Tägliche Tests statt Isolation: Der Schlüssel zur Corona-sicheren Schule?
Der zweite Pandemie-Herbst wird spannend – vor allem für die Schulen. Derzeit tüftelt man in Österreich und vielen anderen Ländern an Lösungen, die Bildungseinrichtungen in den kommenden Monaten sicherer machen sollen. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) kündigte Donnerstagabend in der "ZiB 2" an, dass man hierzulande ab dem Herbst unter anderem auf intensives Corona-Testen, mittels Antigentests und PCR-Verfahren, setzen wolle.
Secondary Schools - Gesamtschulen für Elf- bis 16-Jährige in Großbritannien und sowie Colleges, für 16- bis 18-Jährige - empfehlen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern der Universität Oxford engmaschiges Testen. Konkret rät man auf Basis neuer Studienerkenntnisse zum täglichen Testen der Schülerinnen und Schüler, die mit infizierten Kommilitonen in Kontakt gekommen sind. Diese Taktik beuge der Entstehung großer Schul-Cluster ebenso gut vor, wie Isolationsmaßnahmen für ganze Klassen oder Stockwerke – bei besserer Verträglichkeit für die Kinder.
Verträglichere Maßnahme
Für ihre Erhebung (als Preprint veröffentlicht, noch nicht extern begutachtet) verglichen die Forschenden die beiden Methoden (tägliches Testen vs. Isolation) an 201 Schulen im Land. Der Erhebungszeitraum erstreckte sich von April bis Juni 2021. Tägliches Testen mittels Antigen-Schnelltests schien symptomatische Infektionen in den Schulen insgesamt geringfügig zu reduzieren, der Einfluss auf den Bildungsverlust der Kinder war den Experten zufolge jedoch enorm: Durch die Maßnahme verringerte sich die Anzahl der Fehlzeiten um 20 bis 39 Prozent.
Die Ergebnisse der Studie, die von der britischen Regierung in Auftrag gegeben worden war, legen nahe, dass die Umstellung auf tägliches Testen sämtlicher Kontaktpersonen Schulkinder im kommenden Herbst und Winter im Präsenzunterricht halten könnte, ohne eine Ausbreitung des Virus zu riskieren.
Bernadette Young, Dozentin für Infektionskrankheiten in Oxford, sagte dem Guardian dazu: Die Studie habe gezeigt, dass Antigen-Schnelltests "ein wichtiger Bestandteil des Werkzeugkastens" für Schulen seien.
Die Forschenden teilten die Schulen zufällig zwei Gruppen zu: Eine Gruppe fuhr mit Standard-Massentests und der Isolierung enger Kontakte positiver Corona-Fälle fort. Die andere führte bei Kontaktpersonen sieben Tage lang Antigentests durch. Negativ Getestete konnten wieder in ihre Klasse zurückkehren.
Die Forscher griffen auf PCR-Tests zurück, um Kontakte in beiden Gruppen auf eine Corona-Infektion zu überprüfen. Diese zeigten ähnliche Infektionsraten von 1,6 Prozent in der Gruppe mit Standardtests und Isolierung und 1,5 Prozent in der Gruppe mit täglichen Schnelltests.
"Waffe zum Infektionsschutz"
Die Studie zeige, wie tägliche Tests anstelle der Isolierung von Kontakten die Ausbreitung des Virus wirksam verhindern können, sagte Jonathan Ball, unbeteiligter Experte und Professor für Virologie an der University of Nottingham dem Guardian. "Die Isolierung von Kontakten ist eine wichtige Waffe zum Infektionsschutz, aber sie ist grob. Schnelltests umgehen unnötige Isolation und sollten breiter eingesetzt werden", fügte er hinzu.
Paul Hunter, Medizinprofessor an der University of East Anglia, gab im Gespräch mit dem Guardian zu bedenken, dass die Studie nicht bestätigen könne, "ob einer der beiden Ansätze das Übertragungsrisiko tatsächlich verringert". Aufgrund der fehlenden Kontrollgruppe (aus ethischen Gründen nicht möglich) könne "die Schlussfolgerungen ebenso lauten, dass beide Interventionen hochwirksam sind oder dass beide Interventionen keinerlei Wert haben".
Die Infektionszahlen steigen in Großbritannien rasant. Allein in der vergangenen Woche haben mehr als eine Million Kinder nach Angaben des britischen Bildungsministeriums aus Corona-Gründen die Schule verpasst (in Großbritannien sind die Sommerferien regional geregelt und beginne im Laufe des Juli).