Coronakrise: Auswirkungen auf Kinder laut Psychiaterin "groß"
Die einschränkenden Maßnahmen in der Coronakrise haben bei Kindern und Jugendlichen offenbar deutliche Spuren hinterlassen. Die Auswirkungen auf Kinder und junge Menschen sei "in jeder Hinsicht groß", erklärte Kathrin Sevecke, Direktorin der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Medizinischen Universität Innsbruck am Mittwoch in einer Aussendung.
Der Kontakt mit Freunden, der soziale Austausch mit Gleichaltrigen und der regelmäßige Schulbesuch seien wichtige Elemente des kindlichen Alltags und der psychischen wie psychosozialen Gesundheit von jungen Menschen. "Ein längerer Ausschluss aus diesen Lern- und Erfahrungsräumen schädigt Kinder und Jugendliche in ihrer kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklung und hinterlässt Spuren, die schon jetzt sichtbar sind und sich auch für längere Zeit nach der Aufhebung der Restriktionen zeigen werden", heißt es in einer aktuellen Stellungnahme der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, deren Vizepräsidentin Sevecke ist.
Mehrfache Belastung
Das Belastende für Kinder sei dabei weniger die reale Bedrohung durch das Virus gewesen, sondern das subjektive Bedrohungserleben der Kinder. Oft seien es sekundäre Folgen wie beispielsweise wirtschaftliche Probleme der Eltern, die Kinder bedrohen und besorgen. Man habe Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Wochen sehr viel abverlangt. Neben der Einschränkung der Sozialkontakte hing über ihnen auch das Damoklesschwert, möglicherweise die Großeltern anzustecken, so die Medizinerin.
Keine Normalität
Zudem müsse man bedenken, dass wir auch jetzt noch von einer Normalität für Kinder und Jugendliche weit entfernt seien. Der Schulbetrieb sei immer noch eingeschränkt und psychisch stabilisierende Fächer wie Musik und Sport werden noch nicht abgehalten. Dabei hänge die Bewältigung dieser Herausforderungen vor allem von familiären Rahmenbedingungen ab. Krisen würden sozial Schwache immer stärker treffen, meinte Sevecke.
Die Psychiaterin leitet derzeit eine Studie zu den psychosozialen Auswirkungen der Krise. "Wir werden hier die Auswirkungen auf Kinder in den Hotspots von Nord- und Südtirol in Kindergärten, Volksschulen und Mittelschulen untersuchen", erklärte die Psychiaterin. Zudem wollen die Experten zukünftig auf individueller und familiärerer Ebene genau hinschauen, ob sich langfristig posttraumatische Belastungen bei Kindern und Jugendlichen zeigen oder sich bereits diagnostizierte Beschwerden verstärkt haben. Besonders auffällig erscheint Sevecke nämlich auch das vermehrte Konsumieren illegaler Substanzen bei jenen Jugendlichen, die schon vor der Krise Drogen konsumiert haben.