Wissen/Gesundheit

Wechselbeschwerden: Warum man die Menopause nicht ignorieren sollte

Rund zwei Drittel aller Frauen spüren die Wechseljahre deutlich, bei rund einem Drittel sind die Beschwerden so heftig, dass die Lebensqualität beträchtlich darunter leidet

Dieser Tatsache tragen neue Leitlinien für Arbeitgeber in Großbritannien nun Rechnung: Demnach müssen künftig angemessene Rahmenbedingungen für Mitarbeiterinnen in der Menopause geschaffen werden – und etwa die Raumtemperatur angepasst oder ein etwaiger Uniformzwang erlassen werden.

Untersuchungen hätten gezeigt, dass eine von zehn Frauen in den Wechseljahren ihren Job aufgrund von Symptomen wie Angstzuständen, Stimmungsschwankungen oder Hitzewallungen verlassen muss, wird die Maßnahme begründet. Zwei Drittel der berufstätigen Frauen zwischen 40 und 60 Jahren, die von Symptomen betroffen sind, geben zudem an, dass sich diese überwiegend negativ auf ihr Arbeitsleben auswirken. 

Betroffene Frauen mit minimalem Aufwand im Betrieb halten

Betroffenen Frauen mit einfachen betrieblichen Maßnahmen das Leben zu erleichtern und sie so langfristig im Unternehmen zu halten, hält auch Veronika Pelikan für grundvernünftig. Pelikan ist Gründerin des Onlineportals Wechselweise, mit dem sie sich seit 2011 für die einen enttabuisierten Umgang mit der Menopause einsetzt.

"Die Wechseljahre einfach zu ignorieren, richtet nur – individuellen wie auch volkswirtschaftlichen – Schaden an", betont Pelikan. Statt laufend qualifizierte, erfahrene Mitarbeiterinnen zu verlieren, "sollten neue Lösungen zum Wohle aller gesucht werden".

In sozialen Medien wird das britische Vorgehen nicht nur wohlwollend kommentiert. Früher seien Menopause-bedingte Probleme am Arbeitsplatz auch kein Thema gewesen, so der Tenor. "Stimmt", sagt Pelikan, fügt aber hinzu: "Noch vor 150 Jahren wurden nicht viele Frauen alt genug, um die Wechseljahre zu erleben. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag unter 50 Jahren. Die gestiegene Lebenserwartung bringt mit sich, dass in Europa heute etwa die Hälfte aller Frauen in der Perimenopause oder Postmenopause sind. Das zu ignorieren wäre kurzsichtig – und entspricht auch nicht dem Stand der modernen Medizin."

Gegen Wechselbeschwerden kann etwas getan werden

Wechseljahrbeschwerden werden in der Regel durch die Abnahme der Produktion der Sexualhormone Östrogen, Progesteron und Testosteron im Körper ausgelöst. Die Menopause kann auch durch eine Operation oder Krebsbehandlung (frühzeitig) eintreten. 

Frauen, die besonders stark von Wechselbeschwerden betroffen sind, erleben laut Pelikan bis zu 30 Hitzewallungen pro Tag – teils zu unpassendsten Zeitpunkten. Nachts bedingen sie Schlaflosigkeit, mangelnde Konzentrationsfähigkeit am Tag darauf. "Hinzu kommen psychische Verstimmungen, Herzrasen, das sich bis zur Panikattacke steigern kann, Gelenkschmerzen, trockene Augen und diverse urogenitale Beschwerden."

Laut Pelikan sind Wechseljahrbeschwerden insbesondere dann ein Problem, wenn sie nicht als solche erkannt und adäquat behandelt werden. Tatsächlich sind die Möglichkeiten, gut durch die Menopause zu kommen, umfangreich: Von Lebensstilanpassungen über pflanzliche Methoden bis zur ärztlich kontrollierten Hormonersatztherapie – Beschwerden und Begleiterscheinungen der Wechseljahre können heute gut behandelt werden.