Coronavirus: Soll man auch in Österreich jetzt Atemschutzmasken tragen?
In Österreich gibt es derzeit keinen Grund für die Allgemeinbevölkerung, Atemschutzmasken (Einmal-Mundschutzmasken) aus Angst vor dem neuen Coronavirus zu tragen, betonen Infektionsexperten. „Und die Diskussion ist doch skurril. Nur zehn Prozent der Bevölkerung schützen sich vor der Grippe mit einer Impfung – aber jetzt diskutieren wir über Masken“, sagt Infektionsspezialist Christoph Steininger vom AKH / MedUni Wien zum KURIER. Die Influenza führt in Österreich jährlich zu 1000 bis 1500 Todesfällen.
Zumal es auch noch keinen einzigen Fall einer Infektion mit dem neuen Coronvavirus in Österreich - und weltweit sind von den rund 25.000 Infektionen nur rund 230 außerhalb von China nachgewiesen wurden. "Sollte Österreich einmal massiv von Infektionen mit dem neuen Coronavirus betroffen sein, kann man über einen Einsatz von Masken in bestimmten Situationen diskutieren, aber diese Situation stellt sich derzeit nicht", betont Steininger.
"Rationaler Einsatz"
Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO appelliert an einen "rationalen Einsatz" der Masken, um eine Vergeudung dieser "wertvollen Ressource" zu vermeiden. "Eine Gesichtsmaske kann helfen, die Ausbreitung von Atemwegserkrankungen zu begrenzen, ist aber keine Garantie, eine Infektion zu verhindern“, heißt es bei der WHO.
"In China würde ich jetzt in engen Räumen mit vielen Menschen eine solche Maske tragen, aber man darf ihre Wirkung nicht überschätzen", sagt Steininger. Ein gewisser Eigen- und Fremdschutz sei aber gegeben. Sinnvoll sind solche einfachen Atmenschutzmasken aus Apotheken nur im Zusammenspiel mit anderen Präventionsmaßnahmen, wie Händewaschen und Abstand halten zu anderen Personen.
Staubmasken sind nicht geeignet - denn die Feuchtigkeit der Atemluft macht sie sofort durchlässiger.
Auf der Homepage des Gesundheitsministeriums und auch der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) heißt es: "Einmal-Mundschutzmasken sind kein wirksamer Schutz gegen Viren oder Bakterien, die in der Luft übertragen werden. Aber sie können dazu beitragen, das Risiko der Weiterverbreitung des Virus durch 'Spritzer' von Niesen oder Husten zu verringern."
Die hauptsächliche Übertragungsquelle sind nach derzeitigem Stand des Wissen vor allem Tröpfchen, wie sie bei lautem Sprechen, Rufen, Husten oder Niesen in die Luft gelangen. Gegen so einen Tröpfchenschwall bieten die einfachen Nase-Mund-Masken nur einen sehr begrenzten Schutz.
Masken einer höheren Schutzklasse (FFP3) mit einem speziellen Feinpartikelfilter haben im Zuge der SARS-Epidemie 2002/2003 in einigen Studien einen gewissen Schutzeffekt gezeigt. "Aber schon die ganz einfachen Masken werden nicht lange getragen", sagt Steininger. Vielen Menschen sind sie zu unangenehm und beengend - und sie fahren sich dann erst recht oft ins Gesicht um ihren Sitz zu richten, stellten britische Forscher fest. Und Masken höherer Schutzkategorien sind noch viel unangenehmer und wenig praktikabel außerhalb von Spitälern.
In Spitälern ist ein infektionsreduzierender Effekt chirurgischer Masken über Nase und Mund nachgewiesen, für außerhalb gibt es kaum Daten, sagt Steininger. Die WHO empfiehlt Masken nur für Menschen mit Atemwegssymptomen (zum Schutz der Umgebung), Personen mit einem Verdacht auf eine Coronavirusinfektion und Personen, die Infizierte betreuen. "Der Schutz vor einer Infektion von außen ist sehr sehr schlecht damit", sagt der deutsche Infektiologe Bernd Salzberger. Möglicherweise, so die Ansicht mancher Experten, reduzieren sie aber zumindest Schmierinfektionen, weil der Griff an Nase und Mund erschwert wird.