Wissen/Gesundheit

Darmspiegelung: In diesem Abstand ist Vorsorge sinnvoll

Eine Darmspiegelung kann durch Entdeckung und Entfernung von Krebs-Vorstufen den größten Teil der Fälle von Dickdarmkarzinomen verhindern. In der bisher weltgrößten Studie zum idealen Intervall solcher Untersuchungen - normalerweise alle zehn Jahre - haben jetzt deutsche Experten gezeigt, dass speziell bei Frauen mit einem negativen Befund vor dem 60. Lebensjahr eine Koloskopie-Wiederholung auch erst nach einem längeren Zeitraum sicher wäre.

"Die Screening-Darmspiegelung ist zwar eine sehr effektive, aber aufwändige Vorsorge-Untersuchung", sagte Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ. "Ließe sich das Intervall aber zwischen erster und zweiter Screening-Koloskopie in Abhängigkeit von den persönlichen Erkrankungsrisiken ausdehnen, ohne Abstriche bei der Sicherheit zu machen, so wäre das für alle Beteiligten ein Gewinn."

Früherkennung rettet Leben

Unbestritten ist, dass Vorsorge die Gefahren von Darmkrebs reduzieren. Nun stellten sich Forschende die Frage, was der ideale Zeitraum für die Wiederholung einer Vorsorgekoloskopie ist. Um eine belastbare Grundlage für zukünftige Screening-Empfehlungen zu schaffen, werteten Brenner und seine Co-Autoren Daten aus dem weltweit größten Register aus, Daten von 120.289 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich mindestens zehn Jahre nach ihrer ersten Screening-Koloskopie einer wiederholten Darmspiegelung unterzogen hatten, flossen in die Auswertung ein.

"Der Anteil an Personen mit Darmkrebs war zehn Jahre nach einer befundfreien (negatives Ergebnis; Anm.) Erstuntersuchung mit etwa 0,2 Prozent sehr niedrig und stieg auch bei Personen, deren Erstuntersuchung bereits 14 Jahre zurücklag, nicht wesentlich an", schrieb zu der wissenschaftlichen Untersuchung, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift JAMA Internal Medicine erschienen sind.

Untersuchung nach individuellem Risiko

Das empfohlene Untersuchungsintervall könnte jedenfalls eventuell an das persönliche Risiko bei bestimmten Personengruppen angepasst werden. Der Erstautor der Studie, Thomas Heisser, Epidemiologie am DKFZ: "Unsere Ergebnisse geben starke Hinweise darauf, dass das derzeit empfohlene Zehnjahresintervall für die Vorsorgekoloskopie bei symptomfreien Patienten mit negativer Ausgangsuntersuchung sicher ist. Außerdem legen die Ergebnisse nahe, dass das Vorsorgeintervall insbesondere bei Frauen, die bei der Erstuntersuchung jünger als 60 Jahre alt waren, verlängert werden könnte."

Situation in Österreich

Für Österreich empfiehlt die Krebshilfe die erste Früherkennungskoloskopie ab dem 45. Lebensjahr. An den Untersuchungen beteiligten sich vor der Covid-19-Pandemie aber nur rund 16 Prozent der infrage kommenden Menschen, wie der Wiener Chirurg und Koloskopie-Spezialist Friedrich Weiser dazu erklärt. "Etwa 25 Prozent der Menschen ab dem Alter von 50 Jahren haben Darmpolypen. 40 Prozent werden bösartig oder sind zum Zeitpunkt der Entdeckung bereits bösartig, also Karzinome."

Trotz eindeutiger Expertenempfehlungen konnte bisher in Österreich eben noch kein organisiertes Darmkrebs-Früherkennungsprogramm mit Vorsorgekoloskopien etabliert werden. Jährlich wird Darmkrebs bei rund 4.600 Menschen festgestellt. Die Zahl der jährlichen Todesfälle durch diese Erkrankung liegt bei rund 2.000.