Wirtschaft

Wie Chinas Wirtschaft Schwein haben will

Heute, Dienstag, wird in ganz China groß gefeiert. Familien kommen zusammen, um mit einem opulenten Mahl und einem Feuerwerk das chinesische Neujahr gebührend zu begrüßen. Das neue Jahr steht ganz im Zeichen des Schweins. Das Sternzeichen ist äußerst beliebt, symbolisiert es doch Wohlstand und Glück. Doch wird es auch für Chinas Wirtschaft ein Jahr des Glücks? Das hängt von folgenden Faktoren ab:

- HandelskriegDer Konflikt mit den USA dominierte bereits das Vorjahr und wird auch heuer beherrschendes Thema sein. Der Außenhandelsüberschuss Chinas mit den USA stieg um 17,2 Prozent auf ein Rekordhoch von 323,3 Mrd. Dollar. Im weltweiten Handel gab es hingegen sogar einen Rückgang um 16 Prozent. Auch wenn erst in der Vorwoche US-Präsident Donald Trump die laufenden Verhandlungen als „gut“ bezeichnete, sieht Markus Auer, Analyst beim Erste Asset Management, den Konflikt weiterhin als belastend an. „Die Folgen werden sich erst allmählich manifestieren.“ Bis Anfang März ist noch Zeit, die auf Eis gelegten US-Strafzölle zu vermeiden. Ausgang ungewiss, angesichts der oft nicht nachvollziehbaren Entscheidungen Trumps. „Ich gehe nicht von einer substanziellen Lösung bis dahin aus“, sagt Valentin Hofstätter, Analyst bei der Raiffeisen Bank International. China habe zwar in einigen Fragen schon Gesetzesänderungen in die Wege geleitet, diese dürften Trump aber zu wenig sein.

- KonsumDer Handelskrieg brachte als Folgeerscheinung geringeres Konsumvertrauen. Das jährliche Wachstum im städtischen Einzelhandel, wo der Großteil der Güter mit hohem Wertschöpfungsanteil konsumiert wird, fällt seit 2010.

- InfrastrukturLaut Auer ist die Infrastruktur das Rückgrat der chinesischen Wirtschaft. „Es hält Staatsunternehmen am Leben, bereitet den Weg für zukünftiges Wachstum und ist primär von zwei Rohmaterialien abhängig: Beton und Stahl.“ Nach einer bemerkenswerten Rallye seit 2015 verzeichnete der Stahlpreis in China im Vorjahr einen Verfall. „Das weist auf ein Austrocknen der Infrastruktur-Pipeline hin“, sagt Auer.

- Verschuldung Mit 30 Billionen Dollar oder rund 250 Prozent der Wirtschaftsleistung (Österreich 74 Prozent) an Staatsschulden trägt China nach den USA die zweitgrößten Schuldenlast. Vor allem die hohe Verschuldung in Fremdwährungen macht Ökonomen Sorgen. „Zwar ist das Niveau schon hoch, doch glaube ich, dass nach wie vor Spielraum besteht, bevor ein besorgniserregendes Volumen erreicht ist“, sagt Auer.

Alle Inhalte anzeigen

Mögliche Maßnahmen

Zusammenfassend stellt der Analyst fest, dass sich China Problemen ausgesetzt sieht, die das Land nicht vollends unter eigener Kontrolle habe. Dennoch glaubt er nicht, dass das Wachstum auf fünf Prozent oder darunter fallen werde. Auch Hofstätter geht weiter von einem Wachstum von 6,4 Prozent aus (6,6 Prozent im Vorjahr). „Damit würde das Reich der Mitte erneut ein Hort der Stabilität in einer Welt von ansonsten schwächelenden Konjunkturaussichten werden“, so Xueming Song, Chefökonom der Fondsgesellschaft DWS in China.

Hofstätter geht davon aus, dass die Regierung in Peking mit fiskalpolitischen Maßnahmen eine größere Abschwächung verhindern möchte. Neben Steuer- und Gebührensenkungen, Maßnahmen zur Steigerung des privaten Konsums und höheren öffentlichen Ausgaben (in Bildung und Gesundheit) wird laut Hofstätter auch in größere öffentliche Projekte wie das 5G-Netz und in die kommunale Infrastruktur investiert werden.

Das Ausmaß könnte bis zu 260 Milliarden Euro schwer sein und so einen halben Prozentpunkt an Wachstum bringen. Die Zentralbank, die der Regierung untersteht, pumpte unlängst bereits die Rekordsumme von 73 Milliarden Euro in die Finanzbranche. Die weiteren Maßnahmen könnten schon beim Nationalen Volkskongress Anfang März beschlossen werden.

Jahr des Schweins: In Chinas Astrologie gibt es zwölf Tierkreiszeichen (Ratte, Büffel, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Schaf, Affe, Hahn, Hund und Schwein). Diese wechseln sich im Jahresrhythmus ab.


Datum: Das chinesische Neujahr wird jedes Jahr an einem anderen Tag (zwischen 21. Jänner und 21. Februar) gefeiert und fällt meist auf den zweiten Neumond nach der Wintersonnenwende.