PSA-Test: Warum Experten gegen Reihenuntersuchungen sind
Von Ernst Mauritz
Soll – ähnlich wie bei der Mammografie bei Frauen – Männern ab 45 ohne Verdacht auf Prostatakrebs eine Reihenuntersuchung mittels PSA-Test angeboten werden? Das deutsche „Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“ (IQWiG) lehnt das in einem neuen Bericht ab: Der Nutzen eines PSA-Screenings wiege den damit verbundenen Schaden nicht auf. Zwar nütze es drei von 1000 Männern innerhalb von zwölf Jahren, indem es ihnen eine Belastung durch eine metastasierte Krebserkrankung erspart oder diese verzögert. Drei von 1000 Patienten werden innerhalb von 16 Jahren vor dem Tod durch ein Prostatakarzinom bewahrt. Die Gesamtsterblichkeit im Studienzeitraum sinke aber nicht – die in der Regel älteren Männer dürften zu einem vergleichbaren Zeitpunkt an einer anderen Ursache sterben.
Gleichzeitig müssten aber deutlich mehr Männer wegen Überdiagnosen und Übertherapie mit dauerhafter Inkontinenz und dauerhafter Impotenz rechnen. Dabei hätte in diesen Fällen die Krebserkrankung nie Probleme gemacht, weil der Tumor nie zu Symptomen geführt hätte.
Für seine Nutzenbewertung hat das IQWiG-Institut Daten von elf großen Studien mit mehr als 400.000 Teilnehmern ausgewertet. Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist ein Eiweiß, welches auch von gesunden Prostatazellen gebildet wird. Krebszellen sind aber imstande, die 10-fache Menge an PSA zu produzieren. Der PSA-Wert wird im Blut bestimmt. Ein erhöhter PSA-Wert kann auch andere Ursachen haben (z. B. Geschlechtsverkehr, Radfahren, etc.).
In der österreichischen Vorsorgeuntersuchung ist der PSA-Test nicht vorgesehen. Äußert allerdings ein Patient den Wunsch danach, kann der Test im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung von einem Urologen durchgeführt werden.
„Auch die österreichische Gesellschaft für Urologie ist derzeit nicht für ein PSA-Massenscreening“, sagt Stephan Madersbacher, Vorstand der Urologie und Andrologie im Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien. „Männer ab 45 sollen von ihrem Urologen aufgeklärt werden und dann informiert entscheiden.“ Nach wie vor sei der PSA-Test aber die einzige Möglichkeit, Prostatakrebs in einem frühen, noch heilbaren Stadium zu diagnostizieren. „Er wird heute viel intelligenter eingesetzt als vor 20 Jahren und es wurden Maßnahmen gegen Überdiagnosen und Übertherapien gesetzt.“
So gelinge es mit einer speziellen MRT-Untersuchung (multiparametrische MRT) zunehmend besser, aggressive von „schlummernden“ Tumoren zu unterscheiden. Die Häufigkeit der Biopsien (Gewebeentnahmen) könne dadurch um 30 Prozent gesenkt werden, die verbleibenden Biopsien sind treffsicherer. Eine weitere Strategie ist die aktive Überwachung von Tumoren mit niedrigem Risiko. „Wir beobachten bei nicht aggressiven Tumoren die Entwicklung des PSA-Wertes über einen längeren Zeitraum und behandeln nicht sofort.“