KURIER-Leser erinnern sich an besondere Momente in ihrem Urlaub
Von Uwe Mauch
KURIER-Leserin Friederike Floimayr aus 1120 Wien hat ihre Erinnerung mit der Post an die Redaktion geschickt. Dem Kuvert beigelegt hat sie zwei Fotos und ihren mit der Hand geschriebenen Brief. Über ihre „Fetzenpuppe“ von einer Ägypten-Reise im Jahr 1991 schreibt sie:
„Bei Besichtigung einer Alabaster-Schleiferei nahe Luxor bettelten drei Kinder (ca. sechs, acht und zwölf Jahre). Die Kleinste hielt das Püppchen in ihren Händen und pries sie für ,one pound‘ (umgerechnet 5 Schilling) an. Ich kaufte sie ihr ab, drückte ihr den Schein in die Hand, die größeren Kinder wollten ihr das Geld entreißen, aber die Kleine rannte wie von der Tarantel gestochen davon. Auf dem Nil-Schiff weichten die Puppe erst einmal im Waschbecken ein und wechselten etliche Male das Wasser, da sie so staubig war. Unsere Enkelin, damals sechs Jahre alt, erzählten wir die Geschichte – mit der Bemerkung, dass sie den Geldschein möglicherweise nach Hause brachte, um dafür Brot zu kaufen.“
Zweite Puppe aus Havanna
Rund zehn Jahre später erstand Frau Floimayr die zweite Puppe (aus Gips). In Havanna, bei ihrem ersten Kuba-Urlaub. "Bei zwei späteren Urlauben wollten wir wieder – als Geschenk für Freunde – weitere Puppen kaufen. Diese waren aber bei Weitem nicht mehr so sorgfältig gearbeitet."
Ihre Souvenirs, von denen sie sich nicht trennen können, sind ferner: "Kleine Sandfläschchen mit Sand aus aller Herren Länder, eine große Menge Puppen aus aller Welt, die in einer Vitrine stehen und viele andere Figuren aus Holz und diversen Materialien. Staub wischen möchte bei mir niemand."
Für Nora Witzmann, die im Volkskundemuseum Wien als Kuratorin arbeitet, sind solche Berichte interessante Ergänzungen zu ihrer aktuellen Ausstellung über die Geschichte der Mitbringsel.
Friedrich Parzer aus dem niederösterreichischen Katzelsdorf hat einige Bruchstücke vom Originalstraßenbelag der Old Route 66 heimgebracht. Dazu notiert er: „Entnommen bei der Raststation ,Old Log Cabin‘ in Illinois im Jahre 1996, bei der Erstbefahrung von Chicago to LA.“
Waldtraud Wimmer aus Sulz im Wienerwald schreibt: „Meine Tochter und ich fanden während unseres Urlaubs auf Samos den berühmten Pythagoras-Becher (wenn er zu voll gefüllt wird, dann leert er sich komplett!) besonders interessant, zumal wir in einer Manufaktur die Herstellung sehen konnten. Wir haben schon im Hinblick auf Weihnachten etliche dieser Becher erstanden.“ Vor ihrer Abreise gesellten sich weitere hinzu – vom netten Vermieter und seiner Nachbarin. „So kam es, dass ich um meine letzten Drachmen einen Seesack erstehen musste, um alle 14 Becher unterzubringen. Wir hatten zwar kein Übergepäck, doch mit 14 Pythagorasbechern im Koffer war das schon eine ordentliche Schlepperei. Auf dem Foto sind noch die letzten fünf zu sehen, sie sind uns schöne und lustige Erinnerungen. Mit meinen Souvenirs könnte ich schon selbst ein kleines Museum gestalten.“
Mit ihrem Segelboot aus Kuhhorn (Foto) verbindet Brigitte Heigl einen Sommer zu Beginn der 1960er-Jahre: „Nach dem Krieg wurde die Tradition der alten Sommerfrische wieder aufgenommen, nur ging es halt nach Italien oder Jugoslawien. Papas Opel wurde vollgepackt mit Oma, Opa, Mutti und uns zwei Kindern, fünf und vier Jahre alt. Eigentlich unglaublich. Papa fuhr drei bis vier Tage später wieder retour (arbeiten) und holte uns nach vier Wochen wieder nach Hause.“
