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Methusalem-Code: Geheimnis eines langen Lebens

Exzellent" sei die Gesundheit von US-Präsident Donald Trump, kerngesund und für sein Alter (71) in einem bemerkenswert guten Zustand: Das berichtete vergangene Woche sein Arzt Ronny Jackson. Doch so einfach ist es nicht: Trump muss – statistisch gesehen – damit rechnen, fünf bis sechs Jahre kürzer zu leben, als es für ihn möglich wäre. Zumindest, wenn es nach Daten des Deutschen Krebsforschungszentrums ( DKFZ) in Heidelberg geht. Die Forscher haben berechnet, wie sich Lebensstilfaktoren auf die Lebenszeit auswirken.

Trump hat einen zu hohen Body-Mass-Index (29,9 – Adipositas beginnt bei 30), er macht wenig Bewegung und isst viel Fast Food – das kostet Jahre. Auf der Habenseite stehen sein Verzicht auf Nikotin und Alkohol. Die Exzellenz seiner Gesundheit liegt also im Auge des Betrachters.Der US-Präventionsmediziner David L. Katz verweist im US-Wirtschaftsmagazin Forbesauf die Tsimane-Indianer in Bolivien, die als das gesündeste Volk der Welt gelten und die Bewohner der Insel Ikaria in Griechenland – eine der Regionen mit dem höchsten Anteil von 90-Jährigen weltweit: "Bei ihnen bedeutet ,exzellente Gesundheit‘ mit 71 keine Spur von Atherosklerose in den Gefäßen zu haben". Eine Anspielung auf den erhöhten Cholesterinspiegel von Trump.

Egal, ob Bolivien, Ikaria, die japanische Insel Okinawa oder Sardinien – an all diesen Orten der besonderen Langlebigkeit haben sehr alte Menschen einige Gemeinsamkeiten: Sie sind geistig und körperlich aktiv, familiär und sozial engagiert, rauchen nicht oder wenig, und die Mehrheit ihrer Nahrungsmittel kommt von Pflanzen.

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"Eine gute körperliche Verfassung kann man am Gehen erkennen – an einer gewissen Spannkraft", sagt der Wiener Sportmediziner Paul Haber, mit 73 Jahren selbst ein Musterbeispiel für einen aktiven, engagierten älteren Menschen:

2 1Er ist unter anderem Präsident des jüdischen Sportvereins Hakoah (auf hebräisch "Kraft") und Lektor am Department für Ernährungswissenschaften der Uni Wien. "In irgendeiner Form auch in der Pension weiter zu arbeiten ist sinnvoll, wenn es einen angenehm fordert – und nicht überfordert." Haber versucht, seine Empfehlungen "selbst zu befolgen". Neben der geistigen Aktivität gehören pro Woche zwei bis drei Stunden moderates Training – Ausdauer und Kraft – dazu: "Das ist das Optimum. Und es sollte einen Rhythmus im Leben geben – zwischen Belastung und Erholung."

Ein trainierter, aktiver 60-Jähriger könne so fit wie ein untrainierter 40-Jähriger sein: Das biologische Alter kann dann um 10 bis 15 Jahre niedriger sein als das kalendarische.

Auch Spazieren wirkt

"Wenn es gelänge, erhöhtes Cholesterin zu 100 Prozent auszuschalten, könnten damit zwei bis drei Prozent der frühzeitigen Todesfälle vermieden werden", erklärt Haber: "Aber wenn alle Menschen in einer guten körperlichen Verfassung wären – also beim Stiegensteigen in den dritten Stock nicht außer Atem kämen –, gingen die vorzeitigen Todesfälle um 16 bis 17 Prozent zurück. Das zeigt den enormen Einfluss von Bewegung." Wobei bereits langsames, aber regelmäßiges Spazierengehen einen positiven Einfluss auf den Stoffwechsel hat und das Risiko, an Altersdiabetes zu erkranken, reduziert.

Der Epidemiologe Rudolf Kaaks vom Deutschen Krebsforschungszentrum erklärt weiter: "Der Einfluss des Lebensstils auf die Lebenserwartung ist deutlich größer als jener der Gene und der Umwelt." Anhand von Lebensstildaten von mehr als 20.000 Menschen haben er und sein Team diesen Einfluss in Lebensjahren berechnet. Bei Männern beträgt er insgesamt 17 Jahre bei Frauen fast 14 Jahre.

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Wobei Kaaks betont: "Diese Zeitspanne ist der Unterschied zwischen dem schlechtesten und dem optimalen, dem idealen Verhalten." Im Schnitt hatte ein 40-jähriger Mann aus der untersuchten Bevölkerungsgruppe eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 78 Jahren. "Wenn er aber viel raucht, viel Alkohol trinkt, stark übergewichtig ist und sich schlecht ernährt, dann wird er im Schnitt nur an die 70." Ist er hingegen Nichtraucher, schlank, körperlich aktiv und ernährungsbewusst, kann seine Lebenserwartung auf 87 Jahre steigen. "Es geht nicht nur um Gewinn – es geht auch um Verlust." Natürlich gebe es Menschen, bei denen die Genetik eine größere Rolle als der Lebensstil spielt – bei bestimmten genetischen Mutationen etwa, die das Risiko für Brust- oder Darmkrebs entscheidend erhöhen. "Aber im Durchschnitt hat der Lebensstil den größeren Einfluss."

