Mathe-Matura: So arg war die Aufregung im Vorfeld noch nie
Von Ute Brühl
Geschafft. Für die meisten Maturantinnen und Maturanten war die Mathematik-Prüfung, die am gestrigen Mittwoch auf dem Plan stand, wohl die größte Hürde. Nicht nur Schüler – auch Lehrer und Eltern zitterten mit. Und selbst im Bildungsministerium ist eine gewisse Aufregung zu spüren.
Nicht ohne Grund: In den vergangenen Jahren waren bis zu einem Viertel im ersten Anlauf negativ. Deshalb hat man reagiert und versucht, die Aufgaben heuer "fairer" zu machen (siehe unten). Ob das gelungen ist, fragen sich offenbar auch im Ministerium viele, weshalb sie bereits in einer Woche Ergebnisse sehen wollen. Schon am kommenden Donnerstag müssen die Lehrer detaillierte Berichte abliefern, welcher Schüler, welche Aufgabe wie gut geschafft hat. Einige Tage früher als üblich, sonst müssen Lehrer die Beurteilungen erst bei der Notenkonferenz liefern – in vielen Schulen findet die am 20. Mai statt.
Fragt man Schüler, ob die Reformen gegriffen haben, so kann man im Bildungsministerium aufatmen: "Die Aufgaben waren heuer anspruchsvoll, aber schaffbar", lautet der Tenor vieler Maturanten auf KURIER-Nachfrage. Wer sehen will, ob er die AHS-Aufgaben geschafft hätte, kann hier nachlesen. Prüfungen für die BHS finden Sie auf dieser Seite.
Lag es an der neuen Fragestellung? Oder eher daran, dass die Schüler insgesamt 270 Minuten Zeit für alle Aufgaben hatten, und nicht wie im Vorjahr den ersten Teil nach zwei Stunden abgeben mussten?
Der KURIER hat sich in einigen Schulen umgehört.
Für Rosemarie Wurnig, die die AHS Hagenmüllergasse in Wien-Landstraße besucht, hatte es jedenfalls "etwas Beruhigendes, dass ich für den ersten Teil länger Zeit hatte und nicht bereits nach zwei Stunden fertig sein musste." Sie hat diese neue Möglichkeit jedenfalls genutzt: "Ich habe mit den Aufgaben begonnen, die mir leicht gefallen sind, und mich erst dann an die gewagt, die etwas komplizierter waren."
Die Anspannung ist für die Maturantin übrigens noch nicht vorbei: "Vor Englisch habe ich mehr Respekt, weil dort der Zeitdruck größer ist."
Vierer schaffbar
Die Fragen waren immerhin so gestellt, dass "ein Vierer heuer leichter schaffbar war – eine gute Note zu erlangen ist aber noch nicht einfach", zieht Bundesschulsprecher Timo Steyer Resümee.
Simon Boch (BORG Mistelbach) sieht das ähnlich: "Im ersten Teil wurde manches verständlicher erläutert. Beim Teil 2 gab es allerdings eine Aufgabe, die sich über fast zwei Seiten erstreckt hat. Da musste man im Vorfeld schon ziemlich viel lesen." Seine Mitschülerin Celine Newald fasst es so zusammen: "Es war verständlicher als in den Vorjahren, umfangreich waren die Aufgaben aber auch heuer."
Ähnlich waren auch die Erfahrungen in den berufsbildenden Schulen. Lena Nikou, die die HAK im Schulzentrum Ybbs besucht, ist erleichtert: "Ich hätte es mir schlimmer vorgestellt. Die Angaben waren klar und verständlich. Ich habe mich dann Punkt für Punkt durchgearbeitet." Was rät sie zukünftigen Maturanten? "Lest die Angaben sehr, sehr genau. Achtet auf Einheiten wie Mikrogramm und Milligramm. Macht euch keinen Stress – ihr habt genug Zeit!"
Punkt für Punkt
Nicht so schwergetan hat sich Daniel Emsenhuber, der als Schüler einer HTL für Informationstechnologie mit Mathematik noch nie größere Probleme hatte: "Ich empfand schon die Matura vom Vorjahr nicht so schwer verständlich. Ich habe eine Aufgabe nach der anderen gemacht. Es war gut, dass man am Ende noch einmal alle Beispiele kontrollieren konnte."
Fast überall haben Lehrer mit ihren Schülern gelitten – so wie Christian Martinsich (AHS Hagenmüllergasse). Wie bewertet er die heurige Matura? "Was die Formulierungen betrifft, habe ich kaum Veränderungen bemerkt. Es waren wieder ein, zwei Beispiele dabei, die für die Schüler nicht ganz einfach zu lesen waren."
Und was sagt er dazu, dass beide Aufgaben gleichzeitig ausgegeben wurden? "Beim ersten Teil sind die Antworten kurz, so war das Schummeln einfacher. Wir mussten die Schüler die gesamten viereinhalb Stunden ständig beobachten."
Mathe-Matura: Was heuer neu ist
In der AHS wurde die Zeiteinteilung der aus zwei getrennten Blöcken bestehenden Prüfung gelockert. Bisher musste der zweistündige Grundlagenteil (24 Punkte) mit einfacheren Aufgaben gelöst und abgegeben werden, anschließend der zweieinhalbstündige zweite Teil mit anspruchsvolleren Aufgaben (ebenfalls 24 Punkte). Beide Teile wurden erstmals zu Beginn ausgeteilt.
Beurteilung: Für einen Vierer waren bisher 16 Punkte im Grundlagenteil nötig, wobei im zweiten Teil noch vereinzelt "Bonuspunkte" gesammelt werden konnten. Heuer sollen als zweite Möglichkeit insgesamt 24 Punkte aus beiden Teilen für ein Genügend ausreichen. Das führt zu zwei unterschiedlichen Beurteilungsschlüsseln. Weitere Änderung: Im Grundlagenteil können bei bestimmten Aufgaben künftig auch halbe Punkte verteilt werden.