Weihnachtsburnout: Wie man dem Superstress vorbeugen kann
Weihnachten ist für viele das wichtigste Fest des Jahres: Die Familie sitzt gemütlich beisammen, es duftet nach Keksen und Punsch, die Wohnung ist festlich dekoriert und unter dem Christbaum liegen schön verpackte Geschenke. Doch bis es so weit ist, müssen viele Aufgaben erledigt werden. Oft beginnt der Stress bereits im November: Der selbst gebastelte Adventkalender für die Kinder will gefüllt werden. Die Geschenke müssen überlegt und besorgt werden, Treffen mit Freunden und Verwandten organisiert, mehrere Kekssorten gebacken und das Menü für den Weihnachtsabend vorbereitet werden.
Hinter dem „perfekten“ Fest stehen eine Menge Entscheidungen und Erledigungen. Viele für sich kleinere Tätigkeiten summieren sich neben der Arbeit und dem oft ohnehin schon stressigen Familienalltag. Man spricht von "Mental Load" – der meist für andere unsichtbaren psychischen Belastung durch das Organisieren von Alltagsaufgaben. „Dazu kommen die eigenen Ansprüche, etwa, dass man besonders gut kochen möchte, die Wohnung aufgeräumt sein soll und man Geschenke finden will, mit denen man anderen besonders viel Freude macht. Bei manchen können die eigenen sowie die gesellschaftlichen Ansprüche zu einer Art Weihnachtsburnout führen“, sagt die Wiener Psychologin Regine Daniel.
Vor allem Frauen seien gefährdet, da sie nach wie vor häufig den Großteil der Aufgaben und Erledigungen zur Weihnachtszeit übernehmen.
Wenn der Körper vor dem Burnout warnt
Die eigenen Belastungsgrenzen merkt man dabei meist erst sehr spät. Schlafstörungen, Magenprobleme, Kopfschmerzen und Verspannungen können beispielsweise Warnsignale des Körpers sein, dass man mehr auf sich schauen sollte.
„Manche neigen zu Gereiztheit, sind genervt von ihren Mitmenschen oder der ganzen Welt, haben Ängste oder Panikattacken. Das alles sind Hinweise, dass man innehalten und wieder mehr auf sich achten sollte“, rät Daniel. Schließlich nützt es keinem, wenn zwar die Wohnung glänzt, man selbst aber so unter Druck steht, dass man das Fest gar nicht genießen kann.
"Mental Load" reduzieren
Es gehe darum, sich bewusst zu machen, welche Anforderungen man an sich selbst stellt und welche davon gut und gesund sind. „Man darf sagen, es ist mir zu viel. Man darf sich zu Freunden und Familie sagen trauen, ich sehe dich sehr gerne, aber ich schaffe es nicht groß zu kochen, sondern setzen wir uns vielleicht bei einem Tee zusammen. Oder in Bezug auf Geschenke: Schenken wir uns heuer etwas Kleines oder etwas Immaterielles. Wichtig ist, hinter den eigenen Bedürfnissen und Belastungsgrenzen zu stehen“, betont die Psychologin.
Meist sind die Anpassungen, die einem selbst viel Erleichterung bringen, für das Gegenüber völlig in Ordnung. Denn: Perfekt gibt es ohnehin nicht. Vielmehr gehe es darum, die Aufgaben gut genug zu erledigen. Die Kinder freuen sich statt über den aufwändig selbst gefüllten Adventkalender auch über einen fertig gekauften. Auf dem Keksteller schmecken wenige selbst gemachte oder gekaufte Kekse genauso gut und auch die Gäste stören sich kaum, wenn nicht alles blitzeblank geputzt ist.
Psychologin rät "People Pleasern": Hilfe annehmen
Zudem können die vielen Aufgaben in der Weihnachtszeit verteilt werden – man kann andere um Unterstützung bitten, etwa dass der Partner Geschenke besorgt oder die einzelnen Familienmitglieder jeweils etwas für das gemeinsame Weihnachtsessen mitbringen. Die Aufgaben sollten dabei klar kommuniziert und wechselseitige Erwartungen geklärt werden. „Hilfe anzunehmen ist für viele schwierig, vor allem für sogenannte "People Pleaser", die immer gerne alles gut machen, niemanden enttäuschen wollen und sich sehr viele Gedanken um andere machen. Dabei muss man aber aufpassen, dass man nicht zu gut ist und dass man nicht selbst daran zerbricht“, so Daniel.
Die eigenen Erwartungen herunterzuschrauben sei ein Prozess, der in vielen kleinen Schritten gelingt. Langsames Voranarbeiten sei effektiver, als streng mit sich zu sein. „Es hilft, sich zu überlegen: Was ist mir wirklich wichtig? Wo kann ich Abstriche machen? Es geht darum, zu akzeptieren, dass ich Grenzen habe und wenn ich das gut annehmen kann für mich, schaffe ich es auch, das meinen Mitmenschen auf liebevolle Art zu vermitteln.“