Tasse statt Tampon: Menstruationsschalen im VKI-Test
Immer mehr Frauen verwenden während ihrer Periode keine Tampons mehr und greifen stattdessen zur Menstruationsschale.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen sind Menstruationscups, wie die Schalen aus weichem Silikon auch genannt werden, umweltfreundlicher. Im Gegensatz zum Tampon werden sie nach dem Tragen ausgekocht und wiederverwendet. In puncto Tragekomfort sollen die Cups vor allem Frauen, die zu Scheidentrockenheit neigen, entgegenkommen. Leidet man unter besonders starken und schmerzhaften Blutungen, werden die Tassen ebenfalls empfohlen. Mit Anschaffungskosten von rund 20 bis 30 Euro wirken die Schalen auf den ersten Blick teuer, der Preis relativiert sich jedoch angesichts der Tatsache, dass die Produkte bei guter Pflege jahrelang halten. Aus gesundheitlicher Sicht sollen die Tassen außerdem mehr Vorteile als Nachteile bringen. Das medizinische Silikon bietet Herstellern zufolge keine nährhafte Fläche für jene Bakterien, die das toxische Schocksyndrom (TSS) induzieren (mehr dazu hier).
Kein Nischenprodukt
Zwar sind Menstruationsschalen noch lange nicht massentauglich, der Kategorie "Nischenprodukt" sind sie aber entwachsen. Dass die Alternative zu Tampon und Binde sich wachsender Beliebtheit erfreut, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass große Drogerieketten wie dm und Bipa die Cups ins Sortiment aufgenommen haben und immer mehr Hersteller auf den Markt drängen. "Menstruationstassen haben sich als fixer Bestandteil in der Kategorie Damenhygiene etabliert und zeigen Innovationspotenzial – sei es in Form von neuen Tassen, die besser an die Bedürfnisse der Frauen angepasst sind, oder neuen Materialien, die noch mehr auf das Thema Nachhaltigkeit abzielen", erklärt Petra Gruber, dm-Geschäftsführerin im Ressort Marketing und Einkauf.
Tassen im Test
Ein großangelegter Hersteller-Test der Tassen fehlte bisher allerdings. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat nun Cups von neun Herstellern unter die Lupe genommen. Bei den meisten gab es kaum etwas auszusetzen. Die Produkte hielten viel aus, waren nur wenig mit Schadstoffen belastet und erhielten auch bei der Anwendung von Testerinnen überwiegend gute Noten.
Während der Tampon das Blut aufsaugt, wird die Flüssigkeit in der Menstruationstasse gesammelt und nach dem Entfernen ausgeleert. Eingesetzt werden die Schälchen wie die sanitären Wegwerfprodukte. Durch das Falten der weichen Tasse wird sie schmal genug, um sie in die Scheide einzuführen und an einer angenehmen Stelle zu positionieren. Dort kann sich die Tasse entfalten. Das Entfernen gestaltet sich anders, als man es als Frau vom Tampon gewohnt ist. Mithilfe der Beckenbodenmuskulatur drückt man die Tasse nach unten, bis man den Stiel greifen kann. Dann zieht man daran und unterstützt das Herausziehen mit den Bauchmuskeln. Sobald man mit den Fingen der unteren Rand erreicht, drückt man die Wände leicht zusammen, löst so den Unterdruck und nimmt das Schälchen heraus. Grundsätzlich sollte man eine Menstruationstasse alle vier bis zwölf Stunden leeren. Danach spült man sie mit klarem Wasser aus, bevor er wieder eingeführt wird. Am Ende des Tages sollte sie ausgekocht werden.
Kaum Schadstoffe
Da die Silikonschalen im Körperinneren getragen werden, in der Handhabung einfach und beim Tragen angenehm und zudem für eine lange Verwendung ausgelegt sein sollten, wurde vor allem das Material eingehend getestet. Bei der chemischen Prüfung hat der VKI nach Schadstoffen gefahndet. Die gute Nachricht: Alle Produkte waren farbecht, gaben so gut wie keine krebserregenden Weichmacher oder Nitrosamine ab und auch kein Formaldehyd. Trotzdem stellte man Unterschiede fest: "Nur bei unseren zwei Besten im Test, Selenacup (einem Produkt aus Österreich) und Lunette, beide aus Silikon, fanden wir keine flüchtigen organischen Bestandteile. Bei allen anderen Produkten hingegen schon, weshalb wir sie in diesem Prüfpunkt abwerten mussten", heißt es in der aktuellen Ausgabe des VKI-Magazins Konsument. Wichtig sei, die Cups wie von den Herstellern in den Anleitungen beschrieben zu sterilisieren. So lässt sich zumindest ein Teil der flüchtigen Stoffe, die zu Schleimhautreizungen führen können, entfernen.
Eine mögliche Schadstoffbelastung diverser Produkte am Markt sieht Bettina Steinbrugger, Mitgründerin der Plattform Erdbeerwoche für nachhaltige Monatshygiene, besonders kritisch: "Positiv bewerten wir, dass sich nachhaltige Monatshygiene mehr und mehr durchsetzt und es ein wachsendes Bewusstsein für ökologischen Aspekte gibt. Aber es gibt schwarze Schafe unter den Herstellern." Problematisch sieht Steinbrugger die Tatsache, dass es kein allgemein gültiges Gütesiegel gibt und, dass die Materialien auf den Verpackungen – wie auch bei Tampons und Binden – nicht ausgewiesen werden müssen. Aufgrund der fehlenden Richtlinien gäbe es große Qualitätsunterschiede bei den Tassen. Für Konsumentinnen sei der Markt wenig transparent. Verbraucherinnen empfiehlt Steinbrugger sich genau zu informieren, um eine gute Wahl treffen zu können.
Sicher und praktisch
Der VKI-Test zeigte, dass alle untersuchten Cups bei sachgemäßem Gebrauch sicher sind. Die physikalische Prüfung ergab, dass viele deutlich höhere Zugkräfte aushalten als unbedingt nötig. Beim Praxistest fiel ein Produkt negativ auf. Der Menstruationscup von Yuuki. "Aufgrund seines festen, geradezu starren Materials lässt er sich nur mit großer Mühe zusammenfalten", heißt es im Testbericht.