Erste Daten aus Impfprogramm: Wie gut wirkt das neue RSV-Vakzin bei Babys?
Das Respiratorische Synzytialvirus, kurz RSV, ist weltweit eine der Hauptursachen für Krankenhausaufenthalte bei Kleinkindern. Jedes Jahr sterben global gesehen schätzungsweise 100.000 Kinder unter fünf Jahren nach einer Infektion mit dem Erreger. Ansteckungen können nicht nur bei Säuglingen und Kleinkindern, sondern auch bei älteren Menschen kritisch verlaufen.
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Seit Ende 2022 ist in der Europäischen Union (EU) die Verwendung eines monoklonalen Antikörpers (Nirsevimab) bei Säuglingen als Mittel der passiven Immunisierung (Antikörper werden verabreicht, statt durch das eigene Immunsystem produziert zu werden, Anm.) gegen RSV erlaubt. Allerdings haben nur wenige Länder bereits in der aktuellen RSV-Saison mit der Verwendung von Nirsevimab begonnen. Auch in Österreich wird die Markteinführung erst heuer erwartet.
Verabreicht wird der Impfstoff in Form eines einmaligen Stichs im ersten Lebensjahr zwischen September und März, sodass Kinder in ihrer ersten RSV-Saison geschützt sind.
Erste Daten aus Luxemburg belegen Wirksamkeit der Impfung
Erste Daten aus Luxemburg, wo das Mittel für alle im Jahr 2023 geborenen Babys empfohlen und schon in den vergangenen Monaten eingesetzt wurde, sind jedenfalls vielversprechend. In einer im Fachblatt Eurosurveillance veröffentlichten Arbeit werden die Effekte der nationalen Impfkampagne vom Herbst 2023 nun beschrieben.
In Summe wurden rund 84 Prozent der Neugeborenen geimpft. Verglichen mit dem Vorjahr, also der Wintersaison 2022/2023, konnte ein Rückgang der Krankenhauseinweisungen im Zusammenhang mit RSV-Infektionen nachgewiesen werden. Wobei ein besonders deutlicher Rückgang (69 Prozent) bei Säuglingen unter sechs Monaten dokumentiert wurde. In der weit größeren Altersgruppe der Kinder unter fünf Jahren wurden im Jahr 2023 insgesamt 241 Kinder mit einer RSV-Infektion ins Spital eingeliefert, verglichen mit 389 Fällen im Jahr 2022 (Rückgang um 38 Prozent).
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Die Forschenden stellten auch Verschiebungen bei der Altersstruktur fest: Das Durchschnittsalter der hospitalisierten Kinder stieg von knapp unter acht Monaten im Jahr 2022 auf über 14 Monate im Jahr 2023. Das heißt, die betroffenen Kinder waren im Schnitt älter. Damit zeige die Verabreichung des Impfstoffes kurz nach der Geburt Wirkung, summieren die Autorinnen und Autoren. Allgemein hatten die meisten hospitalisierten Kinder keine Nirsevimab-Impfung erhalten.
Auch der Schweregrad der Erkrankungen nahm ab: Anstelle von etwa fünf Tagen im Jahr 2022 mussten die Kinder im Jahr 2023 nur für etwa drei Tage im Krankenhaus verweilen. Einweisungen von Säuglingen auf die Intensivstation gingen in der Altersgruppe der am stärksten gefährdeten Kinder (jünger als sechs Monate) von 28 im Jahr 2022 auf neun im Jahr 2023 zurück.
Immunisierungen schonen auch das Gesundheitssystem
Das Team kommt zu dem Schluss, dass die Ergebnisse "darauf hindeuten, dass die Nirsevimab-Prophylaxe schwere RSV-Infektionen, insbesondere bei Säuglingen im Alter von weniger als sechs Monaten, reduziert und damit die Belastung des Gesundheitswesens verringert hat". Auch wenn sie gleichsam einräumen, dass der angestellte Vergleich zum jetzigen Zeitpunkt nur zwei aufeinanderfolgende Saisonen betrachtet und noch nicht die gesamte aktuelle RSV-Saison umfasst.
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In der aktuellen Winter- und damit Atemwegsinfektsaison sind in Österreich zwei RSV-Impfstoffe verfügbar: für Menschen ab dem 60. Lebensjahr und schwangere Personen, die die schützenden Antikörper auf das Kind übertragen. In Einzelfällen kann auch bei jüngeren Krebspatientinnen und -patienten oder Menschen mit schweren Organerkrankungen eine Impfung erwogen werden.