Lungenkrebs: "Es gibt mehr Langzeit-Überlebende"
Es ist nie zu spät – um mit dem Rauchen aufzuhören: "Raucher haben ein um das Dreifache erhöhtes Risiko, frühzeitig zu sterben – etwa an Krebs oder einer Herzerkrankung", sagte Donnerstag Univ.-Prof. Robert Pirker von der MedUni Wien/AKH Wien: "Aber sobald man damit aufhört, sinkt das Risiko bereits auf das nur mehr 1,6-Fache." Und je mehr Zeit seit dem Rauchstopp vergeht, umso größer sind die gesundheitlichen Vorteile (siehe Grafik). Pirker ist Präsident des Welt-Lungenkrebs-Kongresses, der am Sonntag in der Messe Wien beginnt. Mehr als 6000 Lungenkrebs-Spezialisten aus 100 Staaten werden erwartet. "Bei uns werden mehr als 80 Prozent der Lungenkrebsfälle durch Rauchen verursacht. Er ist eine vermeidbare Tragödie."
Hirsch hat aber auch eine positive Nachricht: "Wir sehen – dank verbesserter und neuer Therapiemöglichkeiten – mehr und mehr Langzeit-Überlebende."
Und er gibt ein Beispiel: "Bei einem nur lokal fortgeschrittenen Tumor lag vor 15 Jahren die Heilungsrate bei fünf bis zehn Prozent. Heute führt die Kombination von Operation mit Chemo- und Strahlentherapie bei solchen Tumoren zu einer Heilungsrate von 20 bis 25 Prozent, bei intensiver Chemo- und Strahlentherapie sogar zu 40 bis 45 Prozent."
Screening-Programm
Insgesamt werden allerdings 80 Prozent der Erkrankungen in einem Stadium diagnostiziert, in dem zwar oft auch noch eine Lebensverlängerung, aber keine Heilung mehr möglich ist. Deshalb gilt Lungenkrebs als tödlichste Krebserkrankung weltweit – täglich sterben daran in der EU rund 1000 Menschen. In Österreich waren es 2013 knapp 4000 Todesfälle.
Sehen Sie hier eine Infografik zum Thema:
Eine Verbesserung könnte – ähnlich wie beim Brustkrebs – ein Screening-Programm bringen. Eine US-Studie hat gezeigt: Bei schweren Rauchern ab 55 Jahren (30 Jahre täglich eine Packung) oder starken Ex-Rauchern kann eine jährliche Niedrig-Dosis-Computertomografie das Risiko, an Lungenkrebs zu sterben, um 20 Prozent senken.
Mehr Kapazitäten
In den USA wird die Methode bereits eingesetzt. Bevor das in Österreich möglich sei, müssten entsprechende Qualitätsstandards ausgearbeitet werden: Denn sonst bestehe die Gefahr, dass CT-Bilder teilweise falsch interpretiert und unnötige, aber belastende weitere Untersuchungen und Therapien veranlasst werden: "Auch muss die Personengruppe, die von so einer Untersuchung profitiert, noch genauer definiert werden." Und es müssten zusätzliche Untersuchungskapazitäten an spezialisierten Zentren geschaffen werden.
Fred Hirsch ist für die Zukunft jedenfalls optimistisch: "Es gab noch nie so viel Grund, über den Therapiefortschritt beim Lungenkrebs aufgeregt zu sein, wie heute."