Wissen/Gesundheit

Warnung vor Fruchtgummi mit Gift aus Fliegenpilzen

Sie sehen aus wie Fruchtgummis, sind aber eigentlich nicht zum Verzehr gedacht: "Muscimol-Gummis" enthalten das Gift des Fliegenpilzes (Amanita muscaria). Verkauft werden sie online und vereinzelt in Verkaufsautomaten. Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) warnt aktuell davor, dass die Gummies verstärkt erhältlich sind. 

Sie sind eigentlich Non-Food-Waren, das heißt, auch von den Herstellern nicht zum Verzehr gedacht, und teilweise auch so gekennzeichnet, etwa mit dem Vermerk "Nicht zum Verzehr". Vielmehr gelten sie als Souvenir oder Sammlerstück. "Da sie aber aussehen wie Fruchtgummis, können sie besonders für kleine Kinder sehr gefährlich werden", warnt die AGES. 

Muscimol entsteht bei Kochen oder Trocknen des Fliegenpilzes

Muscimol ist ein Nervengift, das bei der Aufarbeitung des Fliegenpilzes, etwa durch Kochen oder Trocknen, entsteht. Es verursacht Halluzinationen wie farbige Scheinbilder, ein Gefühl der Schwerelosigkeit und Euphorie. Es kann auch eine höhere Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen auftreten. Auch Raumwahrnehmung und Zeitgefühl können gestört werden. Eine Vergiftung mit Muscimol macht sich laut AGES zudem mit gastrointestinalen Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen sowie Schwindel und vermehrten Speichelfluss bemerkbar.

Auch Psychosen und Kreislaufversagen können vorkommen. Bei größeren Mengen des Nervengifts können Muskelzuckungen, Verwirrtheit, Bachschmerzen und Erregungszuständen bis hin zu Bewusstlosigkeit und Koma auftreten. Es gab bereits Fälle in Europa, etwa in Deutschland, wo Jugendliche und Erwachsene nach dem Konsum von Muscimol-Gummies im Krankenhaus behandelt werden mussten. 

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Auch der Fliegenpilz an sich ist giftig, in der Regel aber nicht tödlich

Der Fliegenpilz ist giftig, weil er verschiedene toxische Verbindungen enthält, die auf das Nervensystem wirken. Die Hauptwirkstoffe im Fliegenpilz sind Muscimol und Ibotensäure. Diese beiden Substanzen sind verantwortlich für die halluzinogene und toxische Wirkung des Pilzes.

Ibotensäure ist vor allem in frischen Fliegenpilzen reichlich vorhanden und wirkt stark auf das Zentrale Nervensystem. Sie kann Halluzinationen und Desorientierung hervorrufen und das Verdauungssystem reizen. Wird der Fliegenpilz gekocht oder getrocknet, wandelt sich die Ibotensäure teilweise in Muscimol um, was ihre Wirkung etwas verändert. Muscimol ist etwa fünf- bis sechsmal psychoaktiver als Ibotensäure. Symptome treten etwa 30 Minuten bis drei Stunden nach dem Verzehr auf und können bis zu acht Stunden anhalten.

Laut AGES enthalten Muscimol-Gummies Mengen an Muscimol, die Vergiftungserscheinungen auslösen können. Kommt es zu Vergiftungserscheinungen, sollte möglichst rasch ein Arzt oder ein Krankenhaus aufgesucht werden.

Der Fliegenpilz ist zwar giftig, führt jedoch in der Regel nicht zu tödlichen Vergiftungen – er kann aber ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen, insbesondere wenn er in größeren Mengen verzehrt wird. Für Kleinkinder, ältere Menschen oder chronisch Kranke kann der Verzehr der Gummies dennoch gravierende Folgen haben. Vor allem Kinder sind verleitet, die bunten Fruchtgummis mit Süßigkeiten zu verwechseln.