Ein weiteres Foto von Frau Heigl zeigt eine hauchdünne Porzellanschale, gekauft um 1980 auf einem Straßenmarkt in Guilin in China. Dazu merkt sie an: „Zu dieser Zeit war noch fast alles für Touristen gesperrt. Umso schöner, nach dem Kauf auf eine Hochzeitsgesellschaft zu stoßen, die uns spontan zum Essen eingeladen hat. Es bringt Glück für das Brautpaar, wenn Fremde dabei sind! Sehr lustig, auch ohne Verständigung.“
Brigitte Anna Holly hat das Hotel in Toulouse noch vor ihren Augen: "Anlässlich einer Frankreichreise verbrachte ich einige Tage in Toulouse. Das Hotel Le Grand Balkon, berühmt durch die Aufenthalte von Antoine de Saint-Exupéry, war gerade stilgerecht renoviert worden. Ich quartierte mich in seinem Nebenzimmer ein und schmökerte im ,Nachtflug'. Zum Abschied bekam ich vom Hotel dieses kleine Flugzeug als Souvenir. Es hat seit Jahren einen Fixplatz auf meinem Schreibtisch.“
Peter Römer schreibt uns: „In den Jahren 1985 oder 1986 machten wir mit unserem Campingbus eine Fahrt zum antiken Sagalassos (Aglasun) im Taurusgebirge, ca. 1400 m hoch gelegen. Die Zufahrtsstraße war eng, sodass meine Frau vor dem Bus herging, um zu erkunden, ob die Straße befahrbar war. Dann kamen wir zur antiken Stadt. Ein Wächter begrüßte uns und lud uns in seine Hütte auf Tee ein. Er führte uns durch die Ruinen, von denen das Theater am eindrucksvollsten war. Die Ruinenreste lagen wild durcheinander, weil ein Erdbeben die Stadt ca. 500 nach Christus heimgesucht hatte."
Der Wächter erklärte den Reisenden, dass die letzten Besucher vor eineinhalb Jahren vorbeigekommen waren. "Auch wollte er, dass wir die Nacht in seiner Hütte verbringen sollten, was wir höflich ablehnten. Am Ende unseres Besuchs zog er aus seiner Hosentasche ein Taschentuch, das er vorsichtig öffnete und uns die vier abgebildeten Tonköpfchen zeigte, mit der Aufforderung, sie mitzunehmen und ihm ein kleines Entgelt zukommen zu lassen. Wir lehnten ab, um uns dann doch überreden zu lassen. Heute ist Sagalassos ein archäologischer Park, da 1997 mit ausführlichen Ausgrabungen begonnen wurde, die einerseits mehrere Gebäude und andererseits hunderte Kleinfunde zu Tage brachten, die in den Museen der Umgebung zu sehen sind. Wir waren seither nicht mehr wieder in Sagalassos.“
Christine Kastner aus Bad Vöslau erinnert sich wiederum: „Bei einer großen Indonesien-Rundreise mit Aufenthalt in Bandung (Provinz Westjava) war im Damenprogramm die Besichtigung einer Musikschule vorgesehen. Dabei wurden wir von den Schülern mit mehreren Melodien eines Anklung-Orchesters verwöhnt und am Schluss mit dem ,Donauwalzer' überrascht, was uns beinahe zu Tränen rührte. Dann konnten wir gegen Spenden die Anklungs der Schüler erwerben, was wir natürlich alle gerne getan haben. Das ist bis heute meine schönste persönliche Erinnerung.“
Frau Kutzenberger erinnert sich gerne: „Mein Sohn Stefan hat als Student in Südamerika Studienreisen geleitet. An meinem 50. Geburtstag war er in Ecuador und wollte mir eine Geburtstagsfreude machen. Er hat in einer Galerie eine Tukanstatue aus Balsaholz entdeckt. Der Tukan ist in Südamerika mein Sternzeichen, und so dachte er, dies sei ein schönes Geburstagsgeschenk für seine Mutter. Er hat die Statue mit Luftfracht nach Österreich geschickt, sodass sie rechtzeitig zu meinem Geburtstag da war. Für die Luftfracht hat er sein gesamtes Einkommen aus dieser Reise verbraucht. Seither hat dieser Tukan einen Ehrenplatz in unserem Wohnzimmer.“
Das Volkskundemuseum Wien (1080 Wien, Laudongasse 15) und der KURIER laden am Donnerstag, 2. September, zur gemeinsamen Veranstaltung „Souvenir come together“. Ab 18.30 Uhr Führung durch die aktuelle Ausstellung, daran anschließend Lesung aus den Erinnerungen der KURIER-Leser. Anmeldung: nora.witzmann@volkskundemuseum.at