Neue Virusvariante: Mediziner fordern Maßnahmen gegen Ausbreitung
Angesichts der internationalen Ausbreitung einer neuen, infektiöseren Virusvariante hat jetzt eine Gruppe von Ärztinnen und Ärzten einen Online-Petition gestartet: In einem Offenen Brief an die österreichische Bundesregierung fordern sie diese auf, "mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln" auf die Virusmutation B-1.1.7. zu reagieren, "die uns mit einer wahrscheinlich um 50 Prozent gesteigerten Übertragungsrate bedroht".
"Wir dürfen bei den derzeitigen Infektionszahlen ab 18.1. keine weiteren Öffnungen riskieren, damit wir eine weitere Ausbreitung verhindern", heißt es in dem Brief. "Wir wollen und dürfen keine Zustände, wie sie derzeit in UK vorherrschen, akzeptieren."
Die Mediziner ersuchen die Regierung, "die Bevölkerung und die Gesundheitsmitarbeiter*Innen aufgrund dieser Gefahr effektiv zu schützen". Sie plädieren dafür, "gemeinsam an einer Zerocovid-Strategie zu arbeiten". Weitere Todesfälle, Infektionen und LongCovid durch zu spätes Handeln seien durch nichts zu rechtfertigen.
Die Petition ist im Internet mit jener Grafik der Datenseite "Our World in Data" versehen, die die hohe Übersterblichkeit in Österreich im Vergleich zu den USA oder Schweden zeigt.
Bis Sonntagnachmittag haben die am 2.1. gestartete Petition bereits rund 1150 Menschen unterstützt. Auf Twitter schrieb am Sonntag die Erstunterzeichnerin, die HNO-Ärztin Daniela Litzlbauer: "Für alle, die SARS-Cov2 in die Knie zwingen wollen, für alle, die Angst um ihre Kinder haben, für alle, die uns helfen wollen, #ZeroCovid zu erreichen, bitte unterschreiben."
Nachstehend der Offene Brief im Wortlaut:
Sehr geehrte Regierungsmitglieder,
Covid-19 begleitet uns nun schon seit 12 Monaten, seit Beginn der Pandemie sind in Österreich 6261 (Stand 1.1.21) Menschen an Covid-19 verstorben. In den letzten 3 Monaten mehr als 5000.
Nun stehen wir vor einer weiteren Herausforderung: die Mutation B-1.1.7., die uns mit einer wahrscheinlich um 50% gesteigerten Übertragungsrate bedroht.
Das in Österreich tätige Gesundheitspersonal ersucht Sie mit Hilfe der Bevölkerung, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln darauf zu reagieren.
Wir dürfen bei den derzeitigen Infektionszahlen ab 18.1. keine weiteren Öffnungen riskieren, damit wir eine weitere Ausbreitung verhindern. Wir wollen und dürfen keine Zustände, wie sie derzeit in UK vorherrschen, akzeptieren. Wir müssen nicht nur unser Gesundheitssystem schützen, wir müssen die Gesundheit ALLER Menschen, die in Österreich leben, schützen, egal ob alt oder jung, egal ob mit Migrationshintergrund oder ohne, egal ob mit Vorerkrankungen oder ohne, diese Liste ließe sich noch weiter fortsetzen.
Wir ersuchen Sie, die Bevölkerung und die Gesundheitsmitarbeiter*Innen aufgrund dieser Gefahr effektiv zu schützen. Lassen Sie uns gemeinsam an einer Zerocovid-Strategie arbeiten, damit wir gemeinsam mit Impfung, Physical-Distancing, Masken-tragen, Hygieneregeln und funktionierendem Contacttracing diese Pandemie beenden können. Die gesamte Bevölkerung sehnt sich nach einer Normalisierung der Situation - mit der Impfung und gleichzeitiger starker Eindämmung können wir das Beste für unser aller Gesundheit und die wirtschaftliche Situation in unserem Land herausholen.
Weitere Todesfälle, Infektionen und LongCovid durch zu spätes Handeln sind durch nichts zu rechtfertigen.
Hochachtungsvoll
Dr. Daniela Litzlbauer, HNO-Ärztin, St. Valentin
OA Dr. Wolfgang Hagen, Internist Klinik Hietzing
Ing. Michaela Stainer, Chemikerin, LBI Trauma
OA Dr. David Noisternig, Anästhesist und Intensivmediziner, KH Freistadt
Dr. Alexander Bartuschka, Rheumatologe und Internist in Wien
Begründung:
Wenn sich das Gesundheitspersonal zusammenschließt und die Bevölkerung es dabei unterstützt, können wir uns vielleicht das nötige Gehör zur Bewältigung dieser außerordentlichen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Krise verschaffen.
Zeigen wir Stärke durch ein gemeinsames Vorgehen.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Daniela Litzlbauer aus Linz