Wirtschaft

WKÖ-Chef fordert für bestimmte Branchen Innovationszonen mit schlanken Regeln

Es soll der ganz große Wurf werden. Um von der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung der Schwellenländer wie China und Indien nicht überrollt zu werden, hat die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) mit rund hundert Innovationsexperten und Querdenkern aus der Zivilgesellschaft eine neue Gegenstrategie entwickelt. Das Resultat ist eine 120 Seiten starke „Innovationsstrategie für Österreich“.

Oder anders gesagt: Es sollen neue Rahmenbedingungen in Österreich geschaffen werden, damit naturwissenschaftliche und technische Forschungsergebnisse und Entwicklungen in marktfähige Produkte und Dienstleistungen fließen können. Dazu sollen allen Beteiligten (Firmen, Universitäten, Ideengeber) besser vernetzt und neuartige Kooperationen geschlossen werden.

Das Geld dafür soll vor allem von der Regierung, von Ministerien, Förderungsstellen, aber auch aus der Privatwirtschaft fließen.

12,3 Milliarden Euro

Dazu muss man wissen, dass im Vorjahr hierzulande 12,3 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung geflossen sind, die Hälfte kam von Unternehmen. Das ist künftig nicht genug.

„Wenn es so weitergeht, kommen die Innovationen künftig großteils aus Asien. Wir brauchen deshalb ein Förderprogramm für globale Herausforderungen“, sagt WKÖ-Chef Harald Mahrer. „Die Zukunft wird zurzeit völlig neu geschrieben. Wir müssen ganz vorn dabei sein.“ Nachsatz: „Es gibt keine Alternative, einen Plan B kann sich die Regierung nicht leisten.“

Viele Schlagwörter

Die Strategie Mahrers besteht vorerst aus vielen schlauen Schlagwörtern, denen offenbar erst Leben eingehaucht werden muss. So sollen Ergebnisse der wissenschaftlichen Grundlagenforschung künftig systematisch offengelegt und Forscher der Unis mit den Forschungsabteilungen der Unternehmen vernetzt werden. Neu ist, dass aus der Strategie nicht nur ein wirtschaftlicher, sondern auch ein gesellschaftlicher Nutzen wie im Umweltbereich (Klimawandel, Ressourcen) gezogen werden soll.

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Ausnahmeregeln

Eine Idee sticht dabei heraus. So sollen spezielle von der Bürokratie entlastete und weitläufige Freiräume geschaffen werden. Mahrer formuliert das so: „Wir müssen Innovationszonen in Österreich einführen wie eine Art Freihandelszonen, wo Neues leichter erfunden und auf die Welt gebracht werden kann.“ Dazu sollen Ausnahmebestimmungen in Gesetzen und Regelungen für einen bestimmten Zeitraum für die Unternehmen geschaffen werden.

Noch keine konkreten Informationen

So soll für die Salzburger Tourismusbranche eine solche Innovationszone geschaffen werden. Dazu werden gerade Gespräche mit der örtlichen Wirtschaftskammer und der Landespolitik geführt. Geplanter Start ist 2020. Für konkrete Angaben sei es laut WKÖ noch zu früh.

„Wir glauben auch, dass wir einen Fonds für die Entwicklung von radikal Neuem brauchen, der aber privatwirtschaftlich organisiert ist“, sagt Mahrer. So sollten ambitionierte Projekte von „hellen Köpfen“ gefördert werden, „von denen man noch nicht weiß, was es am Ende wird“. Hier nimmt der WKÖ-Chef eine Anlehnung an Internet-Riesen wie Google. Der steckt Zigmillionen in neue Ideen, ohne Rücksicht auf Verluste.

WKÖ-Außenstellen sollen Trends aufspüren

Im kleinen Rahmen gibt es das eigentlich schon. Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) hat unter Minister Jörg Leichtfried (SPÖ) das Förderprogramm „Early Stage“ für radikal neue Ideen und Hochrisikoprojekte eingeführt. Das Fördervolumen wurde mit 11,5 Millionen Euro dotiert.

Auch die 100 WKÖ-Dependancen im Ausland sollen noch stärker innovationsmäßig eingebunden werden. Sie sollen heimische Unternehmen mit Informationen über internationalen Trends versorgen und mit internationalen Recherchen unterstützen.