Analyse zum Pandemieverlauf: Erste Corona-Variante war am tödlichsten
Der neue Bericht der GÖG (Gesundheit Österreich GmbH) ruft die heikle Pandemie-Phase im November 2020 in Erinnerung. Damals wurde die systemkritische Auslastungsgrenze erst in den Normal- und in weiterer Folge in den Intensivstationen überschritten. Doch die Analyse zeichnet auch nach, wie die Tödlichkeit von SARS-CoV-2 langsam sank und wie die Dominanz von Omikron im Vorjahr eine Paradigmenwechsel einleiten sollte.
Virus-Varianten strukturierten den Pandemieverlauf
Die GÖG-Analyse unterteilt den Pandemieverlauf in die jeweils fünf dominierenden Varianten, angefangen mit der ersten Variante, dem sogenannten Wildtyp von SARS-CoV-2, die nach 61 Wochen von der Alpha-Version abgelöst wurde, ehe sich für 17 Wochen Delta durchsetzte. "Die Letalität war rückblickend beim Wildtyp am höchsten, ging bei Alpha leicht zurück, stieg jedoch bei Delta wieder höher", resümierte GÖG-Gesundheitsökonom Florian Trauner.
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Delta sollte gegen Ende des zweiten Pandemiejahres die insgesamt dritte kritische Welle einleiten. Obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits eine Durchimpfungsrate von über 50 Prozent erreicht war, sollte sich damals die Belagszahl in den Intensivbetten noch einmal der kritischen Auslastungsgrenze von über 33 Prozent annähern. "Grundsätzlich waren sowohl Alpha wie auch Delta pathogener als der Wildtyp", jedoch waren zu diesem Zeitpunkt bereits viele durch eine Infektion mit diesem, und ab 2021 auch zunehmend durch eine Impfung geschützt. Auch das medizinische Wissen im Umgang mit der Krankheit hatte sich vergrößert.
Trotzdem waren es 17.701 (13 Prozent) von insgesamt hospitalisieren 135.718 Covid-19-Patientinnen und -Patienten, die in den öffentlichen Krankenhäusern verstarben. Rund jeder Dritte (30,9 Prozent) der 18.809 Personen in Intensivbetreuung erlitt dieses Schicksal, so die GÖG-Auswertung für den Zeitraum bis Ende Februar. Bis zu diesem Zeitpunkt starben in Österreich insgesamt rund 22.000 Menschen mit einer Covid-19-Infektion - rund 20 Prozent verstarben also außerhalb einer öffentlichen Krankenanstalt.
Während der Dominanz des Wildtyps (Aufnahmen bis Februar 2021) lag die Letalität mit 37,0 Prozent über jener der von März bis Juni 2021 dominierenden Alpha-Variante (33,4 Prozent). Ein Rückgang, der laut GÖG durch die jüngere Altersstruktur in diesem Zeitraum erklärt werden kann. Denn insgesamt erhöhte sich die Letalität der Intensivhospitalisierten in fast allen Altersgruppen gegenüber der Wild-Variante. Delta dominierte dann bis Jahresende 2021, die Letalität stieg auf 34,8 Prozent.
Omikron sorgte für Paradigmenwechsel
Im dritten Pandemie-Jahr leitete die Omikron-Variante einen Paradigmenwechsel ein: Die Sterblichkeit in den Intensivbetten sank auf 23,2 Prozent, was laut GÖG durch die geringere Virulenz erklärbar ist. Mit Omikron begann aber auch eine bemerkenswerte Veränderung im Verhältnis Normal- zu Intensivbetten, denn hier fand erstmals eine Entkoppelung statt: Während der Intensivbelag von Februar bis März 2022 relativ konstant blieb, stieg der Normalstationsbelag in der fünften Epidemiewelle - der Wildtyp war zweiwellig - auf 3.074 Betten am 28. März 2022. Während der Omikron-Phase gab es auch den Großteil der gemeldeten EMS-Corona-Fälle, in 26 von insgesamt 165 Wochen betrugt deren Zahl 3.174.238 von insgesamt 5.769.465.
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Impf-Schutzwirkung mangels Datenverknüpfung nicht möglich
Nach diesem zweithöchsten Belag im bisherigen Pandemieverlauf begann in der zweiten Jahreshälfte die BA.4/5-Phase, die bis Februar 2023 andauerte und die Sterblichkeit noch einmal senkte (20,0 Prozent, ICU). Hier wird auch die erhöhte Immunität der Bevölkerung als Ursache mitangeführt. Eine Aussage zur Schutzwirkung durch die Impfung könne mangels der Verknüpfbarkeit der Impf- und der Spitalsdaten derzeit nicht getroffen werden.
Was die durchschnittliche Liegedauer auf Intensivstationen betrifft, so lag diese bei ICU-Patientinnen und -Patienten im Pandemieverlauf bei etwa 11,7 Tagen. Die Entwicklung im Verlauf der Varianten gestaltete sich dabei ähnlich der Letalität: Am längsten fiel sie daher in der Epidemiephase mit Dominanz der Delta-Variante mit 14,8 Tagen aus.
Im Verlauf von mehr als drei Jahren wurde Covid-19 von einer mehrheitlichen Hauptdiagnose indes auch zunehmend als Nebendiagnose codiert - wie beispielsweise eine asymptomatische Covid-19-Hospitalisierung als Zufallsbefund nach eine Beinfraktur oder im Zuge einer Geburt. Dieser Anteil belief sich in der Phase der BA.5-Variante bis Februar diesen Jahres bei 50 Prozent, in den ersten beiden Pandemiejahren lag dieser Anteil noch bei rund einem Viertel.