Wirtschaft

Hello,TeleDoc! Wiener Firma startet Online-Praxis für Fachärzte

Mit dem Arzt via Videoanruf sprechen, ohne das Haus verlassen zu müssen: Die Corona-Pandemie zeigte auf, wie wichtig der in vielen Ländern bereits etablierte Einsatz von Telemedizin ist. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) startete kürzlich in Wien einen ersten Feldversuch in sechs Ambulanzen – der KURIER berichtete.

„Österreich hinkt in Sachen Telemedizin weit hinterher“, weiß Florian Brandstetter, Gründer und Geschäftsführer des Wiener Start-ups TeleDoc. Dabei gebe es hierzulande mehr als 100 Gemeinden ohne Hausarzt und der Ärztemangel nehme ständig zu. Weil es in Österreich bis dato kein Tarifmodell für private Telemedizin-Anbieter gibt, startete TeleDoc vor zwei Jahren nicht in Wien, sondern Rumänien, Bulgarien, Albanien und den Kosovo.

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Gegen eine geringe Gebühr bietet die Smartphone-App „MyTeledoc“ Zugang zu einem Ärztenetzwerk und ermöglicht Patienten, standortunabhängig rund um die Uhr mit einem Hausarzt zu sprechen. Mehr als 50.000 Nutzer zählt die Plattform derzeit in Südosteuropa. Weil die Krankenkassen dort nicht den Service wie in Österreich bieten, belohnen Firmen ihre Mitarbeiter oft mit ärztlichen Leistungen wie Telemedizin. „Wir haben vor allem Firmenkunden“, sagt Brandstetter. Auch Kliniken setzen für Nachbehandlungen auf die TeleDoc-App.

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Fachärzte-Plattform

Mit dem Launch einer eigenen Fachärzte-Plattform steigt TeleDoc nun auch in den österreichischen Markt ein. Seit Anfang Oktober können sich Fachärzte aller Art auf der Plattform registrieren und dort quasi ihre Online-Praxis eröffnen. „Die Plattform ist offen für jedermann und bis April 2022 für die Ärzte kostenlos“, erläutert Brandstetter. Ziel sei es, einen einfachen Zugang zu medizinischer Beratung zu schaffen als auch die Einholung einer zweiten Fachmeinung zu erleichtern. Bis Ende des Jahres sollen die ersten 500 Fachärzte gewonnen werden und das Service auch in der Slowakei, Ungarn, Kroatien und der Ukraine starten. Die teilnehmenden Ärzte müssen ihre Qualifikation in einem dreistufigen Verfahren nachweisen, können dafür ihre Dienste allen Patienten unabhängig vom Standort anbieten – sofern es keine Sprachprobleme gibt.

Die Preise für eine Konsultation liegen für Patienten zwischen 20 und 250 Euro pro Stunde, die Rechnungslegung erfolgt durch den Arzt.

Bis Ende 2022 will Brandstetter bis zu einer Million Kunden in Zentral- und Osteuropa erreichen. Ein ehrgeiziges Ziel, zumal TeleDoc etliche Mitbewerber in dem Bereich hat. TeleDoc wurde von Florian und seinem Vater Christian Brandstetter, einem Versicherungsprofi, gegründet. Zu den Kapitalgebern zählen die BlueRock Capital und die zur Vienna Insurance Group gehörende Viveca Beteiligungs Gmbh, die bisher 4,5 Mio. Euro an Kapital beisteuerten. 2022 ist eine weitere Finanzierungsrunde geplant. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 20 Mitarbeiter, davon fünf in Wien. Durch die Expansion ist noch für heuer eine Aufstockung auf 35 geplant. anita staudacher

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