Wirtschaft

Was Sie über die Pleite des Kaufhausprojekts Lamarr wissen sollten

Vor sechs Jahren kaufte eine Privatstiftung des Investors René Benko in einer Nacht-und-Nebel-Aktion den Leiner-Flagshipstore in der Wiener Mariahilfer Straße 10-18 zum Schnäppchenpreis von 60 Millionen Euro. Benko hatte den Mehrwert der Immobilie schnell erkannt und ging daran, den Altbau abreißen und einen Neubau für das künftige Luxuskaufhaus Lamarr samt Nobel-Hotel errichten zu lassen. Das nach der einstigen Hollywooddiva Hedy Lamarr benannte Projekt sollte der Prestigebau von Benkos Signa in Österreich werden, ähnlich wie der Elbtower in Hamburg.

Nun musste die Projekt- gesellschaft Mariahilfer Straße 10-18 Immobilien GmbH den Weg zum Konkursgericht antreten. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände Creditreform, AKV und KSV1870 dem KURIER. Die Schulden werden mit 276,5 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 260 Millionen Euro auf Banken und 16,5 Millionen Euro auf Leistungen und Lieferanten.

Keine Kapitalzufuhr

„Der Abschluss der Bauarbeiten bzw. die Eröffnung des Kaufhauses war ursprünglich für das zweite Halbjahr 2025 geplant. Derzeit liegt der Fertigstellungsgrad bei ca. 30-40 Prozent“, teilten die Anwälte des Unternehmens dem Gericht mit. „Die Finanzierung des Bauprojekts sollte einerseits durch Kapitalzufuhr der Gesellschafter erfolgen, andererseits durch Aufnahme eines Bankkredits von bis zu 390 Millionen Euro. Der Kredit wurde durch ein Bankenkonsortium unter Führung der UniCredit Bank Austria AG gewährt.“ Die UniCredit hat ein Pfandrecht in Höhe von 295 Millionen Euro auf der Liegenschaft eingetragen, die Raiffeisenlandesbank OÖ 95 Millionen Euro. Glaubt man Insidern, dann soll die UniCredit Bank Austria zuletzt die Finanzierung des Lamarr nicht mehr freigegeben haben. Die Bank wollte keine Stellungnahme abgeben.

Investor gesucht

„Die Bauarbeiten stehen seit Dezember 2023 faktisch still. Die Geschäftsführung und die Gesellschafter waren in den vergangenen Wochen intensiv darum bemüht, die notwendige Finanzierung der Baufertigstellung sicherzustellen“, heißt es weiter. „Insbesondere wurden mit potenziellen Investoren Gespräche geführt. Diese Gespräche waren bisher aber – trotz intensiver Bemühungen – nicht erfolgreich.“

Die Mariahilfer Straße 10-18 Immobilien GmbH gehört je zur Hälfte mittelbar der insolventen Signa Prime Selection und der thailändischen Central Group. Die Central Group ist Partner der Signa bei der Schweizer Globus- und der deutschen KaDeWe-Gruppe. Sie wird immer wieder als mögliche Käuferin gehandelt.

9 Millionen Euro

„Beim Verkauf des erst zu 30-40 Prozent fertiggestellten Gebäudes in einer Liquidation ist naturgemäß mit erheblichen Abschlägen von den bisher in der Bilanz aktivierten Werten auszugehen“, so die Anwälte weiter.

Unklar ist, wie viel Geld in die Hand genommen werden muss, um den Bau fertigzustellen. Derzeit gibt es keine Hinweise, dass ein Fortbetrieb und eine Entschuldung geplant ist. Auf drei Bankkonten der Antragstellerin bei der UniCredit Bank Austria liegen lediglich Guthaben in Höhe von rund 9 Millionen Euro. Dieser Betrag ist an die UniCredit Bank Austria verpfändet und kann mit den offenen Krediten aufgerechnet werden, heißt es.

Indes hat die Stadt Wien keine Handhabe einzuschreiten, weil das Lamarr eine aufrechte Baugenehmigung hat.