10.000 Plätze für kostenlose Psychotherapie und Beratung für Kinder
Kinder und Jugendliche sind derzeit mit vielen Krisen belastet: die Nachwirkungen der Pandemie, Kriege, die Klimakrise und Armutsgefährdung durch die Inflation wirken wie ein Brennglas auf ihre Psyche. Vor allem Angststörungen, Depressionen, Ess- und Schlafstörungen haben zugenommen, betonte Beate Wimmer-Puchinger, Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen (BÖP) bei einer Pressekonferenz am Montag. "Kinder und Jugendliche sind anders unter Druck als Erwachsene, etwa durch soziale Netzwerke."
15 Einheiten Therapie oder Beratung
Für einen Kassenplatz für Psychotherapie bestehen allerdings monatelange Wartezeiten, psychologische Beratung muss generell selbst bezahlt werden. Anders ist das beim Projekt "Gesund aus der Krise", das bereits im April 2022 angelaufen ist und nun verlängert wird.
Kinder und Jugendliche von 0 bis 21 Jahren erhalten über das Projekt rasch und unbürokratisch bis zu 15 Einheiten Psychotherapie oder psychologische Beratung – und zwar kostenlos in ganz Österreich. In schwerwiegenden Fällen ist eine einmalige Verlängerung um fünf weitere Einheiten möglich, die dem Übergang in die Regelversorgung dient.
Um 19 Millionen Euro aufgestockt
Bereits 8.000 junge Menschen profitierten von dem niederschwelligen Angebot. Ein Drittel der bisherigen Klientinnen und Klienten ist zwischen 10 und 15 Jahre alt, 45 Prozent zwischen 16 und 21 Jahre. Jetzt stockte das Gesundheitsministerium das Budget um 19 Millionen Euro auf – das entspricht weiteren 10.000 Plätzen.
"Kinder und Jugendliche sollten unbeschwert aufwachsen können. Die Pandemie, der Krieg in der Ukraine und auch die Teuerungen – das alles belastet sie nach wie vor massiv. Aufgrund des Erfolgs – aber auch hohen Nachfrage – haben wir daher die Mittel für dieses Vorzeigeprojekt deutlich aufgestockt", sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch.
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Ecard statt Kreditkarte
Es müsse möglich sein, Psychotherapie oder psychologische Beratung mit der Ecard zu bezahlen und nicht mit der Kreditkarte, meinte Rauch. Die zusätzlichen Millionen für psychisch belastete und erkrankte Kinder und Jugendliche seien "vergleichsweise ein kleiner Betrag, wenn man weiß, was die Nichtbehandlung auf Dauer kostet". Insofern sei nicht von Kosten, sondern von Investitionen in die Zukunft der Jugend zu sprechen, betonte Rauch.
"Gesund aus der Krise" wird vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen in enger Kooperation mit dem Österreichischen Berufsverband für Psychotherapie umgesetzt.
Über die Website www.gesundausderkrise.at sowie die Hotline 0800 800 122 können Betroffene, Angehörige sowie Zuweiser wie Ärzte, Sozialarbeiter oder Lehrer Termine vereinbaren.
Die Zahl der Klinischen Psychologen, Psychotherapeuten und Gesundheitspsychologen wird von 875 auf 1.500 aufgestockt. Sie beraten und behandeln in insgesamt 17 Sprachen, auch in ländlichen Regionen. Klientinnen und Klienten erhalten innerhalb von 14 Tagen einen Gutschein. Im Schnitt dauert die Vermittlung elf Werktage.
Bisher wurden vor allem depressive Verstimmungen bis hin zu schweren Depressionen und Suizidgedanken, Angsterkrankungen durch reduzierten Selbstwert, Überforderungen im schulischen Kontext, reduzierte Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, Essstörungen, Schlafprobleme, soziale Probleme und innerfamiliäre Konflikte behandelt.