für das West-Nil-Virus reagiert auch auf Usutu – und umgekehrt."
Nicht überall getestet
Für solche Personen könnten Blutkonserven von einem mit dem Usutu-Virus Infizierten also ein theoretisches Risiko darstellen, sagt Kreil. Virologe Nowotny: "Für sie besteht die Gefahr, dass sie schwer erkranken." Allerdings ist eine Infektionsübertragung über eine Blutkonserve bisher nicht publiziert worden, betont Kreil.
Aber in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz und Frankreich werden Blutspenden nicht routinemäßig auf West-Nil-Virus untersucht – weil diese Infektion dort noch nicht aufgetreten ist. "Dort könnte also eine Usutu-Virus-Infektion des Blutes übersehen werden."
Keine Prognose möglich
Ob sich im kommenden Jahr das Vogelsterben weiter ausbreitet, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, betont Nowotny. Wer eine tote Amsel z. B. im Garten findet, kann sie auf die Pathologie der Vetmeduni bringen – sie wird dort untersucht. "Angst, sich über einen Kadaver anzustecken, muss man nicht haben."
Übrigens: West-Nil- und Usutu-Virus benötigen keine exotischen Gelsenarten als Überträger. Nowotny: "Im Gegensatz zu manchen anderen Viren reicht ihnen unsere Gemeine Stechmücke – Culex pipiens – völlig aus."