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Sodbrennen: Saures Aufstoßen macht krank, nicht lustig

Üppiges Essen, Alkohol und Erschöpfung durch den Weihnachtsstress: "Wenn man dann zu den Feiertagen an Sodbrennen und saurem Aufstoßen leidet, ist das kein Wunder", sagt Univ.-Prof. Martin Riegler, Leiter des Zentrums "Reflux Medical" in Wien-Alsergrund.

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"Viele greifen zur Selbstmedikation mit Medikamenten, die die Magensäure neutralisieren oder ihre Produktion hemmen", weiß der Speiseröhrenspezialist: "Aber das kann auf Dauer gefährlich werden, weil ohne genaue Abklärung Krebsvorstufen und letztlich auch Speiseröhrenkrebs übersehen werden können. Denn schmerzfrei heißt nicht gesund." Bei 90 Prozent aller auf Reflux zurückgehenden Krebserkrankungen der Speiseröhre haben die Patienten zuvor weder merkbares Sodbrennen noch saures Aufstoßen.
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Botschaft des Körpers

Wiederkehrendes Sodbrennen sollte man das als Botschaft des Körpers verstehen: "Er will einem mitteilen, dass etwas nicht in Ordnung ist – und dass man der Sache auf den Grund gehen soll." Dasselbe gelte bei anhaltenden Magenschmerzen: "Nur in zirka zehn Prozent der Fälle liegt die Ursache tatsächlich im Magen, meistens handelt es sich um eine Entzündung im Ausgang der Speiseröhre."

Im Wesentlichen gebe es vier Stressfaktoren für die Speiseröhre: "Emotionaler Stress; stoffwechselbedingter Stress durch viel Zucker und Fett; physikalischer Stress durch schlecht gekaute Nahrungsmittel und Überdehnung; sowie Entzündungen bzw. als Folge Krebserkrankungen."

"Emotionaler Stress kann jene Nerven aktivieren, die sich in der Speiseröhre und im Magen befinden. Das kann zur Freisetzung von Botenstoffen führen und diese begünstigen – in Kombination mit falschem Ernährungsverhalten – die Entstehung von Entzündungen, Schmerzen und Sodbrennen." Vor allem bei Menschen, die im Magen-/Darmbereich Schwachstellen haben, könne das Beschwerden auslösen. "Deshalb sollte vor Beginn jeder Therapie ein ausführliches Gespräch von zumindest einer Stunde stehen", betont der Mediziner.

Gewebeprobe

Danach folgt eine Spiegelung von Magen und Speiseröhre: Sie liefert Hinweise, ob das Anti-Reflux-Ventil am Ende der Speiseröhre bereits beeinträchtigt ist. Mit der Entnahme einer Gewebeprobe wird anschließend festgestellt, ob bereits krankhafte Veränderungen der Speiseröhren-Schleimhaut vorliegen, die – vergleichbar mit einem Polypen im Dickdarm – irgendwann zu Speiseröhrenkrebs führen können. "Anschließend entscheiden wir, ob für 24 Stunden eine Reflux-Messung durchgeführt werden muss."

95 Prozent der Patienten kann mit einer grundlegenden Lebensstiländerung und vorübergehender medikamentöser Unterstützung geholfen werden. Riegler: "Nur fünf Prozent benötigen einen operativen Eingriff, um beschwerdefrei zu werden."

Hier ist der Standardeingriff eine OP-Methode, bei der ein Teil des Magens (der Fundus) wie ein Schal um den Ausgang der Speiseröhre gelegt wird ("Fundoplicatio").

Alternativ dazu gibt es seit Kurzem einen aus magnetischen Titanperlen bestehenden Ring, der um den Ausgang der Speiseröhre gelegt wird. Beim Essen weitet sich der Ring, danach zieht er die Speiseröhre wieder zusammen. Vorteil: Kürzere OP-Zeit, kürzerer Spitalsaufenthalt. "Die Methode ist aber nur im Frühstadium und für Menschen ohne Nickelallergie geeignet. Auch sind keine Magnetresonanztomografie-Untersuchungen möglich."

Hausmittel

Wer über die Feiertage plötzlich Sodbrennen verspürt, kann sich vorübergehend mit "einem einfachen Hausmittel" helfen, indem er über mehrere Stunden stündlich sechs Scheiben einer Salatgurke isst: "Gurken enthalten sehr viel Fasermaterial, viel Wasser und viele Mineralstoffe und Spurenelemente. Alles zusammen hilft, die Magensäure zu neutralisieren. Gleichzeitig bekommt die Speiseröhre dadurch Energie, welche die aktivierten Nerven wieder beruhigt. In 95 Prozent der Fälle verschwinden dadurch die Schmerzen."

BUCHTIPP

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Martin Riegler / Karin Hönig-Robier: "Nie wieder Sodbrennen – Reflux verstehen und in den Griff bekommen", Maudrich, 144 Seiten, 19,90 €
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