Wirtschaft

Die Metaller streiken und die Arbeitgeber warnen vor der Benya-Formel

Die sechste Verhandlungsrunde der Gewerkschaften Pro-Ge und GPA mit dem Fachverband der Metallindustrie endete Montagabend nach elf Stunden ergebnislos. Nun wollen die Gewerkschaften die Schlagzahl erhöhen und wie angekündigt streiken. Konkret soll es bis 17. November vorerst in rund 200 Betrieben zu eintägigen Streiks kommen.

Die ersten Frühschichten haben heute auch schon mit Streiks begonnen. Es sind die ersten Metallerstreiks seit 2018. Eine Ausweitung könnte etappenweise erfolgen, sagte der Arbeitnehmerverhandler von der Gewerkschaft PRO-GE, Reinhold Binder, im Ö1-Morgenjournal. Ab Samstag sei man aber wieder verhandlungsbereit. Zum Verhandlungsgeschehen wählte er eine denkwürdige Formulierung: "Wir sind nicht am türksichen Basar."

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Unterdessen haben am Dienstag die WKÖ-Spartenobleute von Handel, Industrie und Gewerbe/Handwerk angesichts der stockenden Verhandlungen samt begonnener Metaller-Streiks auf die derzeitige Schwäche der Wirtschaft hingewiesen. In keinem ihrer Wirtschaftsbereiche seien die Forderungen der Gewerkschaft umsetzbar. Die herrschende Rezession sei keine - wie von Wirtschaftsforschern dargestellt - "milde". "Wir sind in einer Vollrezession", sagte WKÖ-Industrievertreter Sigi Menz.

Heuer brauche man kreative Lösungen, nicht die Benya-Formel, so Gewerbe-Obfrau Renate Scheichelbauer-Schuster, Handelsobmann Rainer Trefelik und Menz (Industrie) unisono. Die Arbeitnehmervertreter müssten dringend flexibler werden. Das sind aus Sicht der Arbeitgeber neben einer gewissen Inflationsabgeltung vor allem auch Einmalzahlungen und etwaige Streckungen der Abschlüsse über einen längeren Zeitraum. "Bisher haben wir (von den Gewerkschaften, Anm.) aber nur ein 'Njet' in sowjetischer Art und Weise gehört, sonst gar nichts", monierte Trefelik.

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Menz rechnete angesichts der Benya-Formel - nach dieser bekommen die Arbeitnehmer die Inflation plus einen Anteil an der Produktivitätssteigerung - vor, dass es bei dieser heuer ohnehin einen negativen Saldo geben müsse, weil die Auftragslage massiv eingebrochen sei. Bei der Herstellung von Waren müsse man heuer von der angewandten rollierenden Inflation von 9,6 Prozent 2,7 Punkte abziehen. "Dann käme man auf Steigerungen von 6,9 Prozent", sagte Menz zum Blickwinkel der Arbeitgeberseite. Er betonte die Gesprächsbereitschaft der Metaller-Fachverbände in der WKÖ.
 

"Teuerungsausgleich ist das Mindeste"

Ein "Teuerungsausgleich ist das Mindeste", sagte zuvor der Arbeitnehmervertreter Binder im Ö1-Morgenjournal. In den Verhandlungen wird von einer rollierenden Inflation von 9,6 Prozent ausgegangen - das ist die durchschnittliche Inflation von September 2022 bis zum selben Monat heuer. Insgesamt lautet die Forderung der Arbeitnehmervertreter auf 11,6 Prozent. Binder betonte mehrmals, dass die Geschäfte in der Vergangenheit gut gelaufen sind. "Wir kämpfen um das Geld, das bereits am Konto der Firmen angekommen ist."

Nun soll es bis 17. November vorerst in rund 200 Betrieben zu eintägigen Streiks kommen. Binder sagte, man schaue sich heute und am Mittwoch auch die KV-Gespräche weiterer Metallersparten - anderer Fachverbände, das "Hauptmatch" findet quasi in der Metalltechnischen Industrie mit 130.000 Mitarbeitenden statt - an. Das dortige Fortkommen wird das Vorgehen der Gewerkschaften mit beeinflussen.

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Streik in Oberösterreich

Bei der deutschen Maschinenbaufirma Trumpf in Pasching in Oberösterreich mit dort insgesamt 830 Mitarbeitenden meldeten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Frühschicht dienstbereit, traten aber in den Streik. Am Firmeneingang waren zwei Streikposten stationiert. Arbeiterbetriebsratschef Alfred Sacher sagte dem ORF-Radio: "Die Stimmung ist sehr verärgert. Die Leute haben sich von den gestrigen Verhandlungen einiges erwartet, sind mit den Aufbesserungen der Arbeitgeber nicht einverstanden. Sie werden die Arbeit heute nicht aufnehmen. Der Streik geht bis 22 Uhr."

