Krebs: Was mit neuen Therapieformen erreicht wird
"Es wird derzeit ein neues Lehrbuch der Therapien bösartiger Erkrankungen geschrieben." Das sagte Krebsspezialist Univ.-Prof. Christoph Zielinski, Leiter des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien / AKH Wien, im Vorfeld des Krebstages am 12. Februar (siehe rechts unten). Aber er betonte auch, dass neue Ansätze noch nicht jedem helfen: "Es ist der Beginn einer Entwicklung – es ist nicht der Weisheit letzter Schluss, sondern ihr erster Schluss." Wobei eine große internationale Studie jetzt auch zu dem Ergebnis kam, dass weltweit immer mehr Menschen Krebs überleben.
Zwei wichtige Entwicklungen
- Zielgerichtete Therapien: Substanzen die genau dort ansetzen, wo ein Tumor eine bestimmte genetische Veränderung hat, die zum unkontrollierten Wachstum führt – und die Zellvermehrung blockieren. Die immer genauere Analyse des Tumorgewebes führe dazu, dass die Erkrankungen "zu zerfallen beginnen – Brustkrebs etwa in mittlerweile acht bis zehn verschiedene Untergruppen".
- Immuntherapien: "Hier wird oft fälschlich behauptet, dass das Immunsystem gestärkt werden soll", sagte Zielinski: "Das stimmt nicht. Das stärkste Immunsystem kann einen Tumor nicht besiegen, wenn dieser das Immunsystem lähmt. Die Immuntherapien heben diese Lähmung auf: "Die weißen Blutkörperchen in und rund um den Tumor können ihn so attackieren und zunehmend ausschalten."
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Untergruppen identifizieren
"Es gelingt uns immer besser, jene Subgruppen an Patienten zu identifizieren, die von einer bestimmten Therapie auch tatsächlich profitieren", betonte Darmkrebsspezialist Gerald Prager. Mit Erfolg: "Vor 20 Jahren lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei metastasiertem (in den Körper gestreutem, Anm.) Dickdarmkrebs bei unter einem Jahr, heute sind es im Schnitt 30 Monate." Bei einer kleinen Untergruppe, die gut auf eine Immuntherapie anspricht, sogar noch deutlich länger. Und zwei Drittel aller Patienten mit metastasiertem Melanom (Hautkrebs) leben heute nach zwei Jahren – früher lag die Lebenserwartung bei sechs bis neun Monaten.
360.000 Euro für eine Therapie
Eine Immuntherapie kostet im Schnitt 200.000 Euro im Jahr, werden zwei Präparate kombiniert, kann sich die Summe verdoppeln. "Das Medikamentenbudget des Wiener AKH ist heuer um 20 Millionen Euro höher als im vergangenen Jahr – der Großteil davon fließt in die Onkologie", so Univ.-Prof. Gabriele Kornek, Präsidentin des Vereins "Leben mit Krebs" und Ärztliche Direktorin des AKH Wien. "Bei manchen Medikamenten ist die Preisgestaltung nachvollziehbar, bei manchen nicht." Spitzenreiter bei den Kosten ist derzeit die (CAR-)T-Zelltherapie gegen Leukämie: Eine Behandlung kommt auf 360.000 Euro.
Zielinski verwies noch auf einen anderen Aspekt: "Wir haben an der MedUni Wien viele in ihrem Fach weltberühmte Kollegen – weil sie gefördert wurden. Das intellektuelle Potenzial in Österreich ist groß – aber Menschen aus unterprivilegierten Schichten werden nicht der Bildung zugeführt – das ist eine große Unterlassung."
Der Krebsttag am 12.2.
- Krebstag im Alten AKH: „Leben mit Krebs 2018 – Was gibt es Neues?“ lautet das Thema des „Krebstag 2018“ des Vereins „Leben mit Krebs“. Er findet am Montag, 12. 2., von 9 bis ca. 13.45 Uhr im Universitätscampus Altes AKH, Hörsaalzentrum / Hof 2, Eingang: Spitalgasse 2, 1090 Wien, statt.
- Das Programm: Top-Spezialisten von mehreren Wiener Krebstherapie-Zentren halten Vorträge zu den Themen Brustkrebs, Lungenkrebs, Melanom, Ernährung, Rehabilitation, Prostatakrebs, Darmkrebs, Leukämie und Multiples Myelom. Das detaillierte Programm mit den genauen Beginnzeiten der jeweiligen Vorträge und den Referenten finden Sie im Internet unter www.leben-mit-krebs.at