Alarmierender Anstieg der Fälle: Wie man Fensterstürze bei Kindern verhindert
Es sind Fälle, die einen bestürzt zurücklassen: Am Mittwoch wurde in Wien Favoriten ein Zweijähriger in einem Gebüsch unter einem Wohnhaus gefunden. Das Kleinkind war aus dem Fenster im zweiten Stock gefallen und hatte sich ernste Verletzungen zugezogen.
Es ist der siebte Fenstersturz von Kindern in diesem Halbjahr. Ein besorgniserregender Anstieg, wie das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) betont. Zum Vergleich: Im gesamten ersten Halbjahr des Vorjahres wurden von den Fachleuten des KFV zwei Fensterstürze dokumentiert.
Wenn Kinder aus Fenstern fallen, kann das gravierende Verletzungen nach sie ziehen – von Prellungen und Knochenbrüchen bis hin zu lebensgefährlichen Verletzungen von Kopf, Wirbelsäule und inneren Organen –, und schlimmstenfalls tödlich enden.
"Diese Zahl ist ein alarmierendes Signal"
"Diese Zahl ist wirklich ein alarmierendes Signal", sagt Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV, im KURIER-Gespräch. "Vor allem, weil die eigentliche Fenstersturz-Saison, wenn man so sagen will, noch bevorsteht."
Gerade im Frühling und Sommer steigt das Risiko für Fensterstürze, weil Fenster gerne zum Lüften und Kühlen der Innenräume geöffnet werden. Von Mai bis August ereignen sich im Schnitt 60 Prozent der Fensterstürze bei Kindern. "Aus der Unfallforschung wissen wir, dass es in den warmen Monaten, aber etwa auch Anfang März, wenn das Wetter zum ersten Mal schön ist, vermehrt zu Vorfällen kommt", sagt die KFV- Expertin.
Am höchsten ist das Risiko außerdem zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr, weil die Kinder mobiler werden und eine Neugier entwickeln, was draußen zwitschert oder Geräusche verursacht. "Da muss man also ganz besonders aufpassen. Auch, weil Eltern vielfach die Mobilität ihrer Kinder in diesem Alter noch nicht so gut einschätzen können", betont Trauner-Karner.
Besonders tragisch: Ganz oft sind die Aufsichtspersonen in der direkten Umgebung oder im Nebenraum, wenn Stürze passieren. Trauner-Karners Botschaft an Eltern: "Jede sichernde Unterstützung holen, die am Markt verfügbar ist, denn jeder Sturz ist einer zu viel."
Was das Kuratorium für Verkehrssicherheit rät, um Kinder vor Fensterstürzen zu schützen:
Fenster sichern: Ein Investment in Fenstersicherungen lohnt sich. Sie sollten dazu dienen, dass Kinder Fenster oder Balkontüren nicht selbstständig öffnen können. Per abziehbarem Schlüssel versperrbare Fenstergriffe sind etwa in Möbelhäusern, Baumärkten oder auch online in vielen Varianten erhältlich und können auch an bestehenden Fenstern verschiedener Hersteller montiert werden. Wichtig: Solche Kindersicherheitsgriffe sind nur nützlich, wenn der Schlüssel abgezogen wird und nicht für Kinder zugänglich in der Wohnung herumliegt. Fliegengitter und Gelsennetze sind in dieser Hinsicht trügerisch: Sie vermitteln den Eindruck einer sicheren Barriere, verhindern im Ernstfall Stürze aber nicht.
Aufsichtspflicht ernst nehmen: Es klingt banal, doch man kann es nicht oft genug betonen: Kinder müssen stets beaufsichtigt werden – ganz besonders, wenn sie sich in Räumen mit offenen Fenstern aufhalten. Egal, ob der Postbote klingelt oder die Waschmaschine piepst: Kinder sollten nie aus den Augen gelassen und mitgenommen werden, wenn man den Raum verlassen muss.
Möbel richtig platzieren: Das Sideboard vor dem Wohnzimmerfenster mag schick aussehen. Hat man Kinder, stellt es ein potenzielles Sicherheitsrisiko dar. Kinder sind neugierig, flink und geschickt im Klettern. Binnen Augenblicken können sie so das offene Fenster erreichen.
Gefahren schildern: Zusätzlich zu praktischen Sicherheitsmaßnahmen sollten Kinder über die Gefahren offener Fenster aufgeklärt werden. Mütter und Väter müssen klar und deutlich vermitteln, warum man niemals aus einem offenen Fenster steigen sollte. Lässt man sein Kind bei einer Vertrauensperson, den Großeltern oder einem Babysitter etwa, zur Aufsicht, muss auch diese klar instruiert werden.