In diesen Unternehmen wird heute, Dienstag, unter anderem gestreikt:

 

  1. ISI GmbH(Wien) ab 9.30 Uhr
  2. Voith (NÖ) ab 12 Uhr
  3. Leopoldsdorfer Maschinenfabrik (NÖ) ab 9 Uhr
  4. Welser Profile (NÖ) ab 22 Uhr
  5. Husky-KTW (NÖ) ab 9 Uhr
  6. Trumpf Maschinen (OÖ) schon ab 13. 11. um 22 Uhr
  7. Greiner Extrusion (OÖ) ab 8:45 Uhr
  8. Grass (Vorarlberg) ab 6 Uhr
  9. Wittur (NÖ)
  10. Collini (Salzburg) ab 6 Uhr

 

In diesen Unternehmen wird am Mittwoch, dem 15. November, gestreikt: 

 

  1. Andritz (Steiermark) ab 10 Uhr
  2. Laska (OÖ) ab 9 Uhr
  3. Weber-Hydraulik Uhrzeit noch offen
  4. Eisenbeiß (OÖ) ab 10 Uhr
  5. TCG Unitech (OÖ) ab 5 Uhr
  6. Teufelberger Seil (OÖ) ab 8 Uhr
  7. Linsinger Maschinenbau ab 11.30 Uhr
  8. LBH (OÖ) ab 12 Uhr
  9. Maschinenfabrik Liezen (Steiermark) ab 9 Uhr
  10. Innio Jenbacher (Tirol) ab ab 9 Uhr
  11. Lieberherr Werk Nenzing (Vorarlberg) ab 7.30 Uhr
  12. Schindler, Otis, Kone, TK Elevator (Wien) ab 7 Uhr

 

 

In diesen Unternehmen wird am Donnerstag, dem 16. November ,gestreikt:

  1. Standorte der voestalpine (Uhrzeit noch offen)
  2. Plasser & Theurer (OÖ) (Uhrzeit noch offen)
  3. Bilfinger Industrial (OÖ) (Uhrzeit noch offen)
  4. Engel (OÖ) (Uhrzeit noch offen)
  5. Stiwa ab 9 Uhr
  6. Borbet (Uhrzeit noch offen)
  7. Mayer und Co Beschläge (Salzburg) ab 6 Uhr
  8. Bosch (Salzburg) ab 6 Uhr
  9. Pewag (Steiermark) ab 13 Uhr
  10. Rheinmetall Millitary (Wien) Uhrzeit noch offen

Keine Einigung: Was Montagabend geschah

"Es reicht. Wir haben am Verhandlungstisch alles versucht. Es gibt nach einem Verhandlungsmarathon von sieben Wochen noch immer keine Bereitschaft der Arbeitgeber, ein faires Angebot für nachhaltige Lohn- und Gehaltserhöhungen auf den Tisch zu legen. Die Streikbereitschaft ist riesengroß und das bekommen sie jetzt zu spüren", sagten die beiden Chefverhandler der Arbeitnehmer Binder und Karl Dürtscher Montagabend. Das Angebot für Lohn- und Gehaltserhöhungen mit im Schnitt sechs Prozent sei weiter deutlich zu gering.

Die Streikziele seien folgende: "Eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 11,6 Prozent. Die Bezahlung der Streikstunden durch die bestreikten Unternehmen. Die Vereinbarung eines weiteren Verhandlungstermins."

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Die Vertreter der Metalltechnische Industrie wiederum bezeichneten die Vorgangsweise der Gewerkschaften als "verantwortungslos und unverhältnismäßig". Die Arbeitgeber hätten zuletzt durchschnittlich 8,2 Prozent mehr Lohn und Gehalt angeboten, bestehend aus nachhaltigen, sozial gestaffelten Lohn- und Gehaltserhöhungen von durchschnittlich 6 Prozent (2,7 Prozent plus 130 Euro monatlicher Fixbetrag als nachhaltige Lohn-bzw. Gehaltserhöhung) sowie eine steuerbefreite Einmalzahlung von netto 1.200 Euro. Bei der untersten Beschäftigungsgruppe würde das Lohnplus sogar bis zu 12 Prozent betragen, sagen die Arbeitgeber.

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Und weiter: "Dem nun folgenden Streik werden wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln entgegentreten. Jede Form von unzulässiger Behinderung oder Blockade wird zur Anzeige gebracht. Klar ist auch, dass die Streikenden für die Zeit der Arbeitsniederlegung keinen Lohn erhalten, dafür sind jetzt die Gewerkschaften zuständig. In jedem Fall bedeutet dies für die Streikenden Lohneinbußen." Die Höhe der Entschädigung ist abhängig davon, wie lange ein Mitarbeiter schon der Gewerkschaft angehört.

Die Gewerkschaft hingegen fordert die Bezahlung der Streikstunden durch die bestreikten Unternehmen. Und beharrt weiterhin auf 11,6 Prozent Lohnerhöhung. 

In der Metallindustrie kam es in der jüngeren Vergangenheit im Jahr 2011 zu Streiks in rund 200 Betrieben mit 100.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie 2018 in mehr als 240 Betrieben mit mehr als 70.000 Beschäftigten. 2018 blieb es aber bei Warnstreiks.