Prognose: Covid-19 bleibt, aber Pandemie-Ende ist nahe
Von Ingrid Teufl
Wer sich wissenschaftlich mit SARS-CoV-2 beschäftigt, ist immer wieder mit unbekannten Faktoren konfrontiert. Doch je länger die Pandemie andauert, desto mehr Daten stehen zur Verfügung. So auch im Fall der derzeit vorherrschenden Omikron-Welle.
Doch was wird danach kommen? Wie wird sich diese Variante in der Welt verbreiten? Und wann wird die Welle wieder abflachen? Der deutsche Star-Virologe Christian Drosten sah etwa im NDR-Corona-Podcast am 1. Februar den "Zeitpunkt für Entspannung noch nicht gekommen" und rechnet erst nach Ostern mit Entspannung.
Hälfte der Welt wird sich infizieren
Forscher des Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) in Seattle (USA) blicken in einem Beitrag, der im Jänner im Fachjournal The Lancet veröffentlicht wurde, noch weiter. Sie rechnen damit, dass sich bis März 2022 rund 50 Prozent der Weltbevölkerung mit dem sehr ansteckenden Omikron-Virus infiziert haben werden. Ein Grund dafür sei, dass rund 40 Prozent der Infektionen asymptomatisch verlaufen.
Aufgrund der hohen Infektiösität der Omikron-Variante sehen die IHME-Forscher einen limitierenden Effekt durch Maßnahmen wie Maskenpflicht oder Ausweitung der Impfungen. Modellrechnungen würden zeigen: Wenn 80 Prozent der Bevölkerung Masken tragen, würde das in den nächsten vier Monaten die Infektionen nur um 10 Prozent reduzieren. Mehr substanzielle Effekte seien laut den Berechnungen in Ländern zu erwarten, wo die Omikron-Welle noch nicht ausgebrochen ist.
Dem widersprechen allerdings immer wieder Wissenschafter. Das konsequente Einhalten von Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen, Distanz oder eben das Tragen von FFP-2-Masken trage demzufolge sehr wohl dazu bei, Infektionen zu reduzieren.
Neue Impfstoffe
In die Berechnungen der Modellierer fließt ebenso ein, dass in den nächsten Monaten neue Impfstoffe auf den Markt und in vielen Ländern zur Anwendung kommen werden. Wenn man die hohen Werte der durch einen richtigen Viruskontakt Infizierten dazu zählt, könne man "für einige Zeit" davon ausgehen, dass die weltweiten Levels auf einem "Allzeithoch" sind.
"Für einige Wochen oder Monate kann die Welt niedrige Levels an Virusübertragung erwarten" schreibt der IHME-Autor Christopher J. L. Murray.
Zukunftsprognose
All diese Faktoren sowie die Adaption von Impfstoffen an neue Virusvarianten sowie das Wissen, dass sich vulnerable Menschen und Risikopatienten bei zukünftigen Wellen gut selbst schützen können (etwa physische Distanz, hochschützende Masken) ermöglichen laut Murray eine andere Einschätzung als bisher.
SARS-CoV-2 werde zukünftig einen geringeren Einfluss auf die Gesundheit und die Gesundheitssysteme haben. "Covid-19 wird eine wiederkehrende Erkrankung sein, mit der Gesundheitssysteme und die Gesellschaften zurechtkommen müssen."
Bei der Omikron-Variante scheinen die Todesfälle in den meisten Ländern ähnlich einer schweren Grippewelle auszufallen. Covid-19 werde nach Omikron zurückkehren. "Aber die Pandemie wird das nicht tun".