Wirtschaft

Neuer US-Notenbank-Chef erhöht Leitzins

Jerome Powell, der neue Chef der US-Notenbank Fed hat Mittwochabend getan, was alle erwartet hatten: Er setzte die Serie an Zinserhöhungen fort. Die US-Währungshüter hoben den Schlüsselsatz am Mittwoch um einen Viertelpunkt auf die neue Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent an. 2017 hatte die Fed unter Powells Vorgängerin Janet Yellen die Zinsen drei Mal angehoben. Heuer will sie angesichts der brummenden Wirtschaft die Gangart beibehalten. Die Währungshüter signalisierten für 2018 insgesamt drei Schritte nach oben. „Wir sehen eine Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent, dass noch eine vierte dazukommt“, sagte Andreas Auer von der Privatbank Gutmann zum KURIER.

Turbulenzen möglich

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Die Entscheidungen der US-Notenbank sind so wichtig, weil unliebsame Überraschungen binnen Minuten die Märkte durcheinanderrütteln können. Einen Vorgeschmack gab es Ende Jänner: Weil die USA höhere Lohnabschlüsse meldeten als erwartet, wurde prompt eine Lohn-Preis-Spirale und steigende Inflation befürchtet. Allein die Erwartung höherer Zinsen reichte aus, um die Aktienkurse einbrechen und Zinsen bei US-Anleihen hochschnellen zu lassen.

Tatsächlich spreche einiges dafür, dass die Inflationsrate in den USA in der zweiten Jahreshälfte 2018 anziehen und die Zwei-Prozent-Marke übertreffen könnte, sagt Auer. In einer ohnehin heißen Konjunkturphase kurbelt Trumps Steuerreform das Wachstum weiter an.

Die US-Arbeitslosigkeit ist schon auf Tiefständen angekommen. Selbst wenn viele Amerikaner, die das bereits aufgegeben hatten, jetzt neu auf Arbeitssuche gehen, könnten offene Stellen unbesetzt bleiben. „Wenn die US-Wirtschaft so rasch wachsen soll, dass sich die höheren Staatsausgaben selbst tragen, wie Trump es will, wird die Ressource Mensch knapp“, sagt Auer. Womit die Preise, also die Löhne, steigen müssten. Was nach acht oder neun Jahren Aufschwung noch „kein Riesenproblem“ sei. Heikel würde es, sollte bei der Inflationsrate ein Dreier vor dem Komma stehen. Dann würde die Glaubwürdigkeit der Fed angezweifelt.

Schere geht auf

Eines steht fest: Die Zinsschere auf beiden Seiten des Atlantiks geht weiter auf (Grafik) . Die US-Leitzinsen liegen seit Dezember 2017 bei 1,25 bis 1,5 Prozent, während die EZB im Euroraum an der Nullzinspolitik festhält. Und das wohl noch länger, auch wenn Deutschlands „Wirtschaftsweise“ (Regierungsberater) den Einstieg in den Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik für „überfällig“ halten. Die Wirtschaft im Euroraum entwickelt sich zwar gut, hinkt aber einige Jahre hinter den USA nach. Andreas Auer erwartet nicht, dass die EZB vor der zweiten Jahreshälfte 2019 an der Zinsschraube dreht.