Wissen/Gesundheit

Covid: Leichter Anstieg bei Spitalspatienten - Aufruf zum Testen für Risikopatienten

Mit Schul- und Unibeginn im Herbst und den nach dem Sommer wieder zunehmenden Kontakten und Aufenthalten in Innenbereichen beobachten Virologen einen Anstieg von Atemwegsinfekten. Bei einem Verdacht auf Covid-19 sollten vor allem Risikopatienten möglichst rasch ihren Hausarzt aufsuchen und dort einen kostenlosen Test durchführen lassen. Dazu riet der Wiener Pneumologe Arschang Valipour jetzt am Rande der Praevenire Gesundheitstage in Eisenstadt. Nur so ließe sich eine Behandlung mit dem antiviralen Medikament Paxlovid sicherstellen.

Mit dem Arzneimittel kann die Schwere des Verlaufs einer Covid-19-Infektion deutlich verringert werden. "Wir sehen, auch, dass der Einsatz der antiviralen Medikamente das Risiko für Post-und Long-Covid-Beschwerden reduzieren kann", betonte der Experte.

Wer ist Risikoperson?

Das Gesundheitsministerium hat dazu festgestellt: Die Behandlung mit Covid-19-Medikamenten ist vorrangig für Risikopatienten vorgesehen. Die Therapie ist insbesondere für folgende Menschen empfohlen: 

  • Personen im erhöhten Alter (besonders ab 60)

  • Personen mit chronischen Erkrankungen (z.B. Diabetes)

  • Personen mit Übergewicht 

  • Personen mit Erkrankungen 

  • Personen, die Medikamente einnehmen, die das Immunsystem beeinflussen

Die Sozialversicherung hat etwa einen Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 30, ein Alter von über 60 Jahren, onkologische Erkrankungen etc. als Risikofaktoren definiert.

Wer bekommt Paxlovid?

Die Voraussetzung für eine eventuelle medikamentöse Behandlung einer SARS-CoV-2-Infektion ist ein beim behandelnden Arzt durchgeführter kostenloser Covid-19-Test mit positivem Ergebnis. Menschen mit einem erhöhten Risiko infolge einer SARS-CoV-2-Infektion sei ein schnelles Reagieren jedenfalls dringend anzuraten, meinte Valipour. Für eine Behandlung mit Paxlovid mit guter Wirkung steht nur ein relativ enges Zeitfenster zur Verfügung.

Nach wie vor gibt es durchaus auch schwere Verläufe von Covid-19. Laut SARI-Dashboard, ein Online-Informationssystem, das über die Entwicklung der schweren Atemwegserkrankungen in Österreich informiert, zeigt sich ein leichter Anstieg bei Spitalspatienten mit Covid-19. 

  • Anfang September (KW 36) waren 246 Menschen mit Covid-19 auf der Normalstation und 5 auf der Intensivstation. 

  • In der Woche darauf (KW 37) waren 317 Covid-Patienten in Österreich auf der Normalstation und 15 auf der Intensivstation. 

  • In KW 38 mussten 516 Menschen mit Covid-19 im Spital behandelt werden, 19 auf der Intensivstation. 

  • In KW 39 waren es 583 Covid-Patienten auf der Normal- und 14 auf der Intensivstation.

  • In KW 40 waren 370 auf der Normalstation und 10 auf der Intensivstation.

Bei den beiden letzen Kalenderwochen sind noch Nachmeldungen möglich. 

Impfung hatte auch nach vorangegangener Infektion positiven Effekt

Aktuell veröffentlichte Ergebnisse einer österreichischen Studie mit den Daten von 500.000 Menschen zeigt, dass die Covid-Impfung während der Pandemie auch einen positiven Effekt hatte, wenn sie nach einer vorangegangen Infektion erfolgte. "Die Impfungen gegen SARS-CoV-2 trugen entscheidend zur Milderung der Folgen der Coronavirus-Pandemie (Covid-19) bei. Die Empfehlungen zur primären Impfung gegen SARS-CoV-2 basierten auf randomisierten (Probandenzuteilung zu Vergleichsgruppen per Zufall; Anm.), Placebo-kontrollierten Studien, die eine hohe Wirksamkeit gegen (symptomatische) SARS-CoV-2-Infektionen bei zuvor nicht infizierten Menschen gezeigt hatten", schrieben jetzt Alena Chalupka von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES/Infektionsüberwachung) und ihre Co-Autoren.

Auf der anderen Seite, so die Wissenschafter mit Beteiligung aus Großbritannien, Dänemark und den USA: "Es gibt aber bisher nur begrenzte Hinweise für die Wirksamkeit der ersten Teilimpfungen gegen SARS-CoV-2 bei Personen mit einer vorangegangenen Infektion inklusive der entscheidenden Marker wie durch Covid-19 hervorgerufene Todesfälle." Wie stark die "Hybrid-Immunisierung" durch Infektion und erst nachher folgende Impfung sei, konnte nicht eindeutig geklärt werden.

Daten aus der "Delta-Welle"

Deshalb führten die Experten eine Studie durch, welche die Daten aus der Allgemeinbevölkerung in Österreich mit Impfungen nach einer vorhergegangenen SARS-CoV-2-Infektion betraf. Das erfolgte für die Zeitspanne der "Delta-Welle" von SARS-CoV-2 mit einer verlängerten nachfolgenden Beobachtungszeit.

Die Resultate sprechen für einen deutlichen Schutzeffekt der Impfung auch bei zuvor bereits einmal Erkrankten. "Von 494.646 zuvor infizierten Erwachsenen hatten 169.543 zwei Teilimpfungen erhalten, 133.567 eine Dosis - und 190.275 waren zu Beginn noch nicht infiziert gewesen. Wir registrierten 17 Covid-19-Todesfälle (sechs unter den Geimpften, elf unter den Nicht-Geimpften) und insgesamt 8.209 SARS-CoV-2-Infektionen. Die relative Schutzwirkung (der Impfung; Anm.) vor neuerlichen Infektionen und vor einem Covid-19-Todesfall lag bei mehr als 75 Prozent bis zum Ende des Jahres 2021, verringerte sich dann aber deutlich mit längerer Beobachtungszeit."

Insgesamt, so die Autoren der Studie, könne davon ausgegangen werden, dass sowohl eine als auch zwei Teilimpfungen über einen begrenzten Zeitraum hinweg auch nach einer ersten Infektion wirksam sind. Die in der Studie erhobene extrem geringe Covid-19-Sterblichkeit von 0,003 Prozent spreche dafür, dass eine der Impfung vorangegangene Infektion selbst eine hohe Schutzwirkung habe.