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Angstfaktor Krebsabstrich: Ein Spekulum aus Silikon soll helfen

Sich auf den gynäkologischen Stuhl hieven, die Füße rechts und links auf der Beinhalterung platzieren, mit dem Becken möglichst weit nach vorne rutschen: Frauen fühlen sich bei Untersuchungen beim Frauenarzt nicht selten ausgeliefert – und unwohl. Mit gravierenden Folgen für die Frauengesundheit und Krebsvorsorge, wie Erhebungen aus Großbritannien zeigen.

Anfang des Jahres ergab eine Studie, dass ein Drittel der Frauen beim Gynäkologen aus Scham den Krebsabstrich verweigert. Der Abstrich, der unter Zuhilfenahme eines Spekulums durchgeführt wird, wird von vielen Patientinnen außerdem als enorm unangenehm oder gar schmerzhaft empfunden. Das Spekulum dient dem Aufdehnen der vorderen und hinteren Scheidenwand, damit der Arzt Veränderungen in der Scheide und am Muttermund erkennen kann. Auch der Krebsabstrich am Gebärmutterhals (PAP-Test) wird im Zuge dessen durchgeführt. Gefertigt ist das medizinische Untersuchungsinstrument aus Edelstahl und löst durch seine Optik und Haptik bei vielen Patientinnen Unsicherheit aus.

Spekulum 2.0

Ein Unternehmen aus den USA will Frauen die Angst vor dem Spekulum nehmen. Frog, so der Name der Kreativagentur aus San Francisco, hat ein Untersuchungsinstrument designt, das den Abstrich für Frauen angenehmer machen soll. Statt Edelstahl kommt Silikon zum Einsatz, die Idee zum Produkt stammt von zwei Mitarbeiterinnen. Als Hailey Stewart und Sahana Kumar sich in der Arbeit über ihre Frauenarztbesuche austauschten, wurde ihnen bewusst, dass das Spekulum in vielerlei Hinsicht optimierbar ist. Zusammen mit zwei weiteren Kolleginnen verpassten sie dem Instrument ein Makeover: neues Material, andere Form, angenehmerer Winkel. Sie gaben ihrer Kreation den Namen "Yona", abgeleitet von dem Wort "Yoni" aus der altindischen Sprache Sanskrit, wo es die weibliche Form des Lebens beschreibt.

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Wichtige Debatte

Yona wirkt insgesamt weniger angsteinflößend als das Pendant aus Metall. An Patientinnen wurde es aber noch nicht getestet. Dafür bedarf es klinischer Testverfahren, für eine Markteinführung wäre ein Investor vonnöten. Dennoch: Die Erfinderinnen von Yona sind überzeugt, etwas Positives zur Debatte über gynäkologische Untersuchung beigetragen zu haben – und das nicht nur in materieller Hinsicht. "Wir haben so viele E-Mails von Menschen bekommen, in denen die intimsten Dinge mit uns geteilt wurden. Wir haben eine Debatte ausgelöst", ist sich Miterfinderin Rachel Hobart im Interview mit dem Guardian sicher.

 

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Virginia Beckett, Gynäkologin und Mitglied der britischen Fachgesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (Royal College of Obstetricians and Gynaecologists) zeigt sich im Interview mit der Zeitung angetan von der Idee, Silikon statt Edelstahl zu verwenden. Sie gibt allerdings zu bedenken, dass Metall Vorteile habe: "Es leitet Wärme und nimmt damit schnell die Temperatur der Vagina an."

Instrumente sind sekundär

Für Beckett sind die Instrumente nicht unwesentlich, aber letztendlich sekundär. Am wichtigsten sei der Zugang der Ärzte: "Wenn sie eine genaue Erklärung bekommen, stecken die meisten Frauen die Untersuchung gut weg." Die Krebshilfeorganisation Jo's Cervical Cancer Trust fordert ebenfalls, dass Mediziner sicherstellen, dass Patientinnen wissen, was bei der Untersuchung mit ihrem Körper passiert. Treten bei der Untersuchung Schmerzen auf, sollte die Frau das Gefühl haben, "Stopp" sagen zu können. Frauen, die bei Frauenarztbesuchen besonders angespannt sind, wird geraten, eine Meditations-App zu verwenden oder eine Begleitperson mitzunehmen.

Der Krebsabstrich am Gebärmutterhals stellt die wichtigste Methode zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs dar. In Österreich wird Frauen seit den 1970er-Jahren der zytologische Abstrich, der PAP-Test, empfohlen. Bei dieser Untersuchung geht es darum, Zellveränderungen am Gebärmutterhals zu diagnostizieren. So können Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs behandelt werden.