Der stärkste Faktor

Den größten Effekt dabei hat laut dem Epidemiologen das Rauchen: "Das erklärt sich daraus, dass Rauchen nicht nur ein extrem starker Risikofaktor für Krebs, sondern auch für Herz-und Gefäßerkrankungen ist – Herzinfarkt oder Schlaganfall etwa. Und bei Krebs geht es nicht nur um Lungenkrebs, sondern auch um viele andere Krebsformen – von Blasen- und Nierenkrebs bis hin zu Speiseröhren-, Rachen- und Mundhöhlenkrebs." Im Schnitt bis zu neun Lebensjahre bei Männern und sieben bei Frauen gehen durch die Folgen des Rauchens verloren. Wobei auch Passivrauchen eine Rolle spielt: "Es erhöht ebenfalls das Krebsrisiko, und besonders das Risiko für Atemwegserkrankungen ist gegenüber Nichtrauchern vier- bis fünffach erhöht." Gleichzeitig werde es immer Menschen geben, die Kettenraucher sind und 90 Jahre alt werden: "Aber im Schnitt sinkt die Lebenserwartung deutlich."

Wie sich welcher Faktor genau auswirkt, sehen Sie in der untenstehenden Info-Grafik (lesen Sie bitte unterhalb der Illustration weiter).

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Zweiter großer Einflussfaktor sind "Gewicht, Ernährung, Bewegung": "Nimmt man sie zusammen, kommt man auf sechs bis sieben Lebensjahre, die verloren gehen können." Erst kürzlich zeigte eineStudiemit den Daten von mehr als 10.000 Dänen: Je besser die körperliche Fitness, umso geringer war (unabhängig vom Body-Mass-Index) der Bauchumfang, und umso niedriger im Blut der sogenannte CRP-Wert – der wichtigste Laborwert zur Erkennung einer Entzündung. Chronische Entzündungen sind aber ein Risikofaktor etwa für Arteriosklerose oder Typ-2-Diabetes.

Keine Bewertung

Kaaks betont, dass es ihm und seinen Kollegen um "keine moralische Bewertung" geht: "Wir sagen nicht, was jemand machen muss – aber ich finde es gut, wenn die Menschen eine konkrete Vorstellung von den Auswirkungen bestimmter Verhaltensweisen haben. Entscheiden und bewerten muss das dann jeder für sich selbst." Für sich selbst habe er das jedenfalls längst getan: "Ich bin auch kein Heiliger – aber von den Zigaretten lasse ich die Finger, ebenso von zu viel Alkohol. Und ich versuche in Bewegung zu bleiben."

Ein besonderes Geheimnis ihres langen Alters? Das hatte sie nicht wirklich: Jeanne Louise Calment, geboren 1875 im südfranzösischen Arles, Frankreich, gestorben 1997, ebendort. Mit ihren 122 Jahren ist sie bis heute der nachweislich älteste Mensch, der jemals gelebt hat. Zwar aß sie viel mit Olivenöl Gekochtes, viel Knoblauch und Gemüse, andererseits gab sie aber erst im Alter von 119 Jahren das Rauchen auf und war nicht sehr sportlich.

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Allerdings konnte sie immer ein finanziell sorgenfreies Leben führen und hatte ein großes soziales Netz in ihrer Heimatstadt – ihren Geburtsort verließ sie nur selten. Werden hochbetagte Menschen nach ihrem Geheimnis gefragt, geben sie die unterschiedlichsten Antworten. Hier einige Beispiele:

„Ich esse jeden Tag zwei rohe Eier, und Gebäck. Das ist es.“
Emma Morano, Italien (1899–2017)

„Die Liebe und Unterstützung meiner Familie.“
Susannah Mushatt Jones, USA (1899–2016)

„Iss wenig, lebe lang.“
Jiromeon Kimura, Japan (1987–2013)

Zigaretten, Whisky und wilde, wilde Frauen.“
Henry Allingham, Großbritannien (1896–2009)

„Ehre deine Mutter und deinen Vater, damit du lange lebst. Arbeite hart und diene Gott. Wenn die Leute mich fragen, was ich esse und trinke, um so lange zu leben, sagen ich Ihnen: Ich esse alles, außer Schweinefleisch und Huhn, und ich trinke keinen Rum.“
Violet Braun, Jamaika (1900-2017)

„Viel Humor und ständige Koketterie“
Camille Loiseau, Frankreich (1892–2006)

„Von Männern fernhalten, sie sind den Ärger nicht wert.“
Jessie Gallan, Schottland (1906–2015)

„Keinen Sex zu haben, ist der Schlüssel für ein langes Leben. Ich hatte immer eine Menge platonischer Freundschaften mit Männern, aber ich verspürte nie das Bedürfnis, einen Schritt weiter zu gehen oder zu heiraten.“
Clara Meadmore, Großbritannien (1903–2011)

„Iss kein Junkfood. Behandle jeden so, wie du selbst behandelt werden willst , arbeite hart und liebe das, was du tust.“
Besse Cooper, USA (1896–2012)

„Mein langes Leben ist von Gott gegeben, ich kann nichts dafür.“
Jeralean Talley USA (1899–2015)

„Ich habe wirklich keine Ahnung, warum ich so alt geworden bin.“
Georg Olafsson, Island (1909–2017)

„Jeden Tag drei Bier und einen Whisky trinken.“
Agnes Fenton, USA (1905–2017)