US-Studie: Omikron weniger gefährlich, verbreitet sich aber "wie Lauffeuer"
Die neuesten Erkenntnisse decken sich mit Befunden aus Südafrika, Großbritannien und Dänemark: Im Zuge der Analyse von Daten von fast 70.000 kalifornischen Covid-Patienten hat sich jetzt gezeigt, dass Omikron wohl weniger schwere Verläufe verursacht als andere Coronavirus-Varianten
Im Vergleich zu Delta waren Omikron-Infektionen in der Untersuchung, die am Dienstag online veröffentlicht wurde und noch nicht von externen Fachkolleginnen und Fachkollegen begutachtet wurde, nur halb so häufig mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden.
Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter analysierten 69.279 symptomatische Patientinnen und Patienten, die zwischen dem 30. November 2021 und dem 1. Januar 2022 positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Drei Viertel der positiven Proben enthielten die Omikron-Variante, der Rest Delta.
Infektion unter Beobachtung
Die Forscherinnen und Forscher verfolgten infolge die positiv getesteten Personen, um zu sehen, ob sie im Krankenhaus landeten. Sie schlossen sogenannte zufällige Covid-Patienten, die wegen anderer Beschwerden in Krankenhäusern vorstellig wurden und erst bei ihrer Ankunft positiv auf das Coronavirus getestet wurden, aus der Analyse aus.
Es zeigte sich konkret, dass Omikron im Vergleich zu Delta das Risiko einer Krankenhauseinweisung um die Hälfte reduzierte. Darüber hinaus blieben die Personen, die mit Omikron ins Krankenhaus kamen, kürzer im Krankenhaus. Die Variante verkürzte die Krankenhausaufenthalte um mehr als drei Tage, was einer Reduzierung um 70 Prozent im Vergleich zu Delta entspricht. Vierzehn der mit Delta infizierten Patientinnen und Patienten starben, während dies nur bei einem Omikron-Patienten der Fall war. Das entspricht einer Verringerung des Sterberisikos um 91 Prozent.
"Es ist wirklich ein viraler Faktor, der für den geringeren Schweregrad verantwortlich ist", sagte Joseph Lewnard, Mitautor der Studie und Epidemiologe an der University of California, Berkeley.
Ursachenforschung
Ein Grund für die milderen Verläufe könnte den Forschenden zufolge mit der Tatsache zusammenhängen, dass die mit Omikron infizierten Menschen inzwischen über eine stärkere Immunabwehr verfügen als in früheren Corona-Wellen. Tierstudien deuten zudem darauf hin, dass Omikron zwar die Zellen in den oberen Atemwegen leicht infiziert, in der Lunge aber nur schlecht wirkt, was die milderen Auswirkungen ebenfalls erklären könnte.
Auch die Impfungen würden Schutz bieten. "Impfstoffe sind sehr hilfreich", so Lewnard. Er und seine Kollegen fanden heraus, dass geimpfte Kalifornier zwischen 64 und 73 Prozent seltener ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten als ungeimpfte. Selbst bei ungeimpften Personen führte Omikron jedoch seltener zu Krankenhauseinweisungen als Delta.
Omikron verbreitet sich "wie ein Lauffeuer"
Allerdings: Trotz der offenbar geringeren Pathogenität von Omikron haben die Krankenhäuser in den USA mit einem starken Zustrom von Coronavirus-Fällen zu kämpfen. Zurückzuführen sei dies laut Lewnard darauf, dass sich die Variante wie ein Lauffeuer verbreite. Im Durchschnitt werden laut New York Times in den Vereinigten Staaten jeden Tag mehr als 730.000 Menschen positiv getestet, fast dreimal so viele wie im letzten Winter.
"Da es sich um eine übertragbare Krankheit handelt, wird es irgendwann unweigerlich zu einer Vielzahl von Krankenhausaufenthalten kommen", wird Lewnard in der New York Times zitiert.