Wissen/Gesundheit

Neue Daten aus den USA: Vaterschaft könnte zu lädiertem Herzen führen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen weltweit zu den häufigsten Krankheiten. Weltweit sterben jährlich rund 17,3 Millionen Menschen an ihren Folgen. Männer erkranken häufiger als Frauen. Wobei das Bewusstsein dafür wächst, dass sich etwa ein Herzinfarkt bei Frauen anders äußert als bei Männern. Nicht selten werden Symptome bei Frauen nach wie vor verkannt.

Die Geschlechterunterschiede in der Häufigkeit könnten sich möglicherweise zumindest zum Teil über den Faktor Vaterschaft erklären lassen. 

Das legt eine neue Untersuchung von Forschenden der Northwestern University und des Ann & Robert H. Lurie Children's Hospital of Chicago nahe.

Zusätzliche Verantwortung setzt auch Papas unter Druck

In der Studie mit insgesamt 2.814 Männern im Alter zwischen 45 und 84 Jahren zeigte sich, dass die kardiovaskuläre Gesundheit im Alter bei Vätern schlechter ist als bei kinderlosen Männern. Bewertet wurde die Herzgesundheit anhand diverser Kriterien – etwa Ernährung, Rauchgewohnheiten, körperlicher Aktivität, Gewicht, Blutdruck und bestimmte Blutwerte.

"Die festgestellten Veränderungen der Herzgesundheit deuten darauf hin, dass die zusätzliche Verantwortung der Kinderbetreuung und der Stress der Vaterschaft es Männern erschweren könnten, einen gesunden Lebensstil beizubehalten, und sich beispielsweise gesund zu ernähren oder Sport zu treiben", wird John James Parker, Internist, Kinderarzt und Mitautor in einer Aussendung zur Studie zitiert.

Interessant: Obwohl die untersuchten Väter im Alter über eine schlechtere Herzgesundheit verfügten, wiesen sie eine niedrigere Sterblichkeitsrate als ihre kinderlosen Pendants auf. Dieser durchaus widersprüchliche Zusammenhang könnte laut Parker darauf zurückzuführen sein, dass Väter über ein stabileres soziales Netz verfügen. 

So sei es wohl wahrscheinlicher, dass Väter im Alter von ihren Kindern, Enkeln aber auch Partnerinnen unterstützt werden, etwa bei Arztterminen oder bei der Einnahme von Medikamenten. Parker: "Wir haben auch festgestellt, dass Väter geringere Raten an depressiven Symptomen aufwiesen als Nicht-Väter." Eine fitte Psyche könnte die abweichenden Sterberaten miterklären.

Frühe Vaterschaft strapaziert besonders

Auch das Alter, in dem man Vater wird, scheint Einfluss aufs Herz zu haben: Und zwar wiesen Männer, die in jüngerem Alter Vater wurden (im Alter von 25 Jahren und darunter), tendenziell eine schlechtere Herzgesundheit und höhere Sterberaten auf. 

Es sei laut den Autoren denkbar, dass eine frühe Vaterschaft besonders belastend ist. Mangelnde finanzielle Sicherheit und emotionale wie kognitive Reife könnten ausschlaggebend sein, so Parker. "Es gibt viele öffentliche Gesundheitsmaßnahmen für junge Mütter, aber niemand hat sich bisher wirklich mit jungen Vätern befasst."

Es brauche einen besonderen Blick der Forschung auf die Gesundheit von Vätern, fordert Parker. Nur so sei es möglich, Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu identifizieren und vorbeugende Maßnahmen zu empfehlen.

Die Studie wurde Anfang des Monats in der Fachzeitschrift AJPM Focus als bereits von externen Fachkolleginnen und -kollegen begutachteter Vorabdruck veröffentlicht; eine endgültige Version soll in Kürze erscheinen.