Wissen/Gesundheit

Heuer keine Grippesaison: Nächste Welle könnte stark ausfallen

Die wegen der Corona-Maßnahmen praktisch ausgebliebenen anderen Atemwegsinfektionen, wie die Influenza, könnten im nächsten Winter zu stärkeren Virusaktivitäten dieser Art führen. Die Erfahrungen zeigen, dass auf sehr schwache Grippewellen meist starke epidemische Aktivitäten folgen, heißt es in der aktuellen "Virusepidemiologischen Information" des Zentrums für Virologie der Medizinischen Universität Wien. Vor allem bei Kleinkindern sind viele RSV-Infektionen zu erwarten.

Heuer blieb die Grippesaison erstmals seit dem Beginn der Influenzaüberwachung in der Saison 1999/2000 in Österreich vollständig aus, heißt es in der Publikation. Während des gesamten Winters wurden nur zwei Proben positiv auf Influenzaviren getestet. Die Gründe dafür sind "letztlich alle auf die Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronavirus Pandemie zurückzuführen", betont die Virologin Monika Redlberger-Fritz darin.

Zirkulation von Influenzaviren blieb aus

Mit Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 kam es zu einem massiven Rückgang der auslaufenden Influenzavirusaktivität sowie zu einem abrupten Ende der Zirkulation von humanen Metapneumoviren, Respiratorischen Synzytial Viren (RSV) und Rhinoviren. Die Rhinovirusaktivität stieg mit der Lockerung der Maskenpflicht im Sommer wieder leicht und mit Schulbeginn im September sprunghaft an. Mit der zweiten und dritten Pandemiewelle wurden alle Hygienemaßnahmen wiedereingeführt, "wodurch während der gesamten Wintersaison 2020/21 nicht nur die Zirkulation der Influenzaviren ausblieb, sondern auch keine einzige Infektion mit RSV, humanen Metapneumoviren und Parainfluenzaviren nachgewiesen wurde", erläutert Redlberger-Fritz.

Keine Immunität gegen RSV für ab März 2020 Geborene?

Es sei zu bedenken, "dass somit in der Bevölkerung keine natürliche Boosterung durch Viruskontakte stattgefunden hat. Es ist daher möglich, dass mit Wegfall der Hygienemaßnahmen eine wiedereinsetzende Virusaktivität mit einer starken epidemischen Welle einhergeht", so die MedUni-Wien-Expertin. Dies werde vermutlich für RSV zutreffen, denn die Erstinfektion erfolge meist innerhalb des ersten Lebensjahres. Durch die ausgebliebene RSV-Aktivität hätten jedoch alle nach März 2020 geborenen Kinder keine Immunität gegen dieses Virus. RSV ist ein weltweit vorkommender Erreger, der zu Atemwegserkrankungen führt sowie akute Bronchitis bei Säuglingen und Kleinkindern verursachen kann.

Ähnliches wie für RSV wird laut Redlberger-Fritz für die Influenza gelten. Dadurch komme auch in der kommenden Wintersaison der Influenzaschutzimpfung wieder eine große Bedeutung zu. Seit dem vergangenen Jahr steht die Influenzaschutzimpfung für Kinder von sechs Monaten bis 14 Jahren gratis im Rahmen des Kinderimpfprogramms zur Verfügung.

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