Wissen/Gesundheit

Geheimnis gelüftet: Was hinter dem "Havanna Syndrom" wirklich steckt

Einige der 1.000 US-Diplomaten und Geheimdienstmitarbeiter, die von einer mysteriösen Krankheit namens Havanna-Syndrom betroffen sind, könnten von elektromagnetischen Energieimpulsen ausgesetzt worden sein. Das heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht an die Leiter der US-Geheimdienste. "Elektromagnetische Impulsenergie, insbesondere im Radiofrequenzbereich, erklärt plausibel die Ohrenschmerzen, den Schwindel und andere Symptome."

Die Beschwerden wurden erstmals 2016 von US-Diplomaten in der kubanischen Hauptstadt gemeldet. Das Expertengremium wurde von der Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines und dem stellvertretenden CIA-Direktor David Cohen einberufen.

Die Kombination von Symptomen bei einem Teil der Opfer lasse "sich nicht ohne weiteres durch bekannte Umwelt- oder medizinische Bedingungen erklären". Fälle wurden in Russland, China, Tadschikistan und einigen afrikanischen Ländern gemeldet. Auch aus Österreich gab es entsprechende Berichte.

Die Ergebnisse spiegeln eine Studie der Nationalen Akademie der Wissenschaften aus dem Jahr 2020 wider und folgen einem CIA-Zwischenbericht vom 20. Jänner, der zu dem Schluss kam, dass es unwahrscheinlich ist, dass Russland oder ein anderer ausländischer Gegner hinter den meisten der sogenannten "anomalen Gesundheitsvorfälle" steckt.

In dem CIA-Bericht hieß es, dass von den 1.000 Fällen etwa zwei Dutzend ungeklärt blieben.

Der am Mittwoch veröffentlichte Bericht ging nicht auf die Verantwortung ein. Seine Schlussfolgerungen werden wahrscheinlich die Frustration unter derzeitigen und ehemaligen US-Beamten schüren, denen eine klare Erklärung für ihre chronischen Beschwerden fehlt.

"Wir haben uns nicht mit der Schuldzuweisung an einen ausländischen Gegner oder Akteur befasst. Wir haben uns an den kausalen Mechanismus gehalten", sagte ein mit dem Bericht vertrauter US-Geheimdienstmitarbeiter gegenüber Reportern.

Das Gremium stellte fest, dass die Symptome auf der Grundlage von medizinischen Berichten und Gesprächen mit Ärzten und Opfern "echt und überzeugend" seien.

Bei der Feststellung, dass "gepulste elektromagnetische Energie" die Ursache sein könnte, sagte das Gremium, dass "Informationslücken bestehen", aber es mehrere plausible Möglichkeiten gibt, wie die Energie erzeugt worden sein könnte, "jede mit ihren eigenen Voraussetzungen, Einschränkungen und Unbekannten".

Psychosoziale Faktoren können nicht alleine verantwortlich sein

Es gebe Quellen, die "verdeckbar sind und einen moderaten Energiebedarf haben", heißt es in dem Bericht. "Unter Verwendung von Nicht-Standard-Antennen und -Techniken könnten die Signale mit geringem Verlust" durch die Luft und Baumaterialien übertragen werden.

Personen, die versehentlich elektromagnetischen Energiesignalen ausgesetzt waren - zu denen Radiowellen, Mikrowellen und Röntgenstrahlen gehören - haben über "Empfindungen" berichtet, die den Symptomen ähneln, die von den Opfern des Havanna-Syndroms berichtet werden, so der Bericht.

Auch Ultraschall könnte für die Symptome verantwortlich sein, allerdings nur, wenn sich das Opfer in unmittelbarer Nähe des Strahls befand, da sich Ultraschall nur schlecht durch die Luft und Baumaterialien ausbreitet", heißt es weiter.

Psychosoziale Faktoren - wie Arbeitsanforderungen, Stress und Depressionen - können nicht allein für die Kernsymptome des Havanna-Syndroms verantwortlich sein, so der Bericht.

Der Bericht enthielt Empfehlungen zum Verständnis, zur Vorbeugung und zum Umgang mit den Beschwerden, einschließlich der Erfassung und Koordinierung von Vorfällen und medizinischen Daten innerhalb der US-Regierung.