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„Die Masernimpfung ist wichtiger“

Noch ist es nicht ganz schlimm, aber wir merken das Einsetzen der Grippewelle bereits. Die Zahl unserer Hausbesuche in der Nacht steigt“, sagt Paul Prem, medizinischer Leiter des Ärztefunkdienstes in Wien.

Neben der Influenza sind auch die Masern wieder aktuell: Bereits 37 Erkrankte gibt es bei einem Ausbruch in Wien und Niederösterreich, zwölf Personen mussten in ein Krankenhaus aufgenommen werden.

Diskussion

Für beide Krankheiten wird das Thema Impfungen heftig diskutiert: In Österreich sind nur 60 bis 80 Prozent der Zweijährigen mit zwei Impfungen gegen Masern geschützt – wobei laut neuesten Zahlen des Gesundheitsministeriums 95 Prozent der Kinder zumindest eine Impfung erhalten. Ausreichenden Schutz bieten aber erst zwei Impfungen. Bei den Influenza-Impfungen sank der Prozentsatz der Geimpften in den vergangen Jahren auf acht Prozent.

„Wobei man klar sagen muss: Die Masernimpfung ist eindeutig wichtiger“, sagt der Mediziner Jean-Paul Klein, Leiter der Abteilung für Impfwesen im Gesundheitsministerium. „Bei Kleinkindern poche ich nicht auf die Influenza-Impfung, aber auf das gesamte Basis-Impfprogramm mit der zweifachen Masern-Mumps-Röteln-Impfung. Dann besteht ein lebenslanger Schutz und keine Gefahr von Masern-Komplikationen.“

Bei der Influenza-Impfung liege die Schutzrate hingegen nur bei 70 Prozent – und sie muss jedes Jahr erneuert werden. Laut Österreichischem Impfplan ist die Influenza-Impfung „jedem, der sich schützen will, zu empfehlen“. Der Arzt und Gesundheitssprecher des Team Stronach, Marcus Franz, hält die Influenza-Impfung „längst nicht für alle sinnvoll, sondern hauptsächlich für Menschen über 65 und da auch nur für jene, die schon an anderen Krankheiten leiden“.

Skeptische Ärzte

Experte Klein: „Ich sehe die Notwendigkeit der Grippe-Impfung nur bei Menschen, die das Risiko eines schweren Verlaufs haben – z. B. bei Menschen mit Grundkrankheiten wie Herz-Kreislaufleiden, schwachem Immunsystem oder Diabetes, bei stark Übergewichtigen, medizinischem Personal und Personen mit Kundenkontakt. Auch das Alter spielt eine Rolle. In Österreich stehen allerdings nicht einmal die Ärzte hinter der Grippeimpfung.“ Für Univ.-Prof. Egon Marth, emeritierter Leiter des Hygieneinstituts der MedUni Graz, ist das unverständlich. „Bereits ab dem 50. Lebensjahr steigt unter Ungeimpften durch die Influenza das Sterberisiko.“ Und auch bei Jüngeren könne es zu schweren Folgeerkrankungen wie einer Herzmuskel- oder einer Hirnentzündung kommen.

Impfkritische Mediziner sehen v. a. in früh im Leben verabreichten Impfungen eine mögliche Ursache für Allergien oder Autoimmunerkrankungen im späteren Leben. Klein: „Dafür fehlt aus meiner Sicht der Nachweis.“ Und das Argument von Impfskeptikern, Infektionen wie Masern würden einen Entwicklungsschub nach sich ziehen? Klein: „Ich hatte 1956 eine schwere Masernerkrankung. Das ist kein Entwicklungsschub, das ist ein Entwicklungsstopp.“

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Schulmedizin: „Impfen ist die beste Vorbeugung. Händewaschen senkt das Risiko einer Schmierinfektion“, so Hygiene-Experte Egon Marth. Anders als bei Erkältungen brächten andere Maßnahmen – z. B. Zinkpräparate – nichts: „Bei der Influenza kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems, die wahrscheinlich für einen großen Teil der Grippesymptome verantwortlich ist. Bei einem starken Immunsystem kann diese Reaktion sogar noch stärker sein.“
TCM-Medizin: „Mit Akupunktur und Akupressur kann die Abwehrkraft der Schleimhäute und des Körpers insgesamt gestärkt werden, gleichzeitig wird der Kreislauf stabilisiert“, so Neurologe und TCM-Spezialist (Traditionelle Chinesische Medizin) Alexander Meng. „Massieren Sie Nase und Stirn, die Nasenflügel sowie den Nacken zwischen den Schulterblättern durch je eine halbe Minute langes Auf- und Abreiben. Wichtig: Wärmende Tees – Ingwer, Kamille – und bei kalten Füßen am Abend ein heißes Fußbad.“
Homöopathie: „Mit Homöopathie ist es möglich, das Immunsystem zu stärken“, sagt die homöopathische Medizinerin Katrin Strauch. „Das homöopathische Arzneimittels Influenzinum kann, bei rechtzeitiger Einnahme, die Wahrscheinlichkeit eines Influenza-Ausbruches minimieren.“ Die individuelle Dosis müsse durch den Homöopathen bestimmt